Gefäße - Herz - Kreislauf

Vitamin C und Belastungsasthma

Jens Bielenberg

Deutlich ist die Zunahme von Asthma-Erkrankungen in der westlichen Welt zu beobachten. Belastungsasthma tritt in erster Linie in Kombination mit anderen Formen des Asthma bronchiale auf. Wodurch es ausgelöst wird ist nicht eindeutig geklärt. Schadstoffbelastungen der Luft, Allergenexposition und häufige Infektionen scheinen eine Rolle bei der Pathogenese zu sein. Das Belastungsasthma ist gekennzeichnet durch eine starke Verengung der Atemwege bei körperlicher Belastung. Der Anfall zeigt sich in schwerer Atemnot und Reizhusten und beginnt sechs bis acht Minuten nach Belastung. Laut einer kürzlich im British Medical Journal veröffentlichten Metaanalyse könnte Vitamin C in der Lage sein, die belastungsinduzierte Bronchokonstriktion bei Asthma zu lindern.


Im Folgenden werden einige Aspekte der Bedeutung von Vitamin C in der Pathogenese und Therapie von Belastungsasthma diskutiert. Dabei gilt das besondere Interesse der Interaktion von Ascorbinsäure mit dem Histamin- und Prostaglandinstoffwechsel. Diagnostisch zeigt sich das Belastungsasthma durch eine Verminderung des FEV-Wertes (forciertes expiratorisches Volumen oder Einsekundenkapazität) um 10% in der allgemeinen Bevölkerung bis hin zu 50% bei Leistungssportlern. Es gibt Anhaltspunkte dafür, dass Vitamin C eine wichtige Rolle in der Lungenfunktion spielt. Bei Vitamin-C-Mangel werden bronchokonstriktorische Prostaglandine an das Lungengewebe abgegeben. Ferner steigt bei Hypoascorbosen der Histaminspiegel an. Gerade schwere körperliche Belastung verursacht oxidativen Stress, der Vitamin C verbraucht.

Der Histaminstoffwechsel unter dem Aspekt von Hypoascorbosen

Skorbut als Erscheinungsform eines Vitamin-C-Mangels war bereits antiken Ärzten bekannt. Vasco Da Gama verlor auf der Suche nach Indien 100 von 160 Besatzungsmitgliedern an Skorbut. Magellan büßte bei seiner Weltumrundung fünf Schiffsbesatzungen ein und kehrte mit nur 28 Mann zurück. Bis etwa Ende des 18. Jahrhunderts war das Auftreten des Skorbuts bei den Völkern der kälteren Gebiete besonders gegen Ende des Winters und im Frühjahr sehr häufig, da nur Ascorbinsäure-arme Nahrung zur Verfügung stand. Es schlossen sich meist Infektionserkrankungen an und dezimierten mit dem Skorbut die Bevölkerung.(1) In der medizinischen Literatur wird über interessante Zusammenhänge zwischen Skorbut und Histaminanstieg im Blut diskutiert. Dabei zeigt sich ein Histaminanstieg lange vor der Manifestierung der klassischen Symptome des Skorbuts, die bei Ascorbinsäurespiegeln im Plasma geringer als 0,2 mg/100 ml auftreten. Der Anstieg des Histaminspiegels beginnt bereits bei Plasmaascorbinsäurespiegeln zwischen 0,8 und 1,0 mg/100 ml und entwickelt sich sehr rasch ab 0,7 mg/100 ml.(2) (Tab. 1 - siehe Naturheilpraxis 10/2013)

Histamine werden in den Granula der Mastzellen gespeichert in einer Konzentration von 3x10-1 mol/l. Nach Freisetzung erfolgt eine rasche Umverteilung in den extrazellulären Raum und Metabolisierung, da die Histamin-Konzentration auf 10-4 mol/l absinkt. Ascorbinsäure hat einen mastzellstabilisierenden Effekt, der entweder auf einer Hemmung der Phosphodiesterase oder aus der Aktivierung des Katecholaminstoffwechsels beruht.(3) Bereits 1804 beobachtete Reisseissen Symptome eines bei Patienten mit Skorbut „konvulsiven Asthmas“. Die Beteiligung von Katecholaminen am Vitamin-C-Effekt konnte in einer Versuchsreihe an Meerschweinchen, die ebenso wie der Mensch kein Vitamin synthetisieren können, belegt werden. So konnte die Gabe von 500 mg Vitamin C die Histamin-induzierte Bronchokonstriktion aufheben. Dieser Effekt wurde durch Propranolol antagonisiert.(4) Morita und Mitarbeiter konnten nachweisen, dass Ascorbinsäure die Umwandlung von Dopamin in Noradrenalin über die Eisen-, Kupfer- und Vitamin-C-abhängige Dopamin-b-monooxygenase stimulieren kann.(5)

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Vitamin C und der Prostaglandinstoffwechsel

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„Aspirin-Asthma“

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Hypoascorbosen durch Umweltschadstoffe

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Schlusswort

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Literatur:
(1) Stone, I.: The healing factor Vitamin C against disease, Grosset and Dunlap, New York (1977)
(2) Clementson: CAB, Nutrition 110,662 (1980)
(3) Bayer, W.; Schmidt, K.H.: Vitamine in Prävention und Therapie, Stuttgart (1991)
(4) Zuskin, E; et al: Inhibition of histamine-induced airway constriction by ascorbic acid. J. Allergy Clin. Immun. 51,218-26 (1973)
(5) Morita, K.; Levine, M; Pollard HB: Stimulatory Effect of ascorbic acid on the norepinephrin synthesis in digitonin-permeabilizes adrenal chromaffin cells. J of Neurochemistry. 46;3,939-45 (1986)
(6) Bucca, C.; et al: Effects of Vitamin C on histamine cronchial responsiveness. Annals of Allergy. 65,311-18 (1990)
(7) Hemilä H.: Vitamin C alleviate exercise-induced bronchoconstiction:a metanalysis. BMJ Open 2013
(8) Kumar, P.; Clark, M.: Clinical Medicine, Third Edition. S. 148 (1994)
(9) Spannhake, E.; Menkes, H.: Vitamin C ? New Tricks for an old Dog. Am Rev. Respir Dis. 127, 139-40 (1983)
(10) Ammon, H.P.T.: Arzneimittelneben- und Wechselwirkungen. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart, 2. Auflage. S. 844
(11) Loh, H.S. et al: The effects of Aspirin on the Metabolic Availability of Ascorbic acid in Human Beings. The Journal of Clinical Pharmacology. 480-86 (1973)
(12) Bucca, G.; Farina, J.C.; Rolla, G.: Vitamin C und Bronchoreaktivität. Vitaminspur. 7,80-89 (1992)

Anschrift des Verfassers:
Jens Bielenberg
Apotheker
Bahnhofstr. 53
25364 Westerhorn

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Naturheilpraxis 10/2013