FACHFORUM

Allergie

Ursachen – Zusammenhänge – augendiagnostische Hinweise – naturheilkundliche Therapie

Claudia Sinclair

In diesem Beitrag gehe ich auf die Ursachen und die in der Praxis wichtigen pathophysiologischen Zusammenhänge von Allergien ein. Anschließend stelle ich augendiagnostische Konstitutionstypen und Zeichen vor, die auf Allergieneigung hinweisen. Abschließend weise ich auf komplexhomöopathische Mittel hin, die in Anlehnung an die Augendiagnose bei Allergien eingesetzt werden. Einige bewährte allgemeine naturheilkundliche Therapien werden ebenfalls erläutert.


Allergien: Ursachen und pathophysiologische Zusammenhänge

Grundsätzlich bringt jeder Organismus eine Reaktionsbereitschaft und den Nährboden für Allergien mit.1 Doch haben allergische Erkrankungen und Unverträglichkeiten von Nahrungsmitteln und exogenen Stoffen in den letzten Jahren stark zugenommen. Klassifikation: Allergien lassen sich wie folgt in vier Typen einteilen:

  1. Der Soforttyp 1 (Anaphylaxie) wird durch Antikörper der Klasse IgE ausgelöst. Er ist Histaminvermittelt und findet sich bei Rhinitis vasomotorica, allergischem Asthma, gastrointestinaler Allergie (Eiweiß) und allergischer und urtikarieller Dermatitis.
  2. Der zytotoxische Typ 2 spielt bei Transfusionen eine Rolle.
  3. Der Immunkomplexreaktionstyp 3 tritt bei Autoimmunerkrankungen auf.
  4. Der verzögerte Reaktionstyp 4 findet sich bei Infektionen mit Granulombildung und Kontaktdermatitis.

Wir unterscheiden bei den Allergien u. a. die Reaktionen auf:

Die Ursachen für Allergien sind ebenso mannigfaltig wie die Symptome. Einige Realisationsfaktoren für allergische Erkrankung sind:

Pathophysiologische Zusammenhänge

Eine Reihe pathophysiologischer Zusammenhänge von Allergien sind bekannt. Im Folgenden stelle ich die aus meiner Sicht wichtigsten zusammen:

...

Anmerkungen:
1 „Allergie ist der Zustand der veränderten Reaktionsfähigkeit, der nach dem ersten Kontakt mit einem Antigen durch die Produktion spezifischer Antikörper entsteht und zur Gewebeschädigung führt.“ (Clemens von Pirquet). Krankheit ist die Unfähigkeit des Organismus, seine Lebensenergie mit der darin enthaltenen Regulationskraft in Interaktion mit exogenen Reizen aufrechtzuerhalten.
2 Auf chemischer Ebene wird die PG-Synthese durch z. B. nichtsteroidale Antiphlogistika, Acetylsalicylsäure, Paracetamol und Narkosemittel mittels Blockierung der Cyclooxygenase gehemmt. Schmerz und Entzündung lassen nach, jedoch werden die Leukotriene vermehrt. Damit erfolgt eine Sensibilisierung und Entzündungsförderung. Die PG der Serien 1 und 3 wirken als natürliche Antagonisten zu den PG der Serie 2. Die PG der Serie 2 werden aus Arachidonsäure synthetisiert. Die Synthese der PG der Serien 1 und 3 aus den beiden essenziellen Fettsäuren Omega- 3 und Omega-6. Diese Fettsäuren fehlen häufig in der Ernährung. Eine natürliche Gegenregulation ist somit mangelhaft oder unmöglich. Diese Gegenregulation ist im Zusammenspiel mit den PG (PG2) auslösenden Substanzen von großer Bedeutung. PG-Verstärker sind Kate- und Acetylcholamine, Serotonin, Hormone wie Angiotensin, Gewebshormone wie Kinine, Histamine, Thrombin und die Energielieferanten ADP und ATP. Damit besteht ein direkter Zusammenhang zu den Gewebshormonen, die an allergischen Reaktionen beteiligt sind.
3 Beim Mangel sollen histaminhaltige Nahrungsmittel, wie bestimmte Käse-, Rotwein- und Fischsorten, sowie Hartwurst und biogene Amine in Schokolade, Nüssen und Eiern gemieden werden.
4 E. coli beeinflusst die Kolonisationsresistenz, die immunologische Schulung im Darm und die Ernährung der Mukosazelle. Nachweislich setzen E.-coli-Bakterien vom bekannten Nissle- Stamm die Allergiebereitschaft signifikant herab (Medletters Mutaflor Ardeypharm). Laktobazillen besiedeln den Dünn- und Dickdarm. Sie verhindern das Wachstum von Fremd- und Fäulniskeimen. Sie wirken immunmodulierend, da sie die Makrophagen, IgA und Zytokine aktivieren. Dadurch werden Heuschnupfen und Asthma bronchiale positiv beeinflusst. Da sie die Darmschleimhaut mit einem Biofilm auskleiden, schützen sie vor Kontakt des allergieauslösenden Lebensmittels. Zudem produzieren sie Laktase, die beim Milchzuckerabbau nötig ist. Die Anaerobier (Bifidobakterien) reduzieren die enterale Gasbildung. Sie schützen die Mukosa und verhindern das Anhaften pathogener Mikroorganismen. Die intestinale Flora ist individuell und abhängig vom Alter und den Ernährungsgewohnheiten. Erstaunlich ist das häufige Fehlen physiologischer Mikroorganismen im Darm.
5 So wird das Immunsystem z. B. durch natürlichen Tierkontakt in der Kindheit physiologisch geschult und damit die immunologische Widerstandskraft erhöht.
6 In der Mischung von Ameisensäure mit Eigenblut konnten bisher in Studien keine signifikanten Verbesserungen der Symptome bei Allergien im Vergleich zum Placebo erzielt werden. Aus meiner praktischen Erfahrung kann ich diese Ergebnisse unter Berücksichtigung individueller Faktoren nicht bestätigen.

Literatur:
Backhaus A.: Heilen ohne Pille und Spritze, Natur und Medizin, Veronika Carstens Verlag, Essen 2002
Bühring U.: Praxislehrbuch der modernen Pflanzenheilkunde, Haug-Verlag, Stuttgart 2009
Feichtinger Th., Niedan-Feichtinger S.: Biochemie nach Schüßler bei Hauterkrankungen und Allergien, Haug-Verlag, Stuttgart 2005
Fiedler/Zuberbier/Worm – Allergie Zentrum der Charité, Berlin, Klinik für Dermatologie und Allergologie – Haut Heft 2, April 2006
Hauss R., Geßner S.: Klinische Reaktion auf Nahrungsmittel. Diagnostik - Therapie, Script 2009
Hauss R.: Labor-Benutzerhandbuch, Eckernförde 2010
Rasche et al.: Stärkung der TH1-dominierten Immunantwort unter E. coli Nissle, Wissenschaftlicher Informationsdienst Medletters Ardeypharm, Acta Derm Venerol. Acta Derm Venerol 2007
Siegenthaler W.: Klinische Pathophysiologie, Georg Thieme Verlag, Stuttgart 1994

Anschrift der Verfasserin:
Claudia Sinclair
Heilpraktikerin
Gesslerstraße 2
10829 Berlin

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Naturheilpraxis 2/2014