Akupunktur/TCM

Die Renaissance der Akupunkturmethoden in Nordamerika

Mark Seem Ph. D., Übersetzt aus dem Englischen von Heidi Taeubler

Betrachten wir diese erste Schriftrolle, in welcher erstmalig die Geschichte der Akupunktur und der Weg der Nadeln in voller Gänze niedergeschrieben sind.

Bekümmert darüber, die kranken Menschen nicht erfolgreich behandeln zu können, fährt Huang Di fort: „Ich wünschte, die Kranken bräuchten die Einnahme von Giftstoffen, die man Medizin nennt, oder chirurgische Eingriffe nicht über sich ergehen lassen. Ich bevorzuge jene feinen Nadeln, um die Meridiane anzuregen, das Blut und die Energie des Qi ins Gleichgewicht zu bringen, die Ströme und Gegenströme zu regulieren und um ihre Kreisläufe zu schließen. Bitte enträtsele dies den zukünftigen Generationen und weise sie ein in die entsprechenden Methoden, damit diese Therapieform für die Ewigkeit erhalten bleibt. Sorge dafür, dass es einfach zu gebrauchen ist und schwer zu vergessen, eine klassische Niederschrift (...) Beginne mit den Grundlagen der klassischen Akupunktur. Es soll die wesentlichen Elemente behandeln (ebenda).“

Qi Bo erläutert daraufhin die Handhabung jener feinen Nadeln, die „einfach zu benennen, aber schwierig umzusetzen ist“, mit dem ersten übergeordneten Grundsatz: „Die herkömmlichen Methoden der Akupunktur kurieren den physischen Körper.“ Er erklärt dies einige Zeilen später damit, dass „die herkömmlichen Methoden die Tore schützen“. Demnach sei jeder Akupunkteur in der Lage, den physischen Körper und seine Extremitäten (besonders die Tore vom Ellbogen zum Handgelenk und vom Knie zum Knöchel) zu behandeln, was Krankheitserregern von außen vorbeugt, die das innere Wohlbefinden zu gefährden drohen.

„Besondere Methoden“ hingegen kurieren den Geist und es gilt zu lernen, wie man „mithilfe des Geistes sowohl den Geist zum Vorschein bringt, als auch den Gast an der Tür (ebenda)“. Der Übersetzer dieser modernen Fassung des „Göttlichen Angelpunkts“ Wu Jing-Nuan erklärt, dass in diesem Zusammenhang mit „Gast“ der „Krankheitserreger von außen“ gemeint ist, welchem „Anerkennung und Respekt gebührt“ und dessen Einflussvermögen nicht unterschätzt werden darf.

Der Begriff „Shen“, der üblicherweise mit „Geist“ übersetzt wird, bezieht sich auf die Intelligenz des Seins, eine tief verborgene Kenntnis und Weisheit, die jedem Lebewesen innewohnt. In der westlichen Welt wird hinsichtlich des Verhältnisses zwischen Körper und Geist oft vom ähnelnden Begriff der „inneren Weisheit“ gesprochen, ein Wissen, das wir alle tief in uns tragen und welches uns mit allem Notwendigen ausstattet, um uns voll zu entfalten und allem zu begegnen, was das Leben für uns bereithält. Ganz ähnlich spricht man im Chinesischen und in der Chinesischen Medizin von „Shen ming“, von „geistiger Klarheit“.

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Mark Seem, Ph. D.
Präsident des Tri-State College of Acupuncture
Übersetzt aus dem Englischen von Heidi Taeubler



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Naturheilpraxis 12/2013