Unser Kopf

Heilpflanzen bei Kopfschmerzen

Falk Fischer

In abendländischen Gesellschaften bzw. den sogenannten Wissensgesellschaften gehören Kopfschmerzen mit zu den häufigsten gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Nicht wenige Menschen leiden sogar täglich an Kopfschmerzen, etwa jeder Zwanzigste, was an sich schon eine gesellschaftliche Notstandserklärung ist. Dazu kommen aber dann noch weitere 70%, die an mehr oder weniger regelmäßig anfallsartig wiederkehrenden Kopfschmerzen leiden. Allein auf dieses eine Symptom Kopfschmerz bezogen können sich also nur 25% der Bevölkerung als gesund einstufen, Säuglinge und Kinder eingerechnet.


Mag sein, die Zahlen sind nach oben geschönt, um Forderungen nach mehr Forschung und gesellschaftlichen Handlungsmaßnahmen Nachdruck zu verleihen, gleichwohl scheint das Problem immens zu sein, dass chronisch wiederkehrender Kopfschmerz quasi die Normalität bildet, nicht die Ausnahme. Da Kopfschmerz nicht von Natur aus auftritt, müssen Menschen offensichtlich aktiv dafür etwas getan haben, um in diese Situation hineinzukommen. Und es wäre interessant zu fragen, welche Techniken Menschen (unbewusst) entwickelt haben, um eben Kopfschmerz zu bekommen.

Ein ganz wesentlicher Faktor dürfte dabei eine falsche Ernährung sein: eine Anhäufung von Giften und Irritationsstoffen, die physischen Stress verursachen. Der zweite wesentliche Faktor, der natürlich immer genannt wird, ist die hohe seelische, geistige, der Lebensbeschleunigung geschuldete Stressbelastung, meist gepaart mit einer Nacken-verspannenden Körperhaltung. Insbesondere ist der visuelle Sinn häufig stark überreizt. Er ist der wichtigste Fernsinn, sodass die starke Ansprache den Menschen „außer sich“ bringt, wohingegen der haptische Sinn den Menschen in sich versammelt. Letzterer wird in der heutigen Lebenswelt im Allgemeinen zu wenig angesprochen.

Kopfschmerz, und da vor allem die häufigste Form, der Spannungskopfschmerz, zwingt seinem Charakter nach zum Innehalten, zur Verlangsamung (insbesondere auch der Augenbewegungen), eben zum Versammeln in sich selbst. Den Schmerz einfach medikamentös „wegzuschalten“, um die gewohnten, mithin also auch die kopfschmerz-generierenden Aktivitäten möglichst ungehindert fortsetzen zu können, führt fast zwangsläufig über kurz oder lang in die Chronifizierung.

Da Kopfschmerzen in aller Regel direkt oder indirekt „gemacht“ sind, gibt es auch viele Möglichkeiten, ihnen entgegenzuwirken. Viel Wasser trinken, Daumenmassagen, autogenes Training, Visualisierungstechniken und Verzicht auf bestimmte Genussgifte sind nur einige Maßnahmen, die insbesondere bei der häufigsten Kopfschmerzform, dem Spannungskopfschmerz, sehr schnelle Linderung bis hin zur völligen Auflösung der Schmerzen bringen können. Schmerzunterdrückende Arzneien stehen an allerletzter Stelle der Behandlungsmöglichkeiten, nur als reine Akutmittel und bei seltenem Gebrauch sinnvoll, da längerer Gebrauch selbst wieder kopfschmerzverursachend wirken kann.

Für eine längerfristige Begleitung, wenn sich anfallsweise Kopfschmerzschübe bereits chronifiziert haben oder zumindest häufiger vorkommen, sind vor allem Heilpflanzen das Mittel der Wahl.

Sie sind die einzigen direkt auf die Schmerzzustände einwirkenden Mittel, die auch über längere Zeit eingenommen werden können und die bei wesensgemäßer Zubereitung auch einen seelischen, unterstützenden Entwicklungsimpuls vermitteln, wie er dem Wesensausdruck der Pflanze entspricht.

Unter den indizierten Kopfschmerzheilpflanzen gibt es mindestens eine, die genau die Qualität der Sammlung fördert:

Passiflora incarnata (Passionsblume)

Über 500 Arten zählt die große Familie der Passionsblumengewächse. Mehrere Arten werden als heilkräftig bewertet. Die meiste Verbreitung als Heilkraut fand Passiflora incarnata (die fleischfarbene Passionsblume). In der Volksheilkunde wird die Pflanze bei Unruhezuständen aller Art und davon abgeleiteten Symptomen eingesetzt. Trotz vieler positiver Erfahrungsberichte gehört sie zu den am wenigsten wissenschaftlich erforschten Heilpflanzen, vielleicht auch deshalb, weil sich bislang kein einzelner Hauptwirkstoff finden ließ. Die ganze Pflanze ist das Heilmittel. Und man versteht ihr Heilwirken am besten, indem man ihr Ausdrucksstreben studiert, weil das Ausdrucksstreben einer Heilpflanze stets ihrer Heilqualität entspricht. ...

Anschrift des Verfassers
Dr. Falk Fischer
Wissenschaftsautor
Arbeit am Tonfeld®
Tannenweg 35a
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E-Mail: FalkFischer@web.de
www.falkfischer.com

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Naturheilpraxis 4/2014