Phytotherapie

Die Christrose (Helleborus niger)

Eine Pflanze, die sich allen Naturgesetzen widersetzt

Claudia Ritter

Mit der Blüte zur Winterzeit widersetzt sich die Christrose allen Naturgesetzen. In kleinsten Dosen ist sie ein therapiebegleitendes Heilmittel sowohl bei bösartigen Erkrankungen als auch bei allen Arten von Erkrankungen des Kopfes und der Hirnfunktion.


Es ist ein Ros entsprungen
aus einer Wurzel zart.
Wie uns die Alten sungen,
aus Jesse kam die Art
und hat ein Blümlein bracht,
mitten im kalten Winter,
wohl zu der halben Nacht.
(Erste Strophe der ältesten Version „Es ist ein Ros entsprungen“ aus dem Speyerer Gesangbuch von 1599)

Volksnamen:

Brandwurzel, Eisrose, Lenzrose, Feuerwurzel, Krätzenblum, Schelmenwurz, Schneebleamel, Schneekannerl, Schneerose, Schwarze Nieswurz, Weihnachtsrose, Winterrose

Etymologie, Symbolik und Signatur

Die Christrose gehört zu den Hahnenfußgewächsen und hat botanisch nichts mit der lieblich duftenden Rose zu tun. Um den Charakter der Hahnenfußgewächse zu bestimmen, muss man wissen, dass viele ihrer Vertreter ihren Lebensraum an Bächen und Sumpfgebieten suchen – also dem Lebensraum der Frösche und Kröten. Der botanische Gattungsname Ranunculaceae leitet sich vom lateinischen „rana“ = Kröte ab. Andere Deutungen stellen einen Bezug zwischen den Hahnenfußgewächsen und den Kröten über die Ähnlichkeit der Giftstoffe her. Nach dem mittelalterlichen Aberglauben bezog die Kröte ihre Giftstoffe von der Christrose, unter der sie sich zu ihrem Schutz versteckt hält. Erstaunlicherweise brachten die modernen Analysemethoden zu Tage, dass die giftigen Alkaloide der Christrose und Substanzen des Hautsekrets der Kröte eine ähnlich chemische Struktur aufweisen.

Den deutschen Namen „Hahnenfuss“-Gewächse erhielt die Pflanzenfamilie wegen der gezackten Form der Laubblätter, welche an Hühnerfüße respektive an denen des Hahns erinnert. Die heutige übliche Bezeichnung Christrose entstand, weil die Pflanze zur Zeit der Geburt Christi ihre zartweißen Blüten entfaltet. Und da zur Zeit der Wintersonnenwende die Sonne am kürzesten scheint und der Mond am längsten, zählt man sie zu den Mondpflanzen. Mondpflanzen gelten generell als beruhigend und schlaffördernd.

Die alte Mysterienpflanze ist in den Büchern häufig unter der Bezeichnung „Schwarze Nieswurz“ zu finden. Dieser Name bezeichnet zum einen das dunkle Rhizom; andererseits bezieht sich der althochdeutsche Name auch auf den beißenden und reizenden Geruch der pulverisierten Wurzeln, die einen Niesreiz ausüben. Mitunter wurde die Wurzel auch auf die Schleimhäute der Nasenmuschel gerieben um den Niesreiz zu erzeugen. Es stellt sich sofort die Frage, was man damit bezwecken wollte. Dazu müssen wir etwas ausholen, oder, um bei den bildhaften Darstellungen zu bleiben, das Pferd vom Schwanz her aufzäumen.

Brauchtum und Sagenhaftess

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Pharmakologie

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Heilanwendung

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Handelspräparate

• Helleborus Niger E Planta Tota D 12 Globuli (Wala)
• Helleborus niger Dilution (Arcana) in LM-Potenzen
• Helleborus Dilution, Globuli, Tabletten (DHU)

Literaturhinweise
Bächthold-Stäubli, Hanns unter Mitwirkung von Eduard Hoffmann-Krayer: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, Band 6, Walter de Gruyter, Berlin, New York 1987
Boericke, William: Handbuch der homöopathischen Materia medica, Karl F. Haug Verlag, Heidelberg 1996
Brunfels, Otto: Contrafayt Kreüterbuch 1532, Reprint Konrad Kölbl, Grünwald bei München 1975
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Furlenmeier, Martin: Wunderwelt der Heilpflanzen, Lizenzausgabe für die Bundesrepublik Deutschland und Österreich bei Rheingauer Verlagsgesellschaft, Eltville am Rhein, F.P. Schwitter Holding AG, Zürich 1978
Höfler, Max: Volksmedizinische Botanik der Germanen, Reprint der Ausgabe Wien, Ludwig, 1908; VWB Verlag für Wiss. u. Bildung, Berlin 1990
Marzell, Heinrich: Zauberpflanzen Hexentränke Brauchtum und Aberglaube, Frankh’sche Verlagshandlung, W. Keller & Co., Stuttgart 1963
Plinius Secundus d. Ä.: Naturkunde Lateinisch – deutsch, Buch XXV, Artemis & Winkler Verlags AG, Zürich 1996
Simonis, Werner-Christian: Heilpflanzen und Mysterienpflanzen, VMA-Vertriebsgesellschaft Modernes Antiquariat mbH & Co. Verlags-KG, Wiesbaden 2001
Sommer, Markus: Heilpflanzen – ihr Wesen ihre Wirkung ihre Anwendung, aethera, Verlag Freies Geistesleben & Urachhaus GmbH, Stuttgart 2011
Usteri, Alfred: Pflanzen-Wesen, Rudolf Geering Verlag, Dornach 1989
Wildmayr, Christiane: Bauerngärten neu entdeckt. Geschichte, Anlage, Pflanzen, Pflege, BLV Verlagsgesellschaft, München/Wien/ Zürich 1990
Zerling, Clemens: Lexikon der Pflanzensymbolik, AT Verlag, Baden und München 2007
http://paedonko.charite.de/forschung/

Anschrift der Verfasserin:
Claudia Ritter
Heilpraktikerin
Im Obstgarten 12b
92637 Weiden
www.heilpraktikerin-ritter-claudia.de

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Naturheilpraxis 1/2014