Unser Kopf

CMD

Akupunktur als komplementäre Therapie

Jochen Gleditsch

Die Cranio-Mandibuläre Dysfunktion (CMD) ist derzeit eine große Herausforderung für die Zahn- und Kiefer-Heilkunde und nimmt einen breiten Platz in der Literatur und in der Fortbildung ein. Die Therapie dieses heute so häufigen Krankheitsbildes gehört primär in die Hand des Zahnarztes: Dieser kontrolliert die Bisslage, die Okklusion, und schaltet durch Beschleifen von hochstehenden Zahnflächen die „Frühkontakte“ aus, so dass ein gleichmäßiger Kontakt zwischen den Zähnen von Ober- und Unterkiefer entsteht. Eine den individuellen Kieferverhältnissen angepasste Aufbissschiene reguliert die Bisshöhe, entlastet das Kiefergelenk und entspannt die Kaumuskulatur.


Viele Menschen pressen nachts die Zähne krampfartig gegeneinander; dieses Zähneknirschen, der Bruxismus, ist zumeist Ausdruck seelischer Spannungen. Oft ist auch die Halswirbelsäule – vor allem die Kopfgelenk-Etage – in Mitleidenschaft gezogen und bedarf der zusätzlichen Therapie durch Orthopäden bzw. Physiotherapeuten.
Die Frage stellt sich, warum die CMD heute so häufig auftritt im Vergleich zu den früheren Jahrzehnten. Der Autor überblickt eine Erfahrungszeit von 60 Jahren. Diese starke Zunahme gilt ebenso für den Tinnitus und den Spannungskopfschmerz – die häufigste Kopfschmerzart weltweit. Außer der Muskelspannung und den Haltungsproblemen spielt heute bei allen drei Krankheitsbildern der Disstress eine große Rolle: sowohl der „äußere“ durch Überforderung, durch „Unter-Druck-Stehen“, als auch der schwache „innere“ Bewältigungsfaktor – nämlich Mangel bzw. Zweifel an Sinn und damit an Kraft zur Verarbeitung der vielen Anforderungen.

Achsenbezüge bei der CMD

Die Akupunktur bringt den Vorteil, dass sie drei wichtige Kausalfaktoren der CMD:

a) die Statik und Haltung,
b) die Kiefer-HWS-Muskelspannung,
c) den Stress-Faktor

aus einem übergreifenden, auf den ganzen Menschen bezogenen Zusammenhang erfasst und durch ein Therapiekonzept zu behandeln vermag, das alle drei Faktoren günstig beeinflusst.

Die Traditionelle Chinesischen Medizin (TCM) kennt neben der Fünf-Elemente-Lehre eine Drei-Achsen-Ordnung, basierend auf den Yang-Yang-Vertikalen der drei Meridian-Umläufe. Aus phänomenologischer Sichtweise ist also der Mensch in drei Kopf-Fuß-Vertikalachsen gestellt. Hieraus erklären sich viele Beschwerden im Kopfbereich. Der Kopf gilt in der TCM bekanntlich als Yang (oben – „Himmel“), während die unteren erdnahen Körperbereiche dem Yin zugerechnet werden. Das Oben-Unten-Gleichgewicht ist bei vielen Fehlfunktionen des Kopfbereichs gestört. Hierfür ist die heute weit verbreitete Überlastung und Überreizung der Sinnesorgane – Augen, Ohren, Nase – durch die Medien und die Umwelt hauptverantwortlich; ebenso auch die häufige Überforderung der Gehirnfunktion durch die Dauerkonfrontation mit neuen Informationen und Techniken.

Die aus jeweils zwei zusammengehörigen Yang-Meridianen gebildeten Vertikal-Achsen der Akupunktur spiegeln den Bezug des Menschen zu seinen drei Seiten – dorsal, lateral und ventral – sowie den Bezug zur durchgehenden Kopf-Fuß-Verbindung. Die drei Achsen sind

a) rückwärtsbezogen (Taiyang – Blasen-Dünndarm-Meridian),
b) seitenbezogen (Chaoyang – Gallenblase-3E-Meridian),
c) vornwärts/frontalbezogen (Yangmin – Dickdarm-Magen-Meridian).

Die dorsale Vertikale zieht abwärts über Scheitel, Nacken und Rücken (Bl-Dü); die laterale geht vom Seitenkopf aus (Temporalbereich Gbl-3E); die ventrale vom Gesicht aus (Di-Ma).
Damit ist ablesbar, welche Faktoren bei den verschiedenen Kopfbeschwerden beteiligt sind: dorsal: die Wirbelsäule, speziell Halswirbelsäule und Kopfgelenke – also Statik und Haltung; lateral: die Muskelspannungen, speziell Kopf-, Hals- und Kaumuskeln; ventral die Forderung durch alles, was dem Menschen „be-vor-steht“: an Zukunft, Verantwortung, Erwartungen etc.

Mittels spezieller Kombinationen aus traditioneller und westlicher Akupunktur werden außer den drei Faktoren auch Schmerzen und die vegetative Begleitsymptomatik günstig beeinflusst.

Anschrift des Verfassers
Dr. Jochen Gleditsch
HNO-Arzt
Hetzendorfer Straße 92 A/2/1
A-1120 Wien

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