Krebsforum

Berberin: Farbe zeigen bei Krebs

Gelbe Impulse für eine biologische Krebstherapie

Sebastian Vigl

Während künstliche Farbstoffe aufgrund ihrer bisweilen gesundheitsschädlichen und teilweise krebserzeugenden Wirkung immer mehr in Verruf geraten, erleben natürliche Farbstoffe ein verstärktes Interesse. Sie gelten nicht nur als gesundheitsförderlich, sondern zeigen auch ein erstaunliches therapeutisches Potenzial bei schweren chronischen Erkrankungen. Das nach Berberis vulgaris benannte Alkaloid Berberin ist hierfür beispielhaft.


Auf der Suche nach probaten Medikamenten für die Behandlung maligner Erkrankungen konzentriert sich die medizinische Forschung immer wieder auf das scheinbar unerschöpfliche Feld der Arzneipflanzen und ihrer Inhaltstoffe. Besonders die stark farbstoffhaltigen Färberpflanzen, welche man früher verwendete, um Stoffe zu färben, tauchen hierbei im Fokus des Interesses auf. Analog ihrer Fähigkeit, mithilfe eines bleibenden Farbeindruckes Gewebe von Textilien und anderen Materialien zu durchdringen, finden wir auch im menschlichen Körpergewebe ihre tief gehende Wirkung wieder, die nicht selten bis in die Tiefen des Zellgeschehens, in die komplexen Abläufe von Enzymatik und Genexpression reicht. (Abb. 1)

Berberin ist als natürlicher Farbstoff unter der Bezeichnung Natural Yellow 18 bekannt, schmeckt schwach bitter, zählt zu den wenigen basischen natürlichen Farbstoffen und fluoresziert unter UV-Licht, ein Umstand, mit dessen Hilfe der Nachweis von Aufnahme und Konzentration des Berberins im menschlichen Gewebe und Zellinneren gut gelang. Die Fluoreszenz von Berberin ist pH-abhängig. Demnach könnte Berberin auch als Säure-Base-Indikator dienen. Auch an sehr berberinhaltigen Drogen, wie etwa der Mahonienwurzel, lässt sich die intensive, grüngelbe Fluoreszenz unter UV-Licht beobachten.

In Anbetracht der Signaturenlehre lässt sich bei solch intensiver Gelbfärbung auf eine Affinität der berberinhaltigen Drogen für das Leber-und-Galleverbundsystem als auch mit der Leuchtkraft der Gemütswelt vermuten, Überlegungen, die im Folgenden Bestätigung finden.

Die Architektur des Farbstoffes

Berberin ist ein stark färbendes Alkaloid aus der Gruppe der Isochinolinalkaloide, denen nicht nur das Grundgerüst des Isochinolins gemeinsam ist, sondern auch ihre zum Teil hohe biologische Aktivität und pharmakologische Wirksamkeit. Neben Berberin sind aus dieser Gruppe vor allem die Alkaloide Codein, Morphin und Papaverin bekannt. Ihre Wirkung auf primäre biologische Steuereinheiten, wie das zentrale und vegetative Nervensystem und das Hormonsystem, mag sich auch aus dem Umstand der strukturellen Verwandtschaft mit diversen Hormonen und Neurotransmittern, wie zum Beispiel Dopamin, Thyroxin und Katecholaminen wie Adrenalin erklären, die ähnlich dem Isochinolin Derivate der Aminosäure Tyrosin sind. Auch diverse Medikamente, darunter Anästhetika, Blutdrucksenker, Vasodilatatoren, Fungizide und Desinfektionsmittel zählen zu den Isochinolinderivaten.
Aus der strukturellen Verwandtschaft des Berberins erscheinen seine pharmakologischen Wirkungen, die bis dato als gesichert gelten, plausibel: Berberin zeigt ...

Abbildungen siehe Naturheilpraxis 06/2014

Quellenangaben
(
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(2) Chen XW, Di YM, Zhang J, Zhou ZW, Li CG, Zhou SF: Interaction of herbal compounds with biological targets: a case study with berberine. ScientificWorldJournal. 2012;2012:708292
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Anschrift des Verfassers
Heilpraktiker Sebastian Vigl
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