Immunsystem

Nahrung als Medizin

So wirkt Ernährung auf Immunsystem und Infektabwehr

Nicole Pietschmann

Schon vor über 2000 Jahren erkannte Hippokrates: „Unsere Nahrungsmittel sollen Heil-, unsere Heilmittel Nahrungsmittel sein.“ Jedoch scheint es schwer, dieses Wissen heutzutage in die Praxis umzusetzen. Schnelles Essen, zuckerhaltige Snacks und Kantinenbesuche gehören zum Alltag. So wundert es nicht, dass ernährungs- bzw. inflammationsbedingte Erkrankungen wie z.B. Diabetes mellitus Typ II, Arteriosklerose, Darmerkrankungen und Adipositas zu den Volkskrankheiten in den Industriestaaten zählen.


Die Grundlage eines gesunden Immunsystems ist neben ausreichend Schlaf, Bewegung und wenig (physischem) Stress auch eine ausgewogene sowie gesunde Ernährung. Gemeint ist damit hauptsächlich die ursprüngliche Ernährung. Heute würde man alle kulinarischen Leckereien von Goethe oder Einstein als „Bio“ bezeichnen. Dagegen wissen wir oft kaum noch, was wir essen und wie wir die Aufnahme von Inhaltsstoffen der industriellen Mahlzeiten kontrollieren können. Industrieprodukte, minderwertige oder schädliche Lebensmittel führen zu Mangel- bzw. Fehlernährung und können die Gesundheit nachhaltig schädigen. Neben einer genetischen Disposition hat z.B. eine fettreiche Ernährung einen großen Einfluss auf die Entstehung von Diabetes mellitus Typ II. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Arteriosklerose. Der amerikanische Nobelpreisträger J. L. Goldstein postulierte zudem die Hypothese der Lipoprotein induced artherosclerosis, hervorgerufen durch eine kalorien- und fettreiche Kost [1]. Die US-Studie NHANES belegt, dass sich die tägliche Kalorienzufuhr bei Männern und Frauen um 6,9% bzw. 21,7% erhöht hat [2]. Im Zuge einer chronischen Fettleibigkeit (Adipositas) werden im Fettgewebe verstärkt Entzündungsmediatoren wie Adipokine und Zytokine ausgeschüttet, wodurch es zur Blockierung von Insulinrezeptoren kommen kann – der Organismus wird in eine Dauer-Inflammation versetzt und versucht, gegen diese vorzugehen. Zugleich vernachlässigt der Organismus jedoch tatsächliche Entzündungen, sodass Adipositas-Patienten ein erhöhtes Infektionsrisiko vorweisen. Ähnliches ist bei Mangel- bzw. Unterernährung zu beobachten. Eine kalorienarme Ernährung führt zu einer Beeinträchtigung der phagozytierenden („auffressenden“) Makrophagen und neutrophilen Granulozyten, in deren Folge die Immunabwehr sinkt.

Nahrungsmittel als Immunmodulatoren?!

Ein allseits bekanntes Phänomen ist die Nahrungsmittelallergie vom Typ I. Hierbei kommt es zu einer überschießenden Abwehrreaktion des Immunsystems auf normalerweise harmlose Nahrungsbestandteile (Allergene) mit anschließender ...

Literatur
Das umfangreiche Literaturverzeichnis finden Sie ab 18. Juli auf webarchiv.naturheilpraxis.de unter Webcode 140707.

Anschrift der Verfasserin
Dr. rer. nat. Nicole Pietschmann
Biologin
Berliner Straße 106
14467 Potsdam

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Naturheilpraxis 7/2014