FACHFORUM

Schätze wenig bekannter Heilpflanzen

Falk Fischer

Heilen mit der Kraft der Natur, das ist das obligatorische Versprechen, das allen Pflanzenheilmitteln unterstellt ist. Das ist ein wenig voreilig, weil niemand genau die Natur dieser Kraft kennt. Dass sie auf anderen Quellen gründet als auf bloßen Stoffwirkungen, ist evident, denn sonst gäbe es keinen Unterschied zum Zerfallenden, Leblosen, zum wesenlosen Wandel der Dinge. Was die eigentliche Kraft der Natur bzw. des Lebens als solchem ausmacht, ist ein Streben nach Selbstausdruck – man kann dies fast als Definition des Lebens nehmen. Natur ist in diesem Sinne nicht das harmlose Wohlfühlreservat, als das es so oft dargestellt wird, sondern es wohnt ihr auch ein Ernst inne, so etwas wie ein heiliger Ernst, etwas Wesentliches, etwas Gemeintes.


Die Pflanzen sind nicht einfach vom Zufall zu ihrer Schönheit erblüht, weil im Zufall überhaupt keine Gestaltkraft liegt. In jeder Pflanze ist etwas Durchklungenes zum Ausdruck gebracht, und mit der Kraft der Natur, der einzelnen Pflanze, zu heilen, kann nur heißen, dieses Durchklingende irgendwie – etwa durch besondere pflanzliche Zubereitungen, begleitende Rituale etc. – aufzugreifen und an diesen Ernst, das Gemeinte darin heranzukommen.

Im abendländischen Denken klingt es befremdlich, Pflanzen einen Geist zuzuschreiben, weil Geist zu sehr mit Bewusstsein assoziiert und wissenschaftlich nicht greifbar ist. Aber nicht greifbar zu sein bedeutet nicht, dass es eine solche bedeutungstragende, organisierende Kraft nicht gibt. Alles in der Natur ist sinnhaft organisiert, jedoch nach dem Quell dieser Kraft zu fragen endet unter wissenschaftlicher Perspektive stets in der Sinnleere, in einer eigentlich zufällig gut zusammenwirkenden Komposition von Inhaltsstoffen.

Unter dem allein inhaltsstoffzentrieten Blickwinkel, und nur dann, erscheinen viele Heilpflanzen als unbedeutend, als so genannte „kleine“ Heilpflanzen, die man einmal geben kann, sie aber auch durch andere Pflanzen mit ähnlichem Indikationsspektrum beliebig ersetzen kann.

Zur Behandlung eines Schnupfens oder einer relativ banalen Infektionskrankheit ist diese Wesensqualität kaum von Belang. Wenn es aber um die Begleitung von Heilungsprozessen, von chronischen Erkrankungen und dergleichen geht, dann wird sie wichtig und sogar zentral. Dann trifft das Wort zu vom Heilen mit der Kraft der Natur. Und dann sind die Pflanzen eben nicht mehr frei austauschbar, nur weil Indikationen ähnlich lauten. Am besten eignen sich dafür die wesenhaft entfalteten Ceres-Urtinkturen.

Drei solcher wenig bekannten Heilpflanzen sollen im Folgenden vorgestellt werden, Schätze, deren Lebensthematik es zu erkennen gilt, um gezielt und mit Gewinn mit ihnen arbeiten zu können. Dies sollen sein: die Schwarze Johannisbeere (Ribes nigrum), das Kleinblütige Weidenröschen (Epilobium parviflorum) und die Wilde Möhre (Daucus carota).

Ribes nigrum

Die Schwarze Johannisbeere (Abb. 1, 2) ist in erster Linie als fruchttragender Strauch mit sehr Vitamin-C-reichen Beeren bekannt, nicht aber als Heilpflanze. Über den Geschmack der Beeren gehen die Meinungen wie bei kaum einem anderen Obst auseinander: Die einen lieben die Früchte, empfinden den Geschmack als sehr harmonisch, den anderen ist der Geschmack absolut zuwider.

Der Strauch entstammt der Familie der Stachelbeergewächse, die zu der mehrere Heilpflanzen aufweisenden Ordnung der Steinbrechgewächse gehört. Steinbrechgewächse zeichnen sich im Allgemeinen durch sehr klare Formen und reine Farben aus, setzen sich intensiv mit dem Mineralischen und dem Licht auseinander, versuchen die belebenden Aufbauprozesse und die strukturierenden, abbauenden Kräfte in ein Gleichgewicht zu bringen. ...

Anschrift des Verfassers
Dr. rer. nat. Falk Fischer
Wissenschaftsautor
Arbeit am Tonfeld®
Tannenweg 35a
50374 Erftstadt
E-Mail: FalkFischer@web.de
www.falkfischer.com

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Naturheilpraxis 3/2014