Phytotherapie

Brennnessel – eine „brennende“ Pflanze

Ernst-Albert Meyer

Die Brennnessel gehört zu den wenigen Heilpflanzen, die aufgrund der unterschiedlichen Indikationen der einzelnen Pflanzenteile zwei Positiv-Monografien besitzen. Aber auch schon in Antike und Mittelalter erregte sie das besondere Interesse der Menschen und war als Zauberund Heilpflanze begehrt.


Der bei den römischen Legionen tätige Militärarzt Dioskurides (1. Jahrhundert n. Chr.) empfiehlt die Brennnessel gegen vielerlei Beschwerden: krebsartige Geschwüre, brandige Wunden, Furunkel, Verrenkungen, geschwollene Drüsen, Nasenbluten, Brustfell- und Lungenentzündung, Asthma und bei Hundebiss. Weiterhin schreibt er, dass die Brennnessel menstruationsfördernd, erweichend, wind- und harntreibend wirke. Der Schweizer Arzt Paracelsus (1493 bis 1541) schätzt ebenfalls die Brennnessel als Heilpflanze sehr. Er empfiehlt: „Man pflegt sie bei Gelbsüchtigen zu gebrauchen. Der Saft von der Wurzel und dem Kraut soll mit Ziegenmolken gemischt werden. Jeden Morgen und jede Nacht soll man einen Trunk davon nehmen. Wenn einer den Saft trinkt, so lockt dies das Blut hervor, sodass man fest schwitzt. Der Nesselsaft ruft auch die Menstruation hervor, wenn er mit Myrrha gemischet, am Ende der Wirbelsäule aufgelegt wird. Honig der Nessel wird hergestellt, indem man Honig entschäumt und mit dem Samen der Nessel sowie dem Nesselsaft oder stattdessen mit gutem Wein kocht. Dies ist eine große Arznei bei Schmerzen in der Herzgegend, bei Pleuresis (Rippenfellentzündung) und Husten.“ (1) Und der Kräuterbuch-Autor und Arzt Leonart Fuchs (1501 bis 1566) ergänzt: „Die Nessel in die Laug gelegt, vertreibt das haarausfallen.“ (LZ)(2) Und wenn man die Blätter mit Bärenschmalz anstößt und auflegt, sei das ein gutes Mittel „… zu dem podagra (Gicht) und allerley weetagen der Glieder“. (2) Aber auch als Diagnostikum wurde die Brennnessel früher eingesetzt. Dazu legte man die Pflanze in den Harn des Patienten. Blieb sie Tag und Nacht grün, so war mit baldiger Genesung des Kranken zu rechnen. Schrumpfte sie aber zusammen, so gab es keine Hoffnung mehr. Sowohl die Große Brennnessel (Urtica dioica) als auch die Kleine Brennnessel (U. urens) sind weltweit verbreitet.

Die Bezeichnung „Urtica“ bzw. „Urens“ ist vom lateinischen „urere“, d.h. brennen abgeleitet. Denn schon der Römer Plinius (23 bis 79 n. Chr.) stellte fest: „Merkwürdig ist, dass ohne irgendeinen Stachel die Wolle (der Nessel) selbst Schaden bringt und dass durch eine noch so leichte Berührung Jucken und alsbald einem Brandmale ähnliche Blasen entstehen …“(LZ)(2) Eine Erfahrung, die jeder von uns schon gemacht hat.

Als Sympathiemittel gegen das Wechselfieber

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Schützt vor Tierkrankheiten und bösem Zauber

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Als Jungfrauen-Test und „Donnernessel“

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Die Rezepte des Rostocker Professors

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Zweimal positiv monografiert

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Literatur:
(
1) Hausrezepte aus der Naturapotheke, Lechner Verlag, Wien – Genf – München – New York 1991
(2) Marzell, H.: Geschichte und Volkskunde der deutschen Heilpflanzen, Wiss. Buchgesellschaft, Darmstadt 1967
(3) Schöpf. H.: Zauberkräuter, VMA-Verlag, Wiesbaden 1986
(4) Most, G.F.: Encyklopädie der Volksmedicin, Akademische Druck- und Verlagsanstalt, Graz-Austria 1984
(5) Marzell, H.: Die heimische Pflanzenwelt im Volksbrauch und Volksglauben, Verlag

Anschrift des Verfassers:
Ernst-Albert Meyer
Fachapotheker für Offizin-Pharmazie
Oldendorfer Str. 44
31840 Hessisch Oldendorf

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Naturheilpraxis 1/2014