Unser Kopf

Hilfe bei neurologischen Erkrankungen?

Martina Schneider

Vitamine. Hormone. Proteine. Flavanole: Je mehr über ihre Wirkmechanismen im menschlichen Organismus bekannt wird, desto berechtigter wird die Hoffnung, dass Parkinson-, MS- oder Demenzpatienten besser als bisher geholfen werden kann. Zur Prophylaxe sind sie ebenfalls dienlich, belegen Ergebnisse aktueller Forschung.


Morbus Parkinson

Alarm im Darm

Die Be- und Hinweise mehren sich: Toxine, Pathogene oder pathologische Stoffwechselprozesse im Magen-Darm-Trakt lassen Menschen an Morbus Parkinson erkranken. Die Lösung des Rätsels weshalb etwa zwei Prozent der Menschen, die 65 Jahre und älter sind, neurologisch und motorisch erkranken, rücken Forscher langsam näher.
2010: Forscher der Technischen Universität Dresden haben erstmals im Tiermodell mithilfe eines Pestizides den natürliche Verlauf der Parkinson-Krankheit nachgeahmt und konstatieren: Die Krankheit beginnt im Darm, ausgelöst durch toxische Substanzen oder Pathogene.1

Für ihre Versuche hat die Arbeitsgruppe das natürlich vorkommende Pestizid Rotenon verwendet. Der mit Isoflavonen verwandte Pflanzenstoff aus der indonesischen Tubawurzel hemmt effektiv die mitochondriale Zellatmung – seit längerem wird diese Störung als Auslöser für die Erkrankung auf zellulärer Ebene vermutet. Bekannt ist auch, dass Rotenon im Tierversuch Parkinson-Symptome verursachen kann: Durch einen Verlust dopaminerger Neurone in der Substantia nigra im Gehirn entstehen die motorischen Störungen.

Beim Menschen sind allerdings zudem viele anderer Bereiche des Nervensystems betroffen. So werden die Parkinson-typischen Lewy-Körperchen auch im enteralen Nervensystem, im Riechkolben, in Ganglien des peripheren Nervensystems, im Rückenmark und mehreren Hirnkernen gefunden. Neuroanatomen sehen daher Parkinson nicht primär als motorisches Leiden, sondern als Multisystemerkrankung, die sich über das enterale und limbische Nervensystem schließlich in motorische Bereiche ausbreitet. So treten etwa Obstipation,

Riechstörungen und Depressionen schon lange vor den Kardinalsymptomen Akinese, Rigor und Tremor auf.

Anders als in früheren Experimenten, in denen Rotenon injiziert wurde, achteten die Dresdener Forscher darauf, dass das Toxin nicht ins Blut der Tiere gelangte, sondern nur in den Magen. Die Mäuse erkrankten trotzdem. Gewebeuntersuchungen zeigten dieselbe Verteilung von Aggregaten wie bei Menschen – mit Ausnahme des Riechkolbens, der aber auch nicht in Kontakt mit dem Toxin gekommen war. Wie bei Menschen bildeten sich die Proteinaggregate entlang einer Linie von synaptisch verbundenen Nervenzellen. Diese Linie zog sich vom Nervensystem des Darms über das Rückenmark in einige Hirnkerne bis in die Substantia nigra. Und wie bei humanem Parkinson zeigten sich in den betroffenen Zellen typische Entzündungsreaktionen. „Wie es genau zu der Ausbreitung über den Darm kommt, ist nach wie vor unklar“, diagnostizierten die Forscher. Sie vermuteten, dass Rotenon durch Störung der Zellatmung die Phosphorylierung und damit die Aggregation in Gang setzt. Unklar sei ebenfalls, was bei Menschen im Darm die Erkrankung triggern könnte, „schließlich hat nicht jeder Parkinsonkranke Kontakt mit Pestiziden“.

2011/2012: Bakterielle Fehlbesiedelung im Darm könnte die Ursache des Übels sein, ausgelöst durch Störungen der Magen-Darm-Motorik. Bei Parkinson-Patienten stellten Mediziner häufiger eine bakterielle Fehlbesiedelung fest (55 Prozent) als bei diesbezüglich gesunden Kontroll-Patienten (8 Prozent).2

Auf Guam, der größten und südlichsten Insel des Marianen-Archipels im Westpazifik, steigt die Zahl der an Parkinson und Amyotropher Lateralsklerose Erkrankten auffallend. Eine Blaualge sondert ein Nervengift ab, das den Menschen, in dessen Magen-Darm-Trakt es gelangt, erkranken lässt. Forscher entdecken dieses Nervengift in Helicobacter-pylori-Bakterien, von denen bekannt ist, dass sie weltweit Magen-Geschwüre, -Schleimhautentzündung und -krebs verursachen. Zudem stellen sie fest, dass diejenigen Patienten, die ihre Magenbeschwerden behandeln lassen und die Bakterien loswerden, ein deutlich verringertes Risiko haben, später an Morbus Parkinson zu erkranken.3, 4

2013: In ihren Untersuchungen fällt Wissenschaftlern auf: Bei 87 Prozent der ...

Anschrift der Verfasserin
Martina Schneider
Heilpraktikerin und Wingwave-Coach
Naturheilpraxis und Seminarhaus Schlüsselblume
Am Sahrbach 3
53505 Kreuzberg/Ahr
www.naturheilpraxis-in-kreuzberg.de

weiter ... (für Abonnenten der Naturheilpraxis)


Zum Inhaltsverzeichnis

Naturheilpraxis 4/2014