Unser Kopf

Duftstoffe und -salben in vergangener Zeit

Ernst-Albert Meyer

Die Benutzung von Duftstoffen und wohlriechenden Salben war schon in der Antike weit verbreitet. Sie wurden häufig im Übermaß zur Körperpflege, für modische Trends und als erotisierende Mittel eingesetzt. Deshalb warnten antike Autoren vor einem Missbrauch. Vor allem im Liebesleben spielten Duftstoffe als Aphrodisiaka eine große Rolle.


Die erste Bekanntschaft mit Wohlgerüchen haben die Menschen vor Tausenden von Jahren beim Verbrennen bestimmter Pflanzenteile gemacht. Hier lernten sie zwischen Pflanzen zu unterscheiden, die angenehme oder unangenehme Düfte entwickeln. Später verbrannten sie bei religiösen Handlungen Rinden, Hölzer, Früchte und Harze bestimmter Pflanzen, um sich mit dem aufsteigenden Wohlgeruch die Götter geneigt zu machen und ihre Hilfe zu erflehen.

Aus dieser Praxis entstand auch der heute gebräuchliche Begriff „Parfüm“. Er hat sich aus der lateinischen Bezeichnung „per fumum“ („durch den Rauch“) entwickelt. Zu beachten ist, dass man in der Antike Parfüms, d.h. Lösungen von wohlriechenden Stoffen oder ätherischen Ölen in Alkohol, noch nicht kannte. Doch schon in den alten Kulturen sind Sexualität und Geruchssinn eng miteinander verbunden. Viele der damals verwendeten Düfte werden bis heute als sinnlich betörend, verführerisch, raffiniert, unwiderstehlich, anziehend, bezaubernd und liebreizend empfunden. Letztendlich soll die Verwendung wohlriechender Salben, Öle, Essenzen die erotische Attraktivität erhöhen. Deshalb waren es in der Antike Frauen und Männer, die sich salbten, besonders vor Festen und Gastmählern. Dies trieb man so weit, dass für jedes Körperteil eine spezielle Salbe in Gebrauch war – und in Körperhöhlungen wurden diskret Duftkugeln versteckt. Damit wollte man die Liebe und das Verlangen des Partners bzw. der Partnerin wecken, steigern und erhalten.

Die Macht der Düfte

Auch wenn wir es nicht wahrhaben wollen, Düfte üben auf den Menschen vielfältige Wirkungen aus, denen wir uns nicht entziehen können. Ja, sie können uns direkt verzaubern! Beim Einatmen docken die Duftmoleküle an bestimmten Rezeptoren der Nasenschleimhaut an. Hier entstehen Reize, die ins Gehirn geleitet und dort verarbeitet werden. Als Folge können die unterschiedlichsten psychischen und physischen Reaktionen entstehen: Sympathie, Antipathie, Ekel, sexuelles Verlangen (Aphrodisiaka-Effekt), Anregung des Appetits, Veränderungen von Stimmung, Puls, Hormonproduktion und anderes mehr. Viele dieser Effekte werden heute bewusst genutzt: So versprüht man in Krankenhäusern Lavendel, weil dieses ätherische Öl nicht nur desinfizierend wirkt, sondern auch eine beruhigende Wirkung auf die Kranken hat. In Kaufhäusern werden bestimmte Mischungen ätherischer Öle über die Klimaanlage verbreitet, um die Kauflust der Kunden anzuregen. Und der in manchen Büros versprühte Duft soll die Arbeitsproduktivität der Angestellten steigern.

Expeditionen ins Land der Düfte

Die alten Ägypter „konsumierten“ Wohlgerüche in großen Mengen. Ein damals sehr teures Vergnügen. Dabei verwendeten sie Duftstoffe für drei Zwecke: zum Einbalsamieren ihrer Toten, als Opfergaben für die Götter und zur Benutzung im Privatleben. Dabei wurden die größten Mengen an Duftstoffen und Salben zweifellos für die Körperpflege verbraucht. Doch letzterer Verwendungszweck war kein Luxus. In den heißen Ländern des Mittelmeeres war ein Schutz der Körperoberfläche, also der Haut, lebenswichtig. Nicht nur gegen die intensive Sonnenstrahlung, sondern auch gegen Sand, Insektenplagen und die Austrocknung der Haut wurden Salben und flüssige Öle verschiedener Konsistenz eingesetzt. Nach der ausgiebigen Benutzung der Bäder rieben sich die Ägypter am ganzen Körper mit duftenden Salben und Ölen ein. Deshalb gehörten duftende Salben und Öle zum täglichen Bedarf der Menschen im Altertum. Die damals verwendeten Salben und Öle enthielten nicht nur in Ägypten beheimatete Pflanzen wie Origanum (Echter Dost) und bittere Mandeln, sondern auch teure Importdrogen wie z.B. Weihrauch, Myrrhe und Zimt. Deshalb schickte die berühmte Pharaonin Hatschepsut 1482 v. Chr. Schiffe in das Weihrauchland Punt an der Somaliküste, ...

Anschrift des Verfassers
Ernst-Albert Meyer
Fachapotheker für Offizin-Pharmazie und Medizinjournalist
Oldendorfer Straße 44
31840 Hessisch Oldendorf

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Naturheilpraxis 4/2014