Bewegungsapparat

Konservative Frakturbehandlung – ungewöhnliche Knochenbruchbehandlung

Hiltrud Stäblein

Zur Zeit der Humoralpathologie im Mittelalter, als die vielfach übermäßig angewendeten entziehenden und ausleitenden Methoden am Kranken nicht nur dessen Lebenskraft aufbrauchten, sondern auch seinen Geldbeutel leerten, bekam der Begriff Schröpfen/Aussaugen durch Anritzen der Haut seine doppelsinnige Bedeutung. So wird mit Schröpfen heute noch umgangssprachlich gemeint, wenn jemand von seinem Geld unfreiwillig oder über alle Maßen erleichtert wird und es um das Aussaugen im übertragenen Sinne geht.


Fallbeispiel einer unkomplizierten Fraktur des rechten Sprunggelenkes am Volkmann Dreieck

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Vorgeschichte

Die Patientin kam am Montag den 6.5.13 mit Walkingstöcken und Arbeitsschuhen, die sie fest geschnürt hatte. Sie berichtete, sie sei am Samstag den 04.05.13 beim Klassentreffen mitgewandert, am Berg ausgerutscht und mit dem rechten Fuß umgeknickt. Der Fuß tat ihr nicht sehr weh, aber schwoll vom Außenknöchel über den ganzen Fuß bis ins Bein an. Sie hatte sofort Hilfe bekommen, da sie zwei Kameraden beim Gehen stützten. Sie konnte den Fuß relativ schnell in einem Brunnen kühlen. Auf halben Weg sei sie mit dem Auto zu einer Bekannten gefahren worden. Dort bekam sie eine Sofortgabe Arnika C30 und Umschläge mit Arnikatinktur. Nach zwei Stunden Ruhe und Schlaf wäre sie eineinhalb Stunden mit Walkingstöcken gelaufen. Das Klassentreffen dauerte bis 0.30 Uhr, erst danach sei sie nach Hause gefahren worden.

Dort wurde der stark angeschwollene Fuß weiter versorgt. Als sie am Sonntag den 5.5.13 bemerkte, dass ihr Schuh zu eng für den Fuß wurde und das Bein beim längeren Sitzen stärker anschwoll, entschloss sie sich dazu, sich im Krankenhaus vorzustellen.

Hier lautete der Befund: „Oberes rechtes Sprunggelenk zeigt deutliche Schwellung und hämatogene Verfärbung über Innenknöchel und Außenknöchel; geringer Druckschmerz über Innenknöchel, kein Druckschmerz über Außenknöchel, Calcaneus, Vorfuß oder hoher Tibia; Reflexe intakt, Sensibilität intakt, Beweglichkeit passiv und aktiv frei. Patientin belastet voll.“ Im Röntgen stellte sich der Fuß folgendermaßen dar: Am rechten oberen Sprunggelenk Fraktur mit minimaler Dislokation am Volkmann Dreieck.

Keine Subluxation im oberen Sprunggelenk, kein Hinweis auf andere Frakturen. Stationäre Aufnahme zu abschwellenden Maßnahmen und weiterführender Diagnostik, (z. B. CT). Verdacht auf weitere Verletzungen, z. B. Syndesmose, (bändermäßige Verbindung oder Überbrückung zwischen 2 Knochen). Therapie: OP, Röntgenkontrollen, Ruhigstellung im Unterschenkelgips und Entlastung; Patientin lehnt dieses ab; daher Ruhigstellung im Aircast und ambulante Weiterbehandlung, Thromboembolieprophylaxe, evtl. Wiedervorstellung 6.5.13.

Der Patientin sei angeraten worden, im Krankenhaus zu bleiben. Darauf konnte sie sich nicht einlassen, weil sie einen Hund zu versorgen hatte. Außerdem wollte sie sich nicht operieren lassen, die Computertomographie hätte sie abgelehnt, weil sie ihren Fuß frei bewegen konnte, nur hüpfen wäre schwierig und „rennen“ könnte sie nicht, aber mit den Wanderstöcken relativ gut hinken. Es bestand auch keine Überbeweglichkeit des rechten Fußes. Die „Fußstütze“ aus der Klinik konnte sie wegen der starken Schwellung nur kurz verwenden. Gegen Gips sei sie allergisch. Mit den Unterarmstützen hätte sie nicht laufen können.

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Geschichtliches

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Fazit:

Der Einsatz von Lymphdrainage, Wickeln, Auflagen, Einreibungen in Verbindung mit Homöopathie, Phytotherapie, Enzymtherapie, zum späteren Zeitpunkt sanfte Fußreflexzonenmassagen, empfiehlt sich dann, wenn nicht unbedingt ein Gips benötigt wird.

Literaturhinweise:
Jutta Nawasodtko: Scharfrichter und Abdecker, Verlag Ferdinand Schöningh 1994
Dr. med. et jur. Theodor Meyer: Theodorus Priscianus und die römische Medizin, Verlag von Gustav Fischer, Jena 1909
Hiltrud Stäblein: Die anthroposophischen Hintergründe der Fußreflexzonentherapie, in: Der Heilpraktiker, 02/2005
Hiltrud Stäblein: „Arnica montana“, in: Naturheilpraxis 8/2008

(Fotos von Erhard Hagebeuker und Hiltrud Stäblein)

Anschrift der Verfasserin:
Hiltrud Stäblein
Wredestr.18
97082 Würzburg
Tel. (09 31) 4 50 21 43



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Naturheilpraxis 12/2013