Verdauungstrakt

Schonung und Entlastung durch eine Fastenwoche

Auch Entzündungswerte verbessern sich

Christine Reinecke

Fasten übt unspezifische Reize auf den Körper aus. Diese regen die Selbstheilungskräfte an und wirken regulierend. Fastet man nach F. X. Mayr, werden die Prinzipien Schonung, Säuberung und Schulung angewandt. So wirkt eine Darmentlastungswoche nicht nur vorbeugend und unterstützend, sondern verringert auch Entzündungsvorgänge.


Ähnlich wie die Stressreaktion ist Fasten ein starker physiologischer Stimulus für das Hormonsystem. Auch wenn die Spiegel von Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol zu Fastenbeginn ansteigen, sinken sie im weiteren Verlauf wieder ab. Fastenexperten nehmen daher an, dass diese vegetative Umstimmung das Schmerzempfinden verringert, auch weil das autonome Nervensystem beteiligt ist (6).

Man fand außerdem heraus, dass im Gehirn mehr Serotonin und seine Vorstufe Tryptophan vorhanden sind, außerdem mehr Endorphine. Diese körpereigenen Opiatanaloga hemmen die Schmerzwahrnehmung an den Nervenzellen. Beim Fasten erhöht sich auch die Plastizität der Nervenzellen, und das moduliert die Schmerzempfindlichkeit. Schließlich wird die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse stimuliert. Die Gewebshormone Leptin und Insulin nehmen ab, während Neuropeptide und Neurotransmitter ausgeschüttet werden. Durch diese neuroendokrine Aktivierung kommt es zu einer Stimmungsaufhellung und Schmerzentlastung (3).

Geringere Entzündungsaktivität

Schon im Altertum erkannte man, dass das Gewebe auf schädliche Reize mit einer Entzündung antwortet. Schmerz, Rötung, erhöhte Temperatur, Schwellung und Funktionsbeeinträchtigung sind die charakteristischen Zeichen.
Während lokale Entzündungsreaktionen durch aktivierte Leukozyten und durch die gesteigerte Synthese von Prostaglandin und Leukotrien hervorgerufen werden, wirken Zytokine im ganzen Körper immunmodulierend. Zytokine werden von aktivierten Gewebs-Leukozyten und -Makrophagen gebildet, so zum Beispiel Interleukin-6, das die Leber zur Bildung von Akute-Phase-Proteinen anregt. Dazu gehören unter anderem das C-reaktive Protein, Haptoglobin, Fibrinogen oder Alpha-Glykoprotein.
Neben den sichtbaren Entzündungszeichen deuten auch labordiagnostische Befunde auf eine Entzündung hin: krankhafte Vermehrung der Leukozyten, Verschiebung der Serumproteine in der Elektrophorese, Anstieg der Akute-Phase-Proteine oder eine erhöhte Blutsenkungsgeschwindigkeit.
So war am Ende einer dreiwöchigen Kur in einem F.-X.-Mayr-Gesundheitszentrum die Blutsenkung und der g-GT-Wert bei den 400 Teilnehmern deutlich verbessert bzw. normalisiert. Die Blutsenkungsgeschwindigkeit weist auf allgemeine Entzündungen hin, das Enzym g-Glutamyltransferase auf spezielle Entzündungsvorgänge in der Leber (7).

Kurz gefasst:
Fasten bewirkt eine vegetative Umstimmung und aktiviert das neuroendokrine System. Das beeinflusst die Schmerzempfindung und wirkt stimmungsaufhellend. Wichtige Entzündungsparameter normalisierten oder verbesserten sich, wie bei Teilnehmern nach einer dreiwöchigen Mayr-Kur gezeigt wurde.

Schmerzminderung bei entzündlichen Erkrankungen

Am Entzündungsort freigesetzte Entzündungszellen, Thrombozyten und Mediatoren sensibilisieren die Nervenendigungen der Nozizeptoren. Die Schmerzfasern nehmen daraufhin bereits niederschwellige Reize wie Berührung oder Wärme wahr. Das führt zu einer übermäßigen Schmerzempfindlichkeit. Viele Nozizeptoren im entzündeten Milieu entwickeln Spontanaktivitäten und erzeugen zusätzlich Ruheschmerzen.

Rheuma ist eine entzündliche Erkrankung, bei der eine Autoimmunreaktion gegen den Gelenkknorpel als ursächlich gilt. Auch die gestörte Balance zwischen entzündungsfördernden und -regulierenden Mechanismen spielt eine Rolle (1). Klinische Ergebnisse weisen darauf hin, dass Fasten mit nachfolgender vegetarischer Ernährung sowohl die rheumatische Entzündung als auch den Schmerz langfristig mildert. Während des Fastens nimmt man weniger Mikroorganismen, Fremdstoffe und entzündungsauslösende Fettsäuren auf und auch weniger Arachidonsäure aus tierischen Nahrungsmitteln. Arachidonsäure ist zwar essentiell, doch es genügen geringe Mengen. Nimmt man weniger davon auf, entstehen auch weniger entzündungsfördernde Umwandlungsprodukte (Prostaglandin, Thromboxan und Prostazyklin). Beim Fasten wird nach und nach Bauchfett abgebaut, das dann auch weniger entzündliche Botenstoffe freisetzt (4).

So können entzündliche Hauterkrankungen wie Akne, Neurodermitis oder Psoriasis gemildert werden. Bei Psoriasis-Patienten verbesserte sich die Symptomatik nach zweiwöchigem Fasten deutlich: Pusteln gingen zurück und die Haut war weniger gerötet und weniger stark geschwollen. Mit dem Rückgang der Symptome sank auch der Lactoferrin-Spiegel im Serum. Das Glykoprotein stammt aus neutrophilen Granulozyten, die ein Maß für Entzündungen sind (2). ...

Anschrift der Verfasserin
Dr. Christine Reinecke
Wichernweg 12
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Naturheilpraxis 3/2014