Phytotherapie

Keine Angst vor Pyrrolizidinalkaloiden?

Peter Germann

Wir wissen, dass Pyrrolizidinalkaloide als toxisch eingestuft sind! Bevor man allerdings Pflanzen mit Spuren dieser chemischen Verbindungen verdammt und von vorn herein in den Bereich der Giftigkeit drängt, sollte doch, wie in allen Bereichen des Lebens, relativiert werden.


„All Ding sind Gift
und Nichts ohn’ Gift;
allein die Dosis macht,
dass ein Ding kein Gift ist.“
Paracelsus (1493 – 1541)

In der Patientenschaft, aber auch im Fachkreis ist eine große Unsicherheit bis Panik wahrzunehmen, wenn es sich um die beschriebenen chemischen Verbindungen handelt. Während eines Industrietreffens des BDH bei der „Phytaro Heilpflanzenschule Dortmund“ wurden teilweise die von unserer Köchin zubereiteten panierten Beinwellblätter abgelehnt, weil man vor massiven Vergiftungserscheinungen oder Krebs Angst hatte. Diese Unsicherheit, die Alkaloidverbindungen nach dem oben angeführten Paracelsussatz einzustufen, macht auch nicht halt vor der wissenschaftlich geschulten Klientel.

Was sind Alkaloide?

Alkaloide sind stickstoffhaltige und in ihrer Struktur vielfältige Verbindungen. Da sie meist Basen sind, werden sie in ihrer Namensgebung als „alkali-ähnlich“ bezeichnet und liegen in den Pflanzen als wasserlösliche Salze organischer Säuren vor. Die näheren Alkaloidbezeichnungen leiten sich oft von den botanischen Artennamen der Pflanzen her, aus der sie erstmalig isoliert wurden. Sie enden mit „in“ wie das „Atropin“ aus Atropa belladonna (Tollkirsche) oder „Strychnin“ aus Strychnos nux-vomica (Brechnuss).

Alkaloide gehören zu den stärksten Giftstoffen, zeigen Wirkungsweisen auf das Nervensystem, sind hepatotoxisch und psychotrop. Allerdings sind viele Nahrungs- und Genussmittel, die täglich in unserer Gesellschaft eingenommen werden, Alkaloidpflanzen. Zu ihnen gehören Kaffee, Tabak und Schwarztee, aber auch Nachtschattengewächse wie die Kartoffel, Paprika oder Tomate. Viele der benennbaren Hauptalkaloide werden von chemisch verwandten Nebenalkaloiden begleitet. Bisher sind etwa zehntausend „alkali-ähnliche“ Verbindungen bekannt.

Das Reizwort „Pyrrolizidinalkaloide“ (PA)

Pyrrolizidin- oder Seneziolalkaloide bilden eine Gruppe von etwa zweihundert chemischen Verbindungen, welche vor allem bei Korbblütlern, Rautengewächsen und Hülsenfrüchten vorkommen.

Das Alkaloid an sich ist nicht giftig, sondern die Abbauprodukte der vor allem in der Leber aufgeschlüsselten Verbindungen. Diese können unser Hauptentgiftungsorgan in hohen Dosen massiv schädigen, was im schlimmsten Falle zum Tode führt. Das Vorkommen von PA in Pflanzen variiert stark nach Florasorte, klimatischen Bedingungen, der Saison und den unterschiedlichen Pflanzenteilen. Letzteres kennen wir vom „Vinum Ari“ der Hildegard von Bingen. Der Aronstab (Arum maculatum) ist eine Alkaloiddroge und damit als toxisch eingestuft, der Aronstabwein wird allerdings aus der Wurzel hergestellt, die Saponinverbindungen aufweist. Die getrocknete Droge vertreibt die Firma Jura in Konstanz, sie ist ein hervorragendes endogenes Antidepressivum.

Das Bild der Pyrrolizidenalkaloidvergiftung ist auch in der Veterinärmedizin als „Seneziose“ oder „Schweinsberger Krankheit“ bekannt und wird meist durch Greiskrautbestände (Senecio ovatus) auf den Weiden verursacht. Allerdings meiden die Tiere diese PA-haltigen Pflanzen, wenn genügend anderes Futter zur Verfügung steht. Bei der Verabreichung von konservierten Futtermitteln ist die Gefahr der Vergiftung größer, da die landwirtschaftlichen Nutztiere dabei keine Möglichkeit haben, toxische und nichtgiftige Pflanzen zu unterscheiden. Bei den Greiskräutern sei auch noch erwähnt, dass es verschiedene Arten mit unterschiedlichen Pyrrolizidinalkaloid Größenordnungen gibt.

Interessant ist auch, dass verschiedene Insektenarten in der Lage sind, diese sekundären Pflanzenstoffe gezielt aufzunehmen, um sich vor Fressfeinden zu schützen. Hier ist die Harlekinheuschrecke (Zonocerus spec.) zu nennen. Doch auch Tiere können Pyrrolizidine zum Eigenschutz selbst bilden, so beispielsweise verschiedene Salamanderarten.

Heilpflanzen sind Multigemische

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Pyrrolizidinalkaloide in Nahrungsmitteln

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Gesetzliche Regelungen

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Das Beispiel Diptam

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„Böse Phytotherapeutika“ in der täglichen Praxis

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Zusammenfassung

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Pflanzliches!“
Auch hier gilt der berühmte Paracelsusausspruch „…Allein die Dosis macht, das ein Ding kein Gift ist.“

Literatur:
Ingrid und Peter Schönfelder, Das neue Handbuch der Heilpflanzen WVG/Kosmos, 2004
Mannfried Pahlow, Heilpflanzen, Gräve & Unzer, keine Jahresangabe
Niedersächsisches Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, Pyrrolizidinalkaloide in Honig, Internet 2012
Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit, Pyrrolizidinalkaloide, Internet 2011
PhytoLab PA – ein Risiko für die Lebensmittelsicherheit? Internet 2001 – 2012
Forschungsinformationssystem Agrar / Ernährung, Bestimmung von Pyrrolizidinalkaloiden in Milch und Milchprodukten – Carry over Studie, Internet, Forschungsinfo 2007 – 2009

Anschrift des Verfassers:
Peter Germann
Gesundheitshaus Viriditas / Phytaro – Heilpflanzenschule Dortmund
Im Karrenberg 56, 44329 Dortmund

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Naturheilpraxis 1/2014