Anschrift der Verfasserin
Ulla Althans
Ruth-Marx-Straße 5
72072 Tübingen
www.needles-and-qi.de
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Naturheilpraxis 6/2014
Ulla Althans
Was ist gut an dem Punkt?
Er ist der wichtigste Punkt des menschlichen Körpers. Wenn ich nur einen Punkt nadeln dürfte, dann würde ich diesen auswählen. Ich vergleiche ihn mit dem Kaiser eines Reiches und nenne ihn den „Kaiserpunkt“ des Körpers. Manchmal drücke ich meinen Respekt mit einer imaginären, inneren Verbeugung aus und gebe ihm immer den Vorrang als ersten Punkt, den ich in einer Sitzung nadle. So lernte ich es von meinem Lehrer, Dr. Feng Ninghan aus Hangzhou.
Ma 36 herrscht über die Mitte, aktiviert den Verdauungstrakt, bildet das nachgeburtliche Qi aus Nahrung und Flüssigkeit und stützt so die Lebenskraft. Alle vier essentiellen Substanzen des Körpers, Qi, Blut, Yin und Yang, können durch die Nadelung tonisiert werden. Was brauche ich mehr in einer Zeit, in welcher der Großteil unserer Patienten erschöpft ist? Auch vordergründig gestresste Menschen zeigen darunterliegende Schwächezustände, die, sobald wir Stauungen und Anspannung gelöst haben, erscheinen.
Zusanli ist einfach zu lokalisieren – meist ist ein deutlicher Muskelbauch tastbar – und einfach zu nadeln. Das Qi wird an diesem Punkt schnell und deutlich gespürt, danach richte ich mein weiteres Vorgehen aus. Für mich ist er der Kennenlern-Punkt. Wenn jemand sehr starkes De-Qi empfindet oder dieses als starken Schmerz beschreibt, wechsle ich zu den dünneren Nadeln und verwende weniger Punkte als geplant. Zweifelnde Patienten überzeuge ich mit diesem Punkt.
Was erwartest du von dem Punkt?
Als generelle Wirkung erwarte ich eine Anregung der Eigenregulation der körperlichen Mechanismen. Darum verwende ich ihn bei circa 95 % meiner Behandlungen. Er dient mir wie ein Fundament auf der Erde, worauf ich mein Therapiekonzept stelle, es ist ja auch der Erdpunkt des Yangming-Magen-Meridians.
Bei den meisten Menschen stellt sich sofort nach dem Stechen ein hörbares Grummeln im Bauchbereich ein, die gesteigerte Magen-Darm-Aktivität löst Nahrungsstagnation und öffnet den Magen. Die Patienten verspüren oft direkt nach der Sitzung starken Appetit bzw. Hunger. Nicht alle begrüßen das, aber eine gute Mitte fördert bekanntlich eine gewünschte Gewichtsabnahme eher als eine schwache, verschlackte Mitte.
Durch seinen Einfluss auf Magen und Milz sind alle Probleme des Verdauungstraktes, ob Diarrhö, Obstipation, Bauchkrämpfe oder Flatulenz, gut zu behandeln.
Er stärkt das Qi, besonders wenn ich ihn zusätzlich moxe. Bei Infekten und Allergien darf er nicht fehlen, ebenso wenig bei chronisch geschwächten Schmerzpatienten.
Bei den meisten Menschen stellt sich ein wohliges Körpergefühl oder eine generelle Entspannung ein. Immer wieder stelle ich mir die Frage, ob ich ihn durch meine häufige Punktur überstrapaziere. Dann erinnere ich mich an die Bedeutung des Namens – „Weitere Drei Meilen“: Durch starke Stimulation, auch Brandblasen, durch Moxa, konnten längere Wegstrecken zurückgelegt werden.
Wie würdest du ihn verwenden?
Meistens nadle ich tonisierend und erwärme zusätzlich die Nadel mit einer Moxa-Zigarre. Wenn ich nur wenige Nadeln setzen will und eine Yang-Schwäche vorliegt oder bei Kindern moxe ich, ohne zu nadeln. Bei Fülle-Zuständen zerstreue ich direkt nach dem Einstechen und tonisiere danach leicht. Starkes Zerstreuen vermeide ich, damit ich die Yang-Qualität des Punktes nicht zu sehr schwäche.
Würdest du ihn mit irgendwas kombinieren?
Meistens kombiniere ich ihn mit anderen Punkten, da ich ihn, wie schon gesagt, bei den meisten Behandlungen verwende. Wenn die Füße höher als die Knie auf einer Rolle gelagert sind, steche ich ihn auch in Bauchlage.
Was ist dir besonders in Erinnerung geblieben von einer Anwendung dieses Punktes?
Bei der Behandlung eines älteren Mannes mit fortgeschrittener ALS (Amyotrophe Lateralsklerose) zeigte mir mein Lehrer, Dr. Feng, wie die Wirkung dieses Punktes ...
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Ulla Althans
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