Metalle

Heilung aus dem Kosmos

Metallzubereitungen in der traditionellen Medizin

Markus Giesder

Von alters her war den Menschen der Zusammenhang der Organprozesse im Menschen mit den Planeten und den damit verbundenen Metallen bewusst. Aus einer genauen Kenntnis der Zubereitung des entsprechenden Metalls lässt sich der therapeutische Einsatz ableiten.


„Denn der Himmel ist der Mensch
und der Mensch ist der Himmel
und alle Menschen ein Himmel
und der Himmel nur ein Mensch.“

(Paracelsus, Sudhoff Ausgabe Bd. 8,
Schriften aus dem Jahr 1530,
Paragranum S. 100, R. Oldenburg München und Berlin 1929)

In einer geschichtlichen Entwicklung, wie eigentlich in jeder Entwicklung, gibt es stetige Metamorphosen eines sich verwirklichen wollenden Urprinzips, aber auch hin und wieder Sprünge in dieser Entwicklung. Der moderne Mensch neigt dazu, greifbare Ausgangspunkte haben zu wollen, um darin den Auslöser eines Prozesses sehen zu können. So wird heute des Öfteren Hippokrates als Gründervater der modernen Medizin gesehen, andere sehen eher Paracelsus als den Ausgangspunkt. Vielmehr scheint es aber doch so, als ob es einen kontinuierlichen Übergang gegeben hat. Diesen kann man finden von Paracelsus hin zu Hahnemann. Paracelsus kann als ein Vertreter des alten Wissens gesehen werden, obwohl er sehr viel Neues in die Medizin der damaligen Zeit gebracht hat, wie beispielsweise die Tria Principia (Sal, Sulfur, Merkur) und die Zuordnung der Metalle und Planeten zu den Organen.

Gelernt hat er auf den Akademien, aber auch bei den Zigeunern, Kräuterweibern und Feldscheren. Hahnemann hingegen ist schon ein Vertreter des Typs des modernen Naturwissenschaftlers. Nicht mehr aus hellsichtiger Schau und altem Naturwissen, sondern aus Versuch und Beobachtung baut er sein Wissen weiter aus. Und so findet man bei Hahnemann, sowohl als alchemistisch Interessierter als auch als „moderner Naturwissenschaftler“, wertvolle Hinweise zur Aufarbeitung von Ausgangsstoffen zu Arzneien. Leider blieb Hahnemann selbst aber der Weg des Paracelsus zeit seines Lebens verschlossen, obwohl man Annäherungen seinerseits erkennen kann, die aber letztlich immer wieder in Frustration und Beschimpfungen des Paracelsus enden.

Im Apothekerlexikon Hahnemanns kann man noch sehr viele stoffliche Aufarbeitungen aller Metalle finden. Solche Arzneimittel sind heute nicht mehr verkehrsfähig und würden zu Aufschreien der Umweltmediziner in Bezug auf Schwermetallbelastung führen. Einzig übriggeblieben sind die Eisenpräparate und einige wenige, gering dosierte Magnesium- und Zinkverbindungen im Bereich der orthomolekularen Medizin.

Eisen als Inkarnationsmetall ist aus Sicht der anthroposophischen Medizin das einzige Metall, das sich in größerer stofflicher Quantität im Organismus befinden soll (1). Insofern macht es Sinn, Eisen in hochdosierten stofflichen Konzentrationen zu verabreichen. Allerdings stellt sich leider oft das Problem der Unverträglichkeit. Daher versucht man heute oft, Metalle an Säuren (Piculinsäure, Orotsäure) zu binden, um die Bioverfügbarkeit zu verbessern. Ein anderer Versuch, das Eisen für den Organismus aufnahmefähig zu machen, ist die organische Bindung an Fruchtsäfte und Kräuter, wie beispielsweise im „Kräuterblut“ oder in Selectafer B12. In diese Richtung zielt auch das Ferrum pomatum D1 der Weleda, letztlich eine Rezeptur, die man schon bei Hahnemann findet und die dann Eingang in das DAB (2) gefunden hat. 50 Teile Äpfel werden ausgepresst, der Saft mit 1 Teil Eisen digeriert, bis die Gasbildung aufhört. Dann mit Wasser auf 50 Teile ergänzen und eindicken. Hier endet dann heute die Berechtigung des Einbringens stofflich relevanter Konzentrationen von Metallen in den Organismus. Die zentrale Grundfrage der pharmazeutischen Kunst war von alters her bis heute, wie man die Kraft der Metalle und damit der Planeten ohne die damit verbundene giftige Wirkung des Stoffes entbinden und erhalten kann. Dazu wurden im Lauf von Jahrhunderten verschiedene Techniken entwickelt, die aber letztlich immer auf diese zentrale Problemstellung hinauslaufen.

Geht man davon aus, dass sich das seelischgeistige Prinzip in den Stoff hinein verdichtet, könnte man sagen, dass Kraft zu Form wird. Zerstört man nun diese Form (den Leib), wird diese Kraft wieder frei. Nur muss diese Zerstörung sich nun nicht in die Umgebung verflüchtigen, sondern an einen Arzneiträger gebunden werden. So wird schon in der ayurvedischen Alchemie ein minera-

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Literatur und Anmerkungen:
1. Victor Bott, Anthroposophische Medizin Bd. 2, Haug Verlag, Heidelberg 1985. Das Eisen, obwohl dem Mars zugeordnet, ist das eigentlich irdische Metall geworden. Die Erdkruste enthält davon enorme Mengen, es kommt nach Sauerstoff, Kiesel und Aluminium auf den 4. Rang in der Häufigkeit der Elemente. Es ist auch das am meisten vorkommende unserer sieben Hauptmetalle.
2. DAB Deutsches Arznei Buch, 6. Auflage
3. Willem Daems, Streifzüge durch die Medizin- und Pharmaziegeschichte, Verlag am Goetheanum, Dornach 2001. Auszug aus dem Theatrum chemicum 1659: „Denn dies ist die Eigentümlichkeit unserer Heilmittel, in welche die Substanzen so eingeführt werden, dass der eine, erste Teil von ihr 10 Teile des unvollkommenen Körpers berührt, dann 100, drittens 1.000, viertens 10.000 und so ein Fortschreiten bis ins Unendliche geschieht.“
4. Massimo Mangialavori: Die Säuren in der Homöopathie, Narayana Verlag, Kandern 2008
5. Tinktur von tingere (lat. färben) ist in diesem Sinne noch ein stofflicher Auszug, während die Essenz eine destillierte Tinktur darstellt.
6. Rudolf Steiner (1861-1925), Philosoph und Begründer der Anthroposophie
7. Rudolf Steiner, Geisteswissenschaft und Medizin GA 312, Rudolf Steiner Verlag, Dornach 1999

Anschrift des Verfassers:
Markus Giesder
Industriemeister Pharmazie
Leiter Potenzierlabor Wala Heilmittel GmbH
Dorfstr. 64
73087 Bad Boll
E-Mail: Markus.Giesder@gmx.de

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Naturheilpraxis 2/2014