Bewegungsapparat

Schröpfmassage – ein effektives Heilverfahren

Ellen Wittke-Michalsen

Zur Zeit der Humoralpathologie im Mittelalter, als die vielfach übermäßig angewendeten entziehenden und ausleitenden Methoden am Kranken nicht nur dessen Lebenskraft aufbrauchten, sondern auch seinen Geldbeutel leerten, bekam der Begriff Schröpfen/Aussaugen durch Anritzen der Haut seine doppelsinnige Bedeutung. So wird mit Schröpfen heute noch umgangssprachlich gemeint, wenn jemand von seinem Geld unfreiwillig oder über alle Maßen erleichtert wird und es um das Aussaugen im übertragenen Sinne geht.


Das therapeutische Schröpfen heute findet im gegenseitigen Einvernehmen statt und erleichtert den Patienten zu verhältnismäßig günstigen Konditionen von seinen Beschwerden. In Form einer Schröpfmassage eignet sich diese Methode sehr für die Selbstanwendung zu Hause.

Das Schröpfen ist eine altbewährte Heilmethode und wurde in der chinesischen Heilkunde schon vor 5000 Jahren angewandt. Damals wurde mit Bambusnäpfen, Kuhhörnern oder Messinglocken gearbeitet. Mit der Erfindung des Glases entstand der uns heute bekannte „Schröpfkopf“ mit seiner bauchigen Form. Die Technik ist weitestgehend unverändert geblieben. Das Schröpfen war in vielen Kulturen eine anerkannte Methode, wie in Indien, Ägypten, Arabien, China und, für unseren Kulturkreis bestimmend, im alten Griechenland. Fast in jedem Land finden wir heute noch die Tradition des Schröpfens in der Volksmedizin und Heilkunde wieder. Im Europa des 18. Jahrhunderts wurden Ausleitungsverfahren wie Schröpfen, Erbrechen, Aderlass und Blutegeltherapie im Übermaß und als Allheilmittel angewendet, so dass schwache, sehr kranke Patienten letztendlich häufig eher der Behandlung als der Erkrankung selber erlagen. Die Theorie bestand darin, dass nach der vorherrschenden Lehre der Humoralpathologie verschiedene im Körper angesammelte schädliche Säfte aus dem Körper herausgebracht werden sollten. Diese Methode war „keine sanfte Medizin“. Samuel Hahnemann, ein Gegner dieser exzessiven Therapien, setzte seine homöopathische Heilmethode dagegen. Gemeinsam mit seinen Mitstreitern führte er nach und nach einen Wandel der damals gängigen Medizin herbei.

Schröpfen: blutig oder trocken

In der heutigen therapeutischen Anwendung unterscheiden wir zwischen trockenem und blutigem Schröpfen; es wird nicht am akut kranken und energetisch geschwächten Menschen eingesetzt. Beim trockenen Schröpfen wird durch Feuer oder eine Pumpe/Gummiball ein Unterdruck im Glas erzeugt, es saugt sich an bestimmten Körperstellen fest (Dermatomen). Das Blut aus dem manipulierten Gewebe konzentriert sich an diesem Punkt. Der Stoffwechsel wird angeregt, so dass Stoffwechselendprodukte wieder verstärkt ausgeschieden werden, der Lymphstrom angeregt und innere Organe über die Hautreflexzonen aktiviert werden können. Beim blutigen Schröpfen wird diese Wirkung verstärkt, indem die Haut vor der Behandlung angeritzt und sich durch das Vakuum im Glas gestautes Blut ansammelt und selbstregulierend ausgeleitet wird. Dies kann eine Gewebefülle, welche durch verschiedene Ursachen in der betreffenden Körperregion auftreten kann, lösen. Man geht davon aus, dass die Schröpftherapie das Immunsystem aktiviert und so die Selbstheilungskräfte des Körpers anregt und eine Umstimmung im Körper herbeiführt. Hierbei werden die reflektorischen Beziehungen zwischen Hautzonen und Organen genutzt (Head´sche Zonen), um bewusst regulierende Reize zu setzten. Auch Verhärtungen zwischen Haut und Unterhautgewebe, die sich durch Verspannungen und Entzündungen im Bindegewebe bilden, werden gelöst.

Die Schröpfmassage

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Indikationen der Schröpfmassage

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Durchführung der Schröpfmassage am Rücken:

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Materialien:
Massageöl, Schröpfgläser in verschiedenen Größen (2,5 cm, 3,5 cm und 4,4 cm), Papierhandtücher zum Entfernen des Öls, Händedesinfektion, Desinfektionswanne und -mittel für Gläser.

Literatur:
1) Frenke. G.; Molnar, Z., Bamberger, G.: Gesund durch Schröpfen/Grundlagen und Anwendung, Schattauer Verlag, 2010
(2) Wurster-Ilg. E.: Das praxisnahe 1x1 des Schröpfens, Pro Business, 2012

Anschrift der Verfasserin:
Ellen Wittke-Michalsen
Heilpraktikerin und Dipl.-Museologin (FH)
Agnesstr. 12a
45136 Essen



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Naturheilpraxis 12/2013