FACHFORUM

Der Blutsprung ein praktikables Diagnostikum

Matthias Engel

Die korrekte Diagnose (gr. Entscheidung, Urteil; vgl. Pschyrembel 2002, S. 361) stellt die essentielle Basis einer erfolgreichen Therapie dar. Neben aufwändigen und zeitintensiven Prozeduren ist es sowohl für den Patienten als auch für den Therapeuten sinnvoll auf einfach anwendbare und zeitlich schnell umsetzbare Methoden zurückzugreifen. Ein derart praktikables Diagnostikum zu haben, ohne den Einsatz großer und aufwändiger Geräte, welcher vor allem auch bei Hausbesuchen sowie basierend auf der monetären Situation oft nicht möglich ist, bedeutet eine hohe Effizienz im Praxisalltag. In diesem Beitrag wird der sogenannte Blutsprung vorgestellt, welcher sich als ein anwenderfreundliches Befunderhebungsinstrument bewährt hat.


Ein Einblick in die Durchführung und Ergebnisinterpretation dieser manuellen Diagnoseoption wird im Weiteren thematisiert. Der Blutsprung stellt eine Möglichkeit dar, sich bei der Diagnosestellung neben den technischen Hilfsmitteln vor allem auch auf seine Sinne verlassen zu können, was oft von Vorteil sein kann. Unter anderen zeigen Hubert Scharl und Franz Viehauser in ihren beiden Büchern „Outsider-Diagnoseverfahren für Heilpraktiker“ und „Klinische Untersuchungsmethoden für Heilpraktiker“ zahlreiche Möglichkeiten bewährter, aber leider schon vielfach vergessener, Möglichkeiten einfacher und sinnvoller (in Bedeutung von: Alle menschlichen Sinne umfassender) Diagnostik auf. Zudem sollte in einer ganzheitlich ausgelegten Praxis mittels der Diagnose, wie es doch allzu oft leider nicht geschieht und so eindrücklich und humoristisch vom Kollegen Erhard Blanck ververst wurde, der Mensch in seiner Trinität als ein bio-psycho-soziales Konstrukt erfasst werden, denn eine Behandlung ist nur so gut wie die zugrundgelegte Diagnose.

Diagnosen:

Nehmen wir an, man hätte in der Magengrube Schmerzen. Dann geht man natürlich zum Spezialisten:

Der Internist würde sagen, es sei der Magen. Der Röntgenologe würde nichts finden.
Der Kardiologe vermutet Herzneurosen.
Der Orthopäde sieht den Fehler im Rücken.
Der Pulmologe faselt was von Zwerchfellhochstand.
Der Urologe denkt dabei an eine Wanderniere.
Der Proktologe meint, man hätte zu stark „gedrückt“.
Der Psychiater schließlich hält’s für Einbildung.

Durchführung

Der hier beschriebene Test wird bestenfalls am auf dem Bauch liegenden Patienten durchgeführt. Bei Patienten, die diese Positionen nicht einnehmen können, ist auch die Sitzposition zur Ausführung möglich. Der Patient sollte eine entspannte Position einnehmen, da kontrahierte Muskulatur den Befund verzerren kann. Es ist darauf zu achten, dass der Kopf in Neutralnullstellung abgelegt wird, daher ist eine Liege mit Nasenschlitz zu bevorzugen. Andernfalls erschwert eine Seitneige oder Rotation der Halswirbelsäule, welche sich bis zu Th4 bemerkbar machen kann, eine korrekte Diagnosestellung. Die Arme liegen bestenfalls wie in Abbildung 1 dargestellt. Die Position mit seitlich am Rumpf gelagerten Armen (siehe Abbildung 2) kann aufgrund einer möglichen Posteriorität der Clavicula und häufig feststellbaren muskulären Verspannungen in diesem Bereich einen Einfluss auf die an der Wirbelsäule inserierende Muskulatur haben.

Dem Therapeuten stehen zwei unterschiedliche Varianten zur Positionierung seiner Phalangen zur Verfügung. Neben der Doppeldaumentechnik (siehe Abbildung 3) ist auch die Zeigefingertechnik geeignet (siehe Abbildung 4), wobei die Zeigefinger durch die Mittelfinger stabilisiert werden. Die Pollices bzw. die Digiti II und III werden paravertebal positioniert und geben einen gleichmäßigen Druck ins Gewebe. Die Stärke des Drucks folgt dem Motto: „So viel wie nötig, so wenig wie möglich“. Bei konstantem Druck wird die Bewegung initiiert und das Gewebe visuell sowie taktil geprüft. Die Bewegungsrichtung kann sowohl von kranial nach kaudal als auch konträr sein. Die Begrenzung ist kaudal der lumbosacrale oder auch der sacrococcygeale Übergang und kranial die Linea nuchae inferior.

Die Intensität der Durchführung gemessen an den Parametern Druck und Dauer ist dem jeweiligen Patienten und dessen Gewebe anzupassen. Zur Feststellung des eigentlichen Blutsprungs und anderen, weiter unten beschriebenen, Symptomen reicht dem geübten Anwender eine einmalige zügige Ausführung.

Interpretation des Untersuchungsergebnisses

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Weitere Diagnoseoptionen

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Weiterführende Hinweise

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Literatur:
Dörner, P. (2008). Praktisches Beispiel einer manualtherapeutischen und naturheilkundlichen Diagnostik am Bewegungsapparat. In: D. Melchart et al. Naturheilverfahren. Leitfaden für die ärztliche Aus-, Fort- und Weiterbildung. Schattauer, Stuttgart
Kibler, M. (1958). Das Störungsfeld bei Gelenkerkrankungen und innere Krankheiten. Hippokrates, Stuttgart
Kibler, M. (1955). Segmenttherapie bei Gelenkerkrankungen und inneren Krankheiten. Hippokrates, Stuttgart
Pschyrembel Klinisches Wörterbuch. Berlin (2002). 259. neu bearb. Aufl. Walter de Gruyter, Berlin, New York
Reichert, B. (2007). Untersuchung. In: A. Hüter-Becker & M. Dölken (Hrsg.). Thieme, S. 55-69.

Anschrift des Verfassers:
Matthias Engel, M.A.
Naturheil- und Gesundheitszentrum
98574 Schmalkalden

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Naturheilpraxis 11/2013