Unser Kopf

Schwefel – der Exorzist

Michael Schlimpen

Den Sulphur aus der Homöopathie kennen viele Therapeuten, und selbst bei Therapieblockaden ist er oft hilfreich und facht noch einmal Reaktionen an, die schon zum Erliegen gekommen sind. Schwefel ist eines der sehr häufig vorkommenden Elemente auf unserem Planeten, und obwohl es überall vorkommt, ist es eines der tiefgreifendsten Heilelemente. Unter anderem spielt Sulphur auch eine Rolle bei unterschiedlichen Problemen im Kopfbereich, so bei chronischer Rhinitis, Blepharokonjunktivitis und natürlich im Bereich der Kopfgrippe.


Geschichte und Fundorte

Schwefel kommt elementar (gediegen) in der Natur vor, häufiger jedoch in Form von anorganischen Verbindungen, meist als Schwefelsulfid oder -sulfat.

Bei der Erforschung unseres Planeten spielt Schwefel eine deutlich größere Rolle als in der Medizin, da Schwefel in allen Geosphären und allen Erdkrusten vorkommt. Im Bereich des „Geo-Engineering“ ist Schwefel gerade wieder im Gespräch im Kampf gegen die Erderwärmung. Man hat bei Ausbrüchen großer Vulkane festgestellt, dass sich die durchschnittliche Temperatur durch das Anreichern von Schwefeldioxid in bestimmten Teilen der Luftschichten etwas abgesenkt hat. Aktuell wird ernsthaft darüber nachgedacht, größere Mengen Schwefeldioxid in die Luft zu blasen, um die Klimaveränderungen aufzuhalten.

Elementarer Schwefel kommt in der Natur in mächtigen Lagerstätten, zum Beispiel in Sizilien, Polen, Irak, Iran, Louisiana, Texas und Mexiko vor. Weltweit konnte gediegener Schwefel bis 2011 an rund 1500 Fundorten nachgewiesen werden. Neben den bereits genannten Lagerstätten wurde Schwefel unter anderem noch in mehreren Regionen von Australien, Nord- und Südamerika, Asien und Europa gefunden. Schwefel fand sich in Mineralproben vom Meeresboden des Golfs von Mexiko, des Mittelatlantischen und des Ostpazifischen Rückens.1 Ebenfalls wird man fündig nach Vulkanausbrüchen. Im Schlot und in den umliegenden Gebieten findet sich oft elementarer Schwefel.

Chemie und historische Anwendungen

Im Europäischen Arzneibuch wird lediglich der äußeren Anwendung eine Bedeutung beigemessen, da Schwefel auf der Haut zu Schwefelwasserstoff und anderen Sulfiden reagiert, die bakteriostatisch wirken. Einsatzgebiete waren Akne vulgaris, Skabies und oberflächliche Mykosen.

Der bekannte Chemiker Johann Rudolf Glauber (1604 – 1668), der Entdecker des Glaubersalzes, hat bereits eine Art „Schwefel-Sauna“ erfunden. Ähnlich den ayurvedischen Schwitzbehältnissen (wobei der Kopf herausschaut, der Rest des Körpers aber in dem Schwitzbehältnis ist) hat Glauber Schwefel in solchen Behältnissen abgebrannt, so dass die „trockenen sulfurischen Geister“ auf den Patienten einwirken können.

Anfang des 19. Jahrhunderts hat der französische Apotheker Jean-Chrysanthe Galés (1783 – 1854) am Hôspital Saint-Louis Schwefelräucherungen an Krätzekranken durchgeführt. Durch den beachtlichen Erfolg hat diese Therapieform zu der Zeit eine Renaissance erlebt, während andere Schwefeltherapien in Vergessenheit geraten sind.

Doch bereits im Papyrus Eber, einem der ältesten erhaltenen medizinischen Werke, wird der Schwefel zur Behandlung von bakteriellen Augeninfektionen beschrieben. Man geht hier von der Behandlung des Trachoms aus, einer Infektion durch Chlamydia trachomatis.

Im alten Griechenland wurde Schwefeldioxid (durch die Verbrennung von Schwefel) bereits zur Raumdesinfektion gegen die Pest eingesetzt, und von dort kommt auch die Schwefelung des Weins zur Haltbarmachung. Laut Wikipedia wurde dies bereits von Homer ca. 800 v. Chr. erwähnt.2

Galen empfahl Schwindsüchtigen den Aufenthalt in schwefelreicher Luft, z.B. in der Nähe des Vesuv zur Roborierung.

Ein weiteres bekanntes Volksheilmittel, das es später bis in die Universitätsmedizin geschafft hat, ist das „Oleum lini sulphuratum“, der Schwefelbalsam, bei dem 1 Teil Schwefel mit 6 Teilen Leinöl gekocht wurde.

Jedem bekannt sind wohl die Schwefelbäder, die nach wie vor heute in Kurorten mit schwefelhaltigen Quellen Anwendung finden und bei Hautleiden, aber auch rheumatischen und krampfhaften Beschwerden Linderung bringen.

Mit Quecksilber reagiert Schwefel bereits bei Raumtemperatur unter Verreibung zu Quecksilbersulfid, auch sonst ist Schwefel sehr reaktionsfreudig mit anderen Metallen, außer mit Platin, Iridium und Gold. ...

Anschrift des Verfassers:
Michael Schlimpen
Naturheilkunde & Persönlichkeitstraining
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Naturheilpraxis 4/2014