Problemzone Haut

Zyklusabhängige Akne

Astrid Süßmuth

Im Erscheinungsbild der zyklusabhängigen Akne verweben sich die seelischen wie körperlichen Aspekte von Hauterkrankung und hormoneller Dysregulation. Beim Großteil der Patientinnen entsprechen die Beschwerden eher dem leichteren Erscheinungsbild von Akne vulgaris, erscheinen dafür aber pünktlich Monat für Monat an gewohnter Stelle und sorgen damit für regelmäßig wiederkehrende Belastung für Haut und Seele.


Akne als entzündliche Hauterkrankung in Abhängigkeit hormoneller Einflussgrößen

Akne entsteht durch die Verengung der Ausgangsöffnung von Talgdrüsen der Haut, wodurch der Talg aus den Drüsen nur noch erschwert abfließen kann. Aufgestauter Talg bildet zusammen mit verhornten Hautzellen am Talgdrüsenausgang einen Pfropf, den Mitesser. Für Hautkeime stellt der gestaute Talg einen idealen Nährboden dar, zusammen mit Fettsäuren als Abbauprodukten von Hauttalg fördern sie eine generelle Entzündungsbereitschaft der einzelnen Drüsen. Die vom Talg gestaute Drüse platzt schließlich, wobei sich der Inhalt ins umgebende Gewebe ergießt. Bei Akne comedonica, als häufigste, aber auch mildeste Ausprägungsform des Krankheitsbildes, entstehen die Entzündungen vor allem durch zu starkes und zu häufiges Ausdrücken der Mitesser.

Männliche Geschlechtshormone wie Testosteron regen die Produktionsleistung der Talgdrüsen an. Es kommt so zur verstärkten Bildung von Mitessern, aus denen sich bei gehäuftem Auftreten im entzündlichen Stadium eine manifeste Akne zweiten oder dritten Grades entwickeln kann. Testosteron fördert die Talgproduktion, Östradiol hemmt sie.

Akneschübe an den Tagen „vor den Tagen“ liegen nicht an einem gestiegenen Testosteron-, sondern an einem gesunkenen Östrogenspiegel. Steigt nach der Blutung der Östrogenspiegel wieder an, normalisiert sich auch das Hautbild im Zuge der Abheilung aufgetretener Mitesser. Ohnehin unterliegen die Werte androgener Hormone im weiblichen Stoffwechsel häufigen Schwankungen wie in Pubertät, Schwangerschaft, nach dem Absetzen der Pille, im Klimakterium – und monatlich gegen Ende des Menstruationszyklus.

Die zyklusabhängige Akne setzt deshalb in Abhängigkeit des sinkenden Östrogenspiegels drei bis fünf Tage vor der Regelblutung ein und klingt gewöhnlich nach deren Beginn wieder ab. Ein generalisierter bakterieller Befall ist bei zyklusabhängiger Akne kaum zu beobachten, in der Therapie steht deshalb neben der Prophylaxe einer generalisierten Entzündung vor allem das seelische Befinden der Patientinnen im Vordergrund.

Einflussfaktoren auf die Entstehung zyklusabhängiger Akne

Das Thema der Menstruation ist heute gesellschaftlich verdrängt. In der Zeit eines unbedingten beruflich-sozialen Multitaskingzwanges darf es keinen Unterschied geben zwischen einer menstruierenden und einer nicht menstruierenden Frau (vgl. Reuße/Holler 1994). Unauffällig, dem normalen Tagesablauf gewachsen und allzeit bereit, ihren Mann zu stehen. Dabei ist die Monatsblutung als Reinigungsvorgang wesentlich mehr als das mechanische Abstoßen der obersten Schleimschichten der Gebärmutter; sie bezeichnet das Ende eines Zyklus und gleichzeitig einen Neubeginn, womit sie im Sinne eines Blutopfers als ritueller Vorgang gedeutet werden kann, mit dem sich eine Frau der Erdenkraft und ihrer Weiblichkeit besinnt. Im besten Falle umfasst die Reinigung so nicht nur den Körper, sondern auch Seele und Geist.

In vielen Kulturen weltweit begehen die Frauen ihre Menstruation in ritueller Weise. Dass auch Frauen unserer westlichen, modernen Welt während der Menstruation Zeit für sich und zum Rückzug benötigen, ist heutzutage gesellschaftlich kaum mehr vermittelbar.

Der Großteil der Patientinnen mit zyklusabhängiger Akne ist zwischen dem dreißigsten und vierzigsten Lebensjahr, also genau in dem Lebensabschnitt mit der größtmöglichen Belastungsvielfalt. Sie sind eingebunden in einen fordernden Beruf und meistens zerrissen im Konflikt, die Zeit zwischen Familie und Beruf aufzuteilen. Von Zeit für sich selbst ganz zu schweigen.

Makelloses Aussehen wird im Berufsleben als Selbstverständlichkeit vorausgesetzt. Lassen sich einzelne Mitesser noch durch den geschickten Einsatz von Kosmetika vertuschen, führt diese Verschleierungstaktik bei heftigen Akneschüben zu Folgeproblemen: Durch das „Zukleistern“ der Problemstellen werden diese erst recht gereizt, der Anfang eines Teu- ...



Quellen und Literatur
Jachens, L.: Hautkrankheiten ganzheitlich heilen. Aaehtera Verlag, 2009
Kaufmann, M./Costa, S.D./Scharl, A.: Die Gynäkologie. Springer Verlag, 2012
Krone, W.: Das Syndrom der polyzystischen Ovarien. Georg Thieme Verlag, 2011
Mezger, J.: Gesichtete Homöopathische Arzneimittellehre – bearbeitet nach den Ergebnissen der Arzneiprüfungen, der Pharmakologie und der klinischen Erfahrungen (2 Bände). Haug Verlag, 2007
Niestroj, I.: Praxis der Orthomolekularen Medizin. Georg Thieme Verlag, 2000
Reuße, C./Holler, M.: Menstruation, eine Begegnung mit uns selbst. Rowohlt Verlag, 1994
Roemer, F.: Therapiekonzepte der anthroposophischen Medizin. Georg Thieme Verlag, 2014
Schöfl, C./Schöfl, T./Geisthövel, F./Brabant, G.: „Polycystisches Ovarialsyndrom und Insulinresistenz“, in: Deutsches Ärzteblatt 101(6): 346-351, 2004
Süßmuth, A.: „Die naturheilkundliche Behandlung entzündlicher Hauterkrankungen“, in: Naturheilpraxis 08/2013

Anschrift der Verfasserin
Astrid Süßmuth
Heilpraktikerin
Ulmenstraße 22
82131 Gauting

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Naturheilpraxis 6/2014