Metalle

Metalle und Alchemie

Helmut Gebelein

In Zedlers Universallexikon (1732-1750) – und wohl nur dort – ist zu lesen, das Wort Alchemie stamme vom arabischen „al Chama“, das „durch das Feuer erforscht“ bedeute. Das macht Sinn und so steht bei Paracelsus (1493-1541): „Das Feuer erforscht alles.“


Durch das Feuer geläutert

Das Feuer steht am Beginn der Menschwerdung. Erst durch das Feuer kann der Mensch in der Natur bestehen. Durch das Feuer gegarte Nahrung ermöglicht die Vergrößerung des Gehirns, das ca. 20% der aufgenommenen Energie benötigt. Ohne die „Vorverdauung“ durch das Feuer wäre dies nicht möglich. Auch für Paracelsus ist das durch das Feuer veränderte Naturprodukt eine Verbesserung. „Unseren Weizen“ nennt er das Brot. Mit dem Wort „unseren“ meint er „verbessert durch die Arbeit des Alchemisten“, für ihn ist also selbst der Bäcker ein Alchemist. Metalle kennt der Mensch seit langem. Als erstes wurde wahrscheinlich Gold entdeckt, es kommt gediegen (als reines chemisches Element) vor und ist gar nicht so selten. Vor allem in Flusssand sind Goldkörner leicht zu finden.

Es gibt einige weitere Metalle, die gediegen vorkommen, Silber, Kupfer, Quecksilber und Eisen. Metallische Eisenvorkommen bestehen aus Meteoreisen. Dieses Eisen, es hieß völlig richtig „Geschenk des Himmels“, war im alten Ägypten teurer als Gold. Ebenfalls schon im Altertum war Blei bekannt und es gab die Legierungen Bronze (Kupfer-Zinn) und Messing (Kupfer-Zink) und Asem oder Elektrum (Gold-Silber).

Werden Erden dem Feuer zusammen mit organischem Material ausgesetzt, so erhält man die Metalle. Es ist wahrscheinlich, dass dies zum ersten Mal im Rahmen eines Wiederauferstehungsrituals passierte.

Tod und Wiedergeburt

Nach Ferdinand Höfers „Geschichte der Chemie“ (1866) führten die ägyptischen Priester Auferstehungsrituale mit Blei, Bleioxid und Getreidekörnern tatsächlich in den Tempeln durch. Wird Blei dem Feuer ausgesetzt, so entsteht das rote Bleioxid, dies stellte die Tötung des Bleis und des Osiris, des Gottes, der dem Blei zugeordnet war, dar. Isis sammelt alle Teile des toten Osiris und fügt sie wieder zu dem Gott zusammen. Wird das Bleioxid mit Getreidekörnern vermischt, die nach Ansicht der Ägypter Lebenskraft besitzen, denn sie können noch nach langer Lagerung keimen, so entsteht aus dem Bleioxid wieder das Blei; das ist die Wiederauferstehung des Osiris. Metalle lassen sich leicht verflüssigen, wie Zinn oder Blei, oder sind sogar schon flüssig, wie Quecksilber. Das Flüssige wurde auch mit dem Lebendigen identifiziert. Die Oxidation verstand man daher als Tötung der Metalle.

Die Herstellung von Metallen durch Reduktion mit Holzkohle aus Erden war eine „wissenschaftliche Sensation“. Johann Rudolph Glauber (1604-1670) wird die Holzkohle als irdische Sonne bezeichnen, die Bäume wachsen durch die Kraft der Sonne, die damit in ihnen gespeichert und in der Holzkohle konzentriert worden ist. Es ist ja auch verblüffend, wenn aus einem blauen oder grünen Stein, wie er in Israel immer noch in den Minen des Salomon gefunden wird, ein rotes Metall – Kupfer – erhalten wird. Die Kupferminerale Malachit und Azurit werden in Israel zu Schmuck verarbeitet und überall verkauft.

Mercur – Sulphur – Salz und die Heilkraft der Metalle

Erste Theorien über die Zusammensetzung der Metalle stellen die arabischen Alchemisten auf. Geber entwickelt die Mercur-Sulphur- Theorie. Danach entstehen die Metalle in der Erde aus Mercur und Sulphur in wech-

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Literatur:
Gebelein, Helmut: Alchemie. Diedrichs Verlag, München 1991.

Anschrift des Verfassers:
Prof. Dr. rer. nat. Helmut Gebelein
Mozartstr. 1
35460 Staufenberg
E-Mail: Helmut.Gebelein@didaktik.chemie.uni-giessen.de

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Naturheilpraxis 2/2014