Bewegungsapparat

Das Ellenbogengelenk im Kontext der Osteopathie

Matthias Engel

Im Zuge der Evolution entwickelte sich der Mensch vor ca. 7,5 Millionen Jahren vom Vierbeiner zum Zweibeiner. Als Ursache hierfür existieren verschiedene, bis heute nicht eindeutig geklärte Hypothesen, wie u.a. die Werkzeug-, Hohe-Beeren-, Savannenübersichts-, Kühler-, Energieeffizients-, Wasserwat- oder die Nahrungstransport-Sozial-Hypothese. Die Bipedie und der aufrechte Gang gelten als ein Schlüsselereignis in der Evolution des Menschen und hatten tiefgreifende Folgen. So wurden die Hände befreit von Fortbewegungsaufgaben zur Nahrungsgewinnung und -aufbereitung sowie zur Verteidigung und der Herstellung bzw. dem Gebrauch von Werkzeugen genutzt. Der Mensch wurde zum Handtier. Zur Optimierung all dieser Aufgaben passten sich die Gelenke der oberen Extremität spezifisch an. Das Ellenbogengelenk (Art. cubiti), als ein lasttragendes und stützendes Gelenk, stellt die Verbindung zwischen Oberarm und Unterarm dar. Für den Menschen hat es eine Schlüsselstellung im Heran- und Wegführen der Hand (Thomsen et al. 2001). Funktionseinbußen bzw. der komplette Funktionsverlust stellen eine starke Einschränkung der Lebensqualität dar und beeinträchtigen die persönliche Unabhängigkeit. Daher kommt der vollständigen Funktionsfähigkeit des Gelenks für den Alltag des Menschen eine große Bedeutung zu (ebd.).


Anatomische Aspekte

Das Ellenbogengelenk (Art. cubiti) besteht aus drei Teilgelenken. Diese resultieren aus den vorhanden ossären Strukturen des Humerus', der Ulna und des Radius' (siehe hierzu Abbildung 1 und 2). Somit ergeben sich folgende Gelenke: Art. humeroulnaris, Art. humeroradialis und Art. radioulnaris. Hierbei sind die Art. humeroradialis und Art. radioulnaris proximalis unter kinematischem Aspekt betrachtet als Art. simplices zu klassifizieren, da sie jeweils nur einen Kontaktschwerpunkt haben. Die Art. humeroulnaris ist ein Art. composita, da zwei Kontaktschwerpunkte existieren. Es folgt eine detaillierte Betrachtung der einzelnen Gelenke. (Abb. 1 und 2 )

1. Art. humeroulnaris

Es handelt sich um ein sattelförmiges (zweiachsiges) Gelenk (vgl. Kaltenborn 1992, S. 94), in anderer Literatur auch als Scharniergelenk (Ginglymus) bezeichnet (vgl. Liem & Dobler 2002, S. 327; Wolf 2001, S. 280), welches aus der Trochlea humeri, welche den konvexen Gelenkpartner für die Flexion und Extension und den konkaven Gelenkpartner für Valgus und Varus darstellt und der Incisura trochlearis ulnae, welche den konkaven Gelenkpartner für Flexion und Extension und den konvexen für Valgus und Varus bildet. Der proximale Teil der Ulna umfasst mit der halbkreisförmigen Incisura trochlearis wie ein Schrau- ...

Abbildungen siehe Naturheilpraxis 12/2013

Literatur:
Cloet, E, Ranson, G. & Schallier, F. (1999). Praxis der Osteopathie. 2., überarb. Aufl. Hippokrates, Stuttgart
Greenman, P.E. (2000). Lehrbuch der Osteopathischen Medizin. 2., durchgesehene Aufl., Haug, Heidelberg
Josten, C. & Lill, H. (Hrsg.) (2002). Ellenbogenverletzungen. Steinkopff Verlag, Darmstadt
Kaltenborn, F. M. (1992). Manuelle Mobilisation der Extremitätengelenke. 9., verbesserte Aufl., Osterkampf-Druck, Oberhausen
Liem, T. & Dobler, T.K. (2002). Leitfaden Osteopathie. Parietale Techniken. Urban und Fischer, München, Jena
Thomsen, M. Loew, M. Nägerl, H. (2001). Kinematik und Biomechanik des Ellenbogengelenks. Der Orthopäde. 30, S. 582-586
Tixa, S. & Ebenegger, B. (2004). Angewandte Osteopathie. Band 1. Artikuläre Techniken der Extremitäten. Hippokrates, Stuttgart
Wolf, U. (2001). Angewandte Manuelle Therapie. Band 1. Urban und Fischer, München, Jena

Anschrift des Verfassers:
Matthias Engel, M.A.
Sportwissenschaftler und Heilpraktiker
Naturheil- und Gesundheitszentrum
Asbacher Str. 17c
98574 Schmalkalden



weiter ... (für Abonnenten der Naturheilpraxis)


 

Zum Inhaltsverzeichnis

Naturheilpraxis 12/2013