Volkskrankheit Stress

Die Zirbe als Heilmittel bei Folgen von chronischem Stress

Astrid Süßmuth

Als Alpenpflanze, die selbst über eine extrem hohe Stresstoleranz in ihrer natürlichen Umgebung verfügen muss, ist die Zirbe ein großes Heilmittel bei einer Reihe von Folgeerkrankungen chronischer Stressbelastung. Bei psychosomatischen, psychischen und seelischen Beschwerden entfaltet sie ihre große Heilwirkung genauso wie im organischen Bereich, insbesondere bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Trägheit der Verdauungsorgane, Erkältungskrankheiten und geschwächtem Immunsystem.


Die Zirbe

Die Zirbe (Pinus cembra) ist ein in Mitteleuropa beheimateter Nadelbaum aus der Familie der Kieferngewächse. Im Gegensatz zur verbreiteten Waldkiefer (Pinus sylvestris) ist die Zirbe ein reiner Alpenbewohner. Sie wächst bevorzugt an der Waldgrenze inmitten der Kampfzone, nur selten gedeiht sie in Höhen unterhalb von 1.400 Metern. Die dreikantigen Zirbennadeln, in Büscheln zu je fünf Nadeln angeordnet, sind ein leicht erkennbares Unterscheidungsmerkmal zur Kiefer, bei der die Nadeln paarweise stehen.

Als Pionierpflanze besiedelt die Zirbe Felsstürze und Blockwerk, häufig bildet sie in Hochgebirgslagen zusammen mit der Lärche (Larix decidua) größere Bestände. Die Zirbe wächst dabei aber weitaus nicht so schnell wie die Lärche, sondern wartet Jahrzehnte ab bis die Lärchennadeln zwischen den Felsbrocken eine Rohhumusschicht gebildet haben. Die Zirbe kennt keine Hast. Sie scheint zu wissen, dass ab dem Zeitpunkt der Keimung die Zeit für sie läuft. Wenn nach vielen weiteren Jahrzehnten – nach zehn Jahren misst ein Zirbenbäumchen gerade einmal 10 cm! – die schattentoleranten Zirben das Nachwachsen junger, schattenintoleranter Lärchen verhindern, wandelt sich die Lärchen-Zirben-Gesellschaft zu einem reinen, tief im Gestein verankerten, Zirbenbestand. Zirben werden sehr alt, die älteste bekannte Zirbe bei Celerina im Engadin soll sogar 1.200 Jahre alt sein. Die langsame Beständigkeit des Zirbenlebens setzt sich auch in Blüten- und Fruchtbildung fort. Erst nach 40 bis 50 Jahren kommt es zur ersten Blüte im Leben eines Zirbenbaumes. Für die Samenbildung nimmt sich die Zirbe ganze drei Jahre Zeit. Nach rund einem Jahr verfärben sich die violett-grünen Zapfentriebe zunächst ins Hellbraune, bis sie zu Beginn des dritten Jahres schließlich abfallen. Auch mit dem Nadelwechsel sind die Zirben ganz bedächtig. Bis zu zwölf Jahre können diese am Baum bleiben.

In der Betrachtung lässt die eindrucksvolle, vom Kampf gezeichnete Gestalt von Zirben oft an einen alten Krieger denken. Tief verwurzelt in seiner Welt, wissend dass nichts überstürzt werden muss und versehen mit der Kraft, sich mit zerstörerischen Naturgewalten auseinanderzusetzen. Er mag beschädigt und gezeichnet sein, aber er wird als Sieger aus dem Kampf hervorgehen.

Das weit verzweigte und entsprechend dem Untergrund auch tief reichende Wurzelsystem verleiht dem Baum seine hohe Sturmfestigkeit. So sind knorrige, alleinstehende Zirben der Inbegriff von Wetterbäumen, schonungslos den Naturgewalten ausgesetzt. Als Bodenbewehrung schützten sie so aber auch Wald, Tier und Mensch vor den Gefahren der Berge wie Schnee- und Geröllmassen. Fast scheint es, als wisse die Zirbe wie wichtig es ist, sich in ihrem Lebensraum zu verwurzeln.

Der Stress

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Die Zirbe im Kontext des therapeutischen Stressverarbeitungszyklus

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Die Zirbe als Heilmittel bei krankmachendem Stress

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Ausblick

Wer sich unter Zirben setzt, kann spüren, wie er aktiv zur Ruhe kommt. Mindestens genauso entspannend ist ein täglicher Spaziergang im Zirbenwald, der noch dazu böse Gedanken vertreiben soll. Leider befinden sich Zirbenwälder zumeist nicht gerade vor unserer Haustüre, sondern sind Wanderziele in den Bergen. Warum also nicht Wandern gegen den Stress? Gerade das Bergwandern hat eine nachhaltig entstressende Wirkung.

Die Berge sind als Freiraum eine Polarität zum harten Alltagsgeschehen. Im gleichmäßigen Gehen tritt durch die vertiefte Atmung eine erhebliche Entspannung des Nervensystems ein, die Gedanken beruhigen sich und Schritt für Schritt können sich Körper und Seele regenerieren. Wandern in der Berglandschaft versetzt in einen herrlich gelösten Zustand, der innerlich so tief gehen kann, dass er wochenlang das Alltagsgeschehen begleiten und dessen Stressigkeit abmildern wird. Für entstressende Zirbenwanderungen bieten sich vor allem die größeren Zirbenwälder der Alpen, etwa am Patscherkofel bei Innsbruck, rund um den Puntleider See in Südtirol sowie den urwaldartigen Aletschwald im Schweizer Wallis an. In den bayerischen Alpen befinden sich nur noch kleinere Zirbenwäldchen am Schachen im Wettersteingebirge oder am Zirmgrat bei Pfronten.

Anschrift der Verfasserin:
Astrid Süßmuth
Heilpraktikerin
Ulmenstraße 22
82131 Gauting
Tel.: 089 / 94 50 26 17
Mail: info@astridsuessmuth.de

Quellen und Literatur:
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Naturheilpraxis 11/2013