Krebsforum

Chelidonium majus in der Therapie prämaligner Hautveränderungen

Isolde Riede

Das Schöllkraut, Chelidonium majus L., wird auch Warzenkraut genannt. Nomen est omen, dies deutet darauf hin, dass schon seit jeher der orangefarbene Milchsaft als Warzenmittel verwendet wurde. Wer kennt diese Warzenbehandlung nicht: täglich einmal etwas Milchsaft auf die Warze auftragen und trocknen lassen. Die Warzen werden braun und schwarz und lassen sich nach einigen Tagen problemlos abheben. Nur krankes Gewebe wird von dem Saft angegriffen, die gesunden Zellen werden nicht braun, und nach dem Abheben der Warzen hat sich bereits eine saubere Narbe darunter gebildet. Allerdings kann es zu Rötungen während der Behandlung kommen. Einerseits könnte dies auf eine Immunreaktion im Zusammenhang mit der Warzenentfernung zurückzuführen sein, andererseits wird auch diskutiert, dass der Milchsaft Allergien auslösen kann. Es ist insgesamt zu vermuten, dass Chelidonium-Saft wachsende Zellen angreift und gesunde Körperzellen intakt lässt.


Die ausdauernde Pflanze enthält in allen Teilen einen orangefarbenen, frisch riechenden und giftigen Milchsaft. Sie wird 30 bis 70 cm hoch. Die Wurzel ist außen rotbraun, innen orangefarben und hat eine walzenförmige Gestalt. Der hohe, aufrechte und gegabelte Stängel trägt behaarte wechselständige und fiederspaltige Blätter. Die vierblättrigen gelben Blüten sind 2 cm groß und stehen in Dolden. In der schotenförmigen Kapsel sind die schwarzen Samen enthalten (Abbildung 1). Die Pflanze kommt in ganz Europa vor und ist sehr häufig an Zäunen, Hecken, Mauern, Schuttplätzen und auch in Laubwäldern zu finden.

In Europa und in China spielt Chelidonium majus seit jeher eine große Rolle in der Phytotherapie. Es werden rohe Extrakte der Pflanze oder isolierte Komponenten eingesetzt für ein großes Spektrum an therapeutischen Wirkungen. Herauszuheben ist die leberschützende Wirkung [1]. Viele der Wirkungen sind wissenschaftlich etabliert, viele Fragen bleiben aber auch heute noch offen.

Cheledonium majus L. ist seit Hahnemann als homöopathisches Lebermittel bekannt, das den Gallenfluss anregt. Die Tinktur wird bei asthmatischem Husten eingesetzt und bezieht sich auf die Nieren. In verschiedenen Studien wurden mit C30- bzw. C300-Potenzen erstaunliche Wirkungen im Tierversuch bei Mäusen mit induziertem Leberkarzinom gefunden: Die Tiere, denen zugleich Chelidonium gegeben wurde, entwickelten sehr viel seltener den Tumor als die Vergleichstiere ohne Chelidonium [2]. Homöopathische Potenzen wurden auch erfolgreich gegen Malaria-Erreger eingesetzt [3].

Die ganze Pflanze enthält bis zu 1,5 % Alkaloide. Chelidonin, Coptisin, Protopin, Chelerythrin und Sanguarin wird eine zytotoxische Wirkung zugesprochen [4, 5, 6, 7]. Die Alkaloide Chelidonin und Sanguarin können jeweils alleine die Apoptose, also den Zelltod oder die Selbstzerstörung der Zelle, auslösen. Chelidonin arretiert die Zellen in der G2/M-Phase, während Sanguarin eine DNA-zerstörende Funktion ausübt [8]. Chelidonin löst die Apoptose durch die p53-Kaskade aus [9]. Chelidonium-Extrakt hat eine Wirkung auf die Chemotherapieresistenz von Krebszellen. Molekular ist die Induktion von Caspase 3 und Caspase 8 messbar. Caspasen können die Apoptose induzieren. Messbar ist auch die Reduktion der Aktivität von ABC-Transportern. Solche Moleküle limitieren die Aufnahme von fremden Chemikalien in die Zellen und verhindern so, dass Chemotherapeutika in die Zellen gelangen [10]. Mit 50 µM Chelidonin über 48 Stunden kann die Chemotherapieresistenz in Zellen einer Zellkultur beseitigt werden.

In Tumorzellen spielt die Telomerase, hTERT, eine Rolle. Chelidonin reguliert die Telomerase herunter und induziert damit eine Alterung der Zellen [11]. Hierbei erreicht eine Dosis von 12µmol/l bereits die maximale Wirkung von 50 % Wachstumsinhibition.

Der GABAA-Rezeptor ist in der Diskussion, eine Rolle bei der Metastasierung von Krebszellen zu spielen [12]. Chelidonium interagiert mit dem GABAA-Rezeptor. Hierbei ...

Anschrift der Verfasserin
Dr. Isolde Riede
Privatdozentin
Im Amann 9
88662 Überlingen

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Naturheilpraxis 3/2014