N_Online

We Love Trolls

Wer geglaubt hat, im Zuge der modernen Entmythologisierung der Welt wären auch jene fabelhaften Trolle aus unseren Wäldern und Gebirgen dahin zurückgekehrt, woher sie einst kamen – nämlich zurück in die weiten Welten des Aberglaubens und der bizarren Fantasie –, der wird rasch eines Besseren belehrt, schaut er sich nur in den Foren, sozialen Netzwerken, Blogs und in Kommentaren z.B. zu Zeitschriftenartikeln um. Dieses ungehobelte Wesen, welches unter anderem ahnungslose Wanderer zu erschrecken pflegte, hat eine zeitgemäße Metamorphose durchlaufen: Heute bedient sich der Troll bei seinem finsteren Gewerbe nicht mehr eines plötzlichen Steinschlags oder zurückschnellender Äste. Vielmehr sitzt er angepasst an die moderne Gesellschaft an seinem Laptop oder Smartphone und haut mit ungezügelter Lust am Provozieren in die Tasten, bestens anonym geschützt hinter einem drolligen „Nickname“ – elektronische Tarn- und Narrenkappe in einem.
Natürlich haben wir auch N_Trolle, die online in den Kommentaren zu unseren Postings ihre ungebändigte Freude am derben Spaß und an groben Neckereien ausleben. Ein weiblicher Troll, der sich besonders der Heilpraktiker angenommen hat, bemerkt zum Thema Pflichtbewusstsein: „Psychoscheiss ... Hoert endlich auf Menschen zu manipulieten.“ Damit sind wir gemeint.

Trotz der Regel „Don’t feed the Troll“ haben wir mit einer fernöstlichen Weisheit reagiert: „Vor dem Sprechen bitte den Mund waschen.“ Denn: Wer nicht widerspricht, stimmt zu. Doch unsere wackere Trollin hat Größeres im Sinn: „Es gibt unter Heilpraktiker jede Menge Quacksalber. Legen Wert der med. Branche anzugehoeren. Erst wenn ein abgeschlossenes Studium dahintersteckt ...“ und zur Krönung: „Wer krank ist gehört zum Arzt.“ Das ist angesichts unserer Zeitschrift für Naturheilkunde und aller praktizierenden Heilpraktiker schon ein finsteres Grollen aus dem düsteren Urwald der Unvernunft.
Eine psychologische Studie aus Kanada kommt zu dem Resümee: „Trolle sind typische Alltagssadisten“, und sie vereinen drei unterschiedliche Merkmale auf sich: Narzissmus, Machiavellismus und Psychopathie. (Buckels, Trapnell und Paulhus im Fachmagazin „Personality and Individual Differences“; siehe auch: http://tinyurl.com/mjtm27t).

Nun, damit können wir Naturheilkundler umgehen, speziell mit dem Bereich Psychopathie. Ach, einen marokkanischen Troll können wir seit kurzem begrüßen (Wüstentroll?). Salam! Nun, sehr viele dieser Geister sind insgesamt in unseren Kommentaren aber nicht anzutreffen, eher in homöopathischer Dosierung. Und hier gilt das alte naturheilkundliche Gesetz: Starke Reize hemmen die Lebenskraft, schwache fördern sie. So sind uns unsere N_Trolle langsam ans Herz gewachsen – zeigen sie doch so anschaulich das Hell und Dunkel in der anonymisierten Onlinewelt, die undifferenzierte Wut, die diese Seelen wie einen Hilfeschrei in eine naturheilkundliche Community hacken. Und so hoffen wir, dass der Geist unserer Zeitschrift auch ihnen heilsame Impulse und schöne Inspirationen bescheren möge.

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Christian Reichard, Heilpraktiker
E-Mail: reichard@pflaum.de

Wichtige Filmtipps
„Die Rache der Schöpfung – Untergang der Bienen“ (Phoenix, 45 min) http://tinyurl.com/mus6sgx
oder:
„Das Geheimnis des Bienensterbens“ (Arte, 90 min) http://tinyurl.com/ozk73ga

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Naturheilpraxis 6/2014