TCM

Heilpflanzen der TCM bei onkologischen Erkrankungen

Heike Lück-Knobloch

Die onkologische Behandlung orientiert sich natürlich in erster Linie an den Leitlinien, wobei komplementäre Verfahren, zu denen auch die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) gehört, die Standardtherapien oft sinnvoll ergänzen können, beispielsweise um Nebenwirkungen zu lindern. Die TCM-Therapie sollte jedoch immer individuell auf Person und Situation zugeschnitten und stets mit dem zuständigen Onkologen abgestimmt werden.


Wichtig ist, dass die chinesischen Heilkräuter Apotheken-Qualität haben, das heißt, dass sie auf Schwermetalle und Pestizide geprüft worden sind. Im letzten Jahr hatte eine Untersuchung von Greenpeace nämlich ergeben, dass viele TCM-Kräuter auch in Deutschland deutlich erhöhte Pestizidrückstände aufwiesen (1).

Gefährlich können auch Pflanzen sein, die Aristolochiasäuren enthalten. Diese finden sich in der weltweit verbreiteten Gattung aus der Familie der Osterluzeigewächse, die circa 500 Arten umfasst. Viele davon werden seit Jahrhunderten auf verschiedenen Kontinenten als Heilmittel verwendet, auch in der Traditionellen Chinesischen Medizin. Aristolochiasäuren gelten als stark nierentoxisch und krebsauslösend. In China weiß man schon lange um ihre Toxizität. Daher werden sie nicht großflächig, sondern, wenn überhaupt, nur gezielt verordnet (2).

Ich habe einschlägige Datenbanken nach Studien zum Thema „Heilpflanzen der TCM bei onkologischen Erkrankungen“ durchforstet. Dabei habe ich viele interessante Resultate gefunden, die ich den Lesern an dieser Stelle gerne vorstellen möchte:

Wissenschaftler der Universitätsmedizin Rostock um Dr. Hans Lampe untersuchten die Literatur nach Studien, in denen chinesische Kräuterabkochungen bei Brustkrebs eingesetzt wurden. Die Überprüfungen zeigten, dass sich Nebenwirkungen der onkologischen Standardtherapien wie Übelkeit, Erbrechen und Gelenkbeschwerden durch die chinesischen Kräuter oft reduzierten. Auf Grund der dürftigen Evidenz sind jedoch Wechselwirkungen der chinesischen Kräuterpräparate mit der konventionellen Behandlung möglich. Deshalb raten die Experten dazu, die leitliniengerechte Brustkrebstherapie und die chinesische Medizin nicht gleichzeitig, sondern nacheinander einzusetzen. Eine zeitgleiche Anwendung kann in Betracht gezogen werden, wenn die Standardbehandlung nicht den gewünschten Erfolg gebracht hat oder eine Zytostatikatherapie wegen schwerwiegender Nebenwirkungen nicht durchgeführt werden kann (3).

Die Resultate einer systematischen Überprüfung deuten darauf hin, dass es eine Menge vielversprechender Substanzen in chinesischen Kräutern gibt, die bei Chemotherapie-induzierter Neuropathie von Nutzen sein könnten. Eine Kombination aus chinesischen Kräutern oder Substanzen könnte daher eventuell zur Neuroprotektion oder -regeneration geeignet sein (4).

Die vierwöchige Einnahme von Shen-Mai-San, bestehend aus Ginsengwurzel, Liriope spicata und Schizandrae fructus (Wu Wei Zi), erwies sich in einer randomisierten, doppelblinden, Placebo-kontrollierten Studie mit Krebspatienten unter Chemotherapie und Radiatio bei der Behandlung der Fatigue als effektiv. Die Kombination wird normalerweise bei Qi- und Yin-Mangel eingesetzt. Die Symptome des Qi- und Yin-Defizits sind den Nebenwirkungen hervorgerufen durch Chemo- und Strahlentherapie sehr ähnlich (5).

Der Rosengeranie (Pelargonium graveolens) werden antitumorale, entzündungshemmende und wundheilungsfördernde Eigenschaften zugesprochen. Dem Pilz Ganoderma tsugae, der Glockenwinde (Codonopsis pilosula/Dang Shen) und der Chinesischen Engelwurz (Angelica sinensis/Dang Gui) werden immunmodulierende Effekte attestiert. Eine randomisierte, doppelblinde, Placebo-kontrollierte Studie mit 58 Brustkrebspatientinnen, die eine Chemo- oder Strahlenbehandlung erhielten, zeigte, dass sich bei den Probandinnen, die zusätzlich eine Kombination aus den zuvor erwähnten Heilpflanzen bekamen, die durch die Standardtherapie induzierte Verminderung der Leukozyten und Neutrophilen, im Vergleich zur Placebogruppe, verzögerte oder abschwächte (6).

In einer randomisierten, doppelblinden, kontrollierten klinischen Pilotstudie wurden 36 Erwachsene, die unter chronischer Fatigue litten, in drei Gruppen aufgeteilt, und zwar in eine Kontrollgruppe (Placebo), eine niedrig dosierte Gruppe (3 g) und in eine hoch dosierte Gruppe (6 g). Die beiden letztgenannten Gruppen nahmen täglich 3 bzw. 6 g Myelophil ein, einen Extrakt aus den Heilpflanzen Astragalus membranaceus und Salvia miltiorrhiza. Alle Teilnehmer wurden über einen Zeitraum von vier Wochen überwacht. Die tägliche Zufuhr von 3 g Myelophil ...

Literatur
(1) Steffens, Beate. Giftig statt gesund: Chinesische Heilkräuter in Deutschland mit Pestiziden belastet, Greenpeace testet Traditionelle Chinesische Medizin in Europa und Nordamerika, 1.7.2013, www.greenpeace.de/themen/chinesische-heilkraeuter-deutschland-mit-pestiziden-belastet
(2) Nierenschäden und Krebs: So gefährlich sind Heilkräuter, Focus online, 17.8.2013.
(3) Gessner, Carola. Chinesische Kräuter erleichtern Krebstherapie, Quelle: Kongress der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie, http://www.medical-tribune.ch/medizin/fokus-medizin/artikeldetail/chinesische-kraeuter-erleichtern-krebstherapie.html
(4) Schröder S et al. Can medical herbs stimulate regeneration or neuroprotection and treat neuropathic pain in chemotherapy-induced peripheral neuropathy? Evid Based Complement Alternat Med. 2013;2013:423713.
(5) Lo LC et al. Therapeutic efficacy of traditional Chinese medicine, Shen-Mai San, in cancer patients undergoing chemotherapy or radiotherapy: study protocol for a randomized, double-blind, placebo-controlled trial. Trials. 2012 Dec 3;13:232.
(6) Zhuang SR et al. Effects of a Chinese medical herbs complex on cellular immunity and toxicity-related conditions of breast cancer patients. Br J Nutr. 2012 Mar;107(5):712-8.
(7) Cho JH et al., Myelophil, an extract mix of Astragali Radix and Salviae Radix, ameliorates chronic fatigue: a randomised, double-blind, controlled pilot study. Complement Ther Med. 2009 Jun;17(3):141-6.
(8) Barton DL et al. Wisconsin Ginseng (Panax quinquefolius) to improve cancer-related fatigue: a randomized, double-blind trial, N07C2. J Natl Cancer Inst. 2013 Aug 21;105(16):1230-8.
(9) Heilpilze, Impulse Ausgabe 1/2012, S. 4, Hrsg. Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr, Heidelberg.
(10) GfBK-Info „Heilpilze“, Stand: April 2010, Hrsg. Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr, Heidelberg.
(11) Yamaguchi Y, Miyahara E, Hihara J. Efficacy and safety of orally administered Lentinula edodes mycelia extract for patients undergoing cancer chemotherapy: a pilot study. Am J Chin. Med. 2011;39(3):451-9.
(12) Zhao H et al. Spore powder of Ganoderma lucidum improves cancer-related fatigue in breast cancer patients undergoing endocrine therapy: a pilot clinical trial. Evid Based Complement Alternat Med 2012;2012:809614.
(13) Jin X et al. Ganoderma lucidum (Reishi mushroom) for cancer treatment. Cochrane Database Syst Rev. 2012 Jun 13;6:CD007731.
(14) Niwa Y et al. Naturopathic therapy including Cordyceps sinensis prolongs survival of patients with hepatocellular carcinoma. Integr Cancer Ther 2012 Apr 26.
(15) Eliza WL, Fai CK, Chung LP. Efficacy of Yun Zhi (Coriolus versicolor) on survival in cancer patients: systematic review and meta-analysis. Recent Pat Inflamm Allergy Drug Discov. 2012 Jan;6(1):78-87.
(16) Wong CK et al. Immunomodulatory activities of Yunzhi and Danshen in post-treatment breast cancer patients. Am J Chin Med. 2005;33(3):381-95.
(17) Ahn WS et al. Natural killer cell activity and quality of life were improved by consumption of a mushroom extract, Agaricus blazei Murill Kyowa, in gynecological cancer patients undergoing chemotherapy. Int J Gynecol Cancer. 2004 Jul-Aug;14(4):589-94.
(18) Dardano A et al. The effect of Ginkgo biloba extract on genotoxic damage in patients with differentiated thyroid carcinoma receiving thyroid remnant ablation with iodine-131. Thyroid. 2012 Mar;22(3):318-24.
(19) Attia A et al. Phase II study of Ginkgo biloba in irradiated brain tumor patients: effect on cognitive function, quality of life, and mood. J Neurooncol. 2012 Sep;109(2):357-63.
(20) http://link.springer.com/article/10.1007%2Fs15009-013-5230-3.
(21) Ryan JL et al. Curcumin for radiation dermatitis: a randomized, double-blind, placebo-controlled clinical trial of thirty breast cancer patients. Radiat Res. 2013 Jul;180(1):34-43.
(22) Ruetzler, Kurt et al. A randomized, double-blind comparison of Licorice versus sugar-water gargle for prevention of postoperative sore throat and postextubation coughing. DOI: 10.1213/ANE.0b013e318299a650.
(23) Das D, Agarwal SK, Chandola HM. Protective effect of Yashtimadhu (Glycyrrhiza glabra) against side effects of radiation/chemotherapy in head and neck malignancies. Ayu. 2011 Apr;32(2):196-9.
(24) Panahi Y et al. Effect of ginger on acute and delayed chemotherapy-induced nausea and vomiting: a pilot, randomized, open-label clinical trial. Integr Cancer Ther. 2012 Sep;11(3):204-11.
(25) Ryan JL et al. Ginger (Zingiber officinale) reduces acute chemotherapy-induced nausea: a URCC CCOP study of 576 patients. Support Care Cancer. 2012 Jul;20(7):1479-89.
(26) Yekta ZP et al. Ginger as a miracle against chemotherapy-induced vomiting. Iran J Nurs Midwifery Res. 2012 Jul;17(5):325-9.
(27) Haniadka R et al. Zingiber officinale (ginger) as an anti-emetic in cancer chemotherapy: a review. J Altern. Complement Med. 2012 May;18(5):440-4.
(28) Pillai AK et al. Anti-emetic effect of ginger powder versus placebo as an add-on therapy in children and young adults receiving high emetogenic chemotherapy. Pediatr Blood Cancer. 2011 Feb;56(2):234-8.
(29) Levine ME et al. Protein and ginger for the treatment of chemotherapy-induced delayed nausea. J Altern Complement Med. 2008 Jun;14(5):545-51.
(30) Nanthakomon T, Pongrojpaw D. The efficacy of ginger in prevention of postoperative nausea and vomiting after major gynecologic surgery. J Med Assoc Thai. 2006 Oct;89 Suppl 4;S130-6.
(31) Apariman S et al. Effectiveness of ginger for prevention of nausea and vomiting after gynecological laparoscopy. J Med Assoc Thai. 2006 Dec;89(12):2003-9.
(32) Zheng Y. The therapeutic effects of Rehmannia oral liquid for the syndrome of heat accumulation with Yin consumption in esophagus cancer patients undergoing radiotherapy–a report of 60 cases. J Tradit Chin Med. 2007 Dec;27(4):248-54.
(33) Thuile, Christian; Kubelka, Wolfgang. Phytotherapie – Einsatzmöglichkeiten im onkologischen Bereich, Arzt & Praxis, Ausgabe März 2013, Nr. 993.
(34) Jia L, Liu FT. Why bortezomib cannot go with „green“? Cancer Biol Med. 2013 Dec;10(4):206-213.
(35) Misaka S et al. Green tea ingestion greatly reduces plasma concentrations of nadolol in healthy subjects, Clinical Pharmacology & Therapeutics (January 13, 2014), doi:10.1038/clpt.2013.241.

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Naturheilpraxis 5/2014