Schmerzen / Entzündungen

Referred Pain oder Zusammenhänge der Schmerzübertragung

Jörg V. Schöpe

Krankheitssymptome und deren ursächliche Struktur liegen zuweilen weit auseinander. Das Wieso und Warum ist Gegenstand des nachfolgenden Artikels und wird anhand zweier Kasuistiken näher erläutert. In der therapeutischen Praxis werden die unterschiedlichsten Symptome oder Symptomkomplexe häufig direkt “an Ort und Stelle“ erfolgreich behandelt. Zuweilen aber bleiben gut gemeinte und vielfach bewährte Therapien ohne happy end. Warum? Gerne werden zur Erklärung die Individualität des Patienten und seine spezifische Lebenssituation bemüht. Ich halte diese Sichtweise für unbefriedigend, zumal die Berücksichtigung eines Referred Pain (übertragenen Schmerzes) uns oft weiter hilft und der betroffene Patient dann z.B. durch Osteopathie und/oder Photonen-Kraftfeld-Therapie doch noch erfolgreich behandelt werden kann.


Referred Pain oder der übertragene Schmerz (Projektionsschmerz) beschreibt Schmerz- und andere Missempfindungen, die zwar durch innere Organe verursacht sind, sich aber z.T. in weit entfernten Arealen der Körperoberfläche (Haut, Muskulatur, Knochen) zeigen. Dabei kann das auslösende Organ noch klinisch stumm sein. Zustande kommt dieses Phänomen einerseits über fasziale Verbindungen und andererseits durch neuronale Verschaltungen. Letztgenanntes lässt sich u.a. wie folgt erklären:

Viszerale und somatische Schmerzreize, ausgelöst durch irritierte Nozizeptoren sowie eine Vielzahl von Mechanorezeptorreizungen (Haut, Muskeln, Kapseln, Ligamente) eines Segmentes werden zum Seiten- und Hinterhorn des Rückenmarks geleitet, bevor sie von WDR-Zellen (wide dynamic range cells) im spinalen Hinterhorn gesammelt und über aufsteigende Rückenmarksbahnen zum Primär-Sensorischen-Cortex (PSC / Humunkulus) geleitet werden. Der PSC kann nicht differenzieren ob der ankommende Irritationsreiz aus Haut, Gefäß, Muskel oder Viszera stammt. Weil aber die Haut im Vergleich zu den Vizera sehr prominent im Humunkulus repräsentiert ist, wird z.B. ein Schmerzreiz – gemäß dem Wahrscheinlichkeitsgesetz – in die segmentalen Dermatome C8–Th5 (7) projiziert (Referred Pain), obwohl sich das Herz nicht wohl fühlt.

Nachfolgend wird geschildert, wie sich der Symptomenkomplex zweier vermeintlicher Therapieversager unter Berücksichtigung eines diagnostizierten Referred Pain binnen dreier Behandlungstermine mit der Kombination ProLight Photonen-Therapie (Beschreibung s. u.) und Osteopathie auflöste.

Herr S., 79 J. erschien vor fünf Jahren erstmals in meiner Naturheilpraxis.
Vor der anstehenden Schulteroperation, rechts in zehn Tagen hatte er arge Bedenken, weil sowohl im Röntgenbild als auch im MRT keine gravierenden pathologischen Prozesse dargestellt werden konnten. Der behandelnde Orthopäde meinte, nun müsse man per Arthroskopie die Strukturen in Augenschein nehmen, dann könne man mehr sagen, bzw. direkt curativ eingreifen. Ein alter Schulfreund riet Herrn S. daraufhin zur Einholung einer Zweitmeinung.

So kam Herr S. in meine Praxis und berichtete während der Erstkonsultation, dass er nunmehr seit Jahren insbesondere unter wechselhaften Schulterschmerzen leide. Durch gezieltes Nachfragen erfahre ich, dass sich die auftretenden Schmerzzustände eher diffus und auch im Nacken, im Clavicula-Areal sowie zum Teil bis in den rechten Arm hin zeigen. Weiterhin fügt er an, dass ihm seit einiger Zeit auffällt, das sich der rechte Schultergürtel oftmals kalt und zugluftempfindlich darstellt. Auch spüre er manchmal ein merkwürdiges Schauerrieseln im Schulter-Nackenbereich.

Weitere Besonderheiten der Anamnese, Inspektion und Palpation ergaben:

• z.T. Kopfschmerzen im Temporal-/Parietalbereich, rechts (seit Jahren)
• Mydriasis (Weitpupille), rechts sowie Hochziehen des rechten Mundwinkels
• Zwerchfellhochstand, rechts, mit wechselweisem Singultus (Schluckauf)
• Ideopathische Blutdruckschwankungen seit ca. zwei Jahren
• Vasokonstriktionen im rechten Schulter-Nacken-Bereich sowie in den rechten Körperquadranten
• Druckschmerzhafte Spinosi (Th 6-9) in Gruppenläsion
• hyperalgische Dermatome (Head’sche Zonen) und Myotome (Mackenzie-Zonen) caudal des rechten Rippenbogens (Th8-Th11)
• Druckschmerzhafter Rippenbogen sowie Rippen 11 + 12 (Sklerotome), rechts
• Hyperästhesie und –algesie lateraler Unterschenkel und Knöchel, rechts
• Parästhesien am ventro-lateralen Oberschenkel
• Chronische Hepatitis B (milder bis inapparenter Verlauf ohne Hepatomegalie seit Jahren)
• Wechselhafte Stühle

Beim ersten Überfliegen der zusammengetragenen Informationen könnte der Eindruck eines „kunterbunten Symptomenhaufens“ entstehen.


Die Struktur bestimmt die Funktion et vice versa.



Fall 2
...

Anmerkungen
1Durch Kollateralbildungen im Grenzstrang, wobei N. phrenicus-Impulse der zwerchfellnahen Bauchorgane von C3-5 im RM zum centrum cilio-spinale (C8-Th3) geleitet werden und von dort über sympathische Fasern in den entsprechenden Spinalnerven zur Schulter.
2 Nur kohärentes Licht ist in der Lage, Informationen zu übertragen.
3 Das angebotene Photonenfeld/Informationsspektrum wird u.a. auf zellulärer Ebene wahrgenommen und durch interzelluläre Biophotonen-Kommunikation (Microtubuli, etc.) “weitergereicht“.
Literatur
Barral, J.-P., Lehrbuch der Viszeralen Osteopathie Band I + II, 2. Aufl., 2003
Bischof, M., Biophotonen – Das Licht in unseren Zellen, 11. Aufl., 2001
Corts, M., Diagnoseleitfaden Osteopathie, 2012
Fettweis, Alfred, Mechanistische Eigenschaften elektromagnetischer Felder, nachrichtentechnische Anforderungen und einige Grundfragen der Physik, Vortragspapier, Vortrag gehalten am 8.07.2009 an der NRW-Akademie der Wissenschaften in Düsseldorf
Hartmann, Laurie S., Lehrbuch der Osteopathie, 1997
Hebgen, E., Viszeralosteopathie-Grundlagen und Techniken, 3. Aufl., 2008
Liem, Thorsten/ Dobler, Tobias K.; Leitfaden Osteopathie, 2. Aufl., 2005
Liem, Thorsten, Viszerale Osteopathie
Lomba, Juan A., Craniosakrale Osteopathie, 2009
Netter, F.H., Atlas der Anatomie des Menschen, 3. Aufl., 2003
Popp, F.-A., Biophotonen-Neue Horizonte in der Medizin, 3. Aufl., 2006
Schiebler, T.H. und Korf, H.-W., Anatomie, 10. Aufl., 2007
Schünke, M., Schulte, E., u.a., Prometheus, Lernatlas der Anatomie – Kopf, Hals und Neuroanatomie, 2. Aufl., 2009
Trepel, M., Neuroanatomie, 4. Aufl., 2008
Upledger, J.E. / Vredevoogd, J.D., Lehrbuch der Kraniosakraltherapie, 3. Aufl., 1996
Wancura-Kampik, I., Segment-Anatomie, 2. Aufl., 2010

Anschrift des Verfassers:
Jörg V. Schöpe
Hattingen a. d. Ruhr
Heilpraktiker, DO.CN
Arbeitskreisleiter ACON e.V.
Tel. (0 23 24) 59 13 95
J.V.schoepe@gmx.de

 

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Naturheilpraxis 8/2013