Spektrum Naturheilkunde

Das chronische Erschöpfungssyndrom (ME/CFS)

Über die Studienlage zu einzelnen Vitelpilzen und Heilpflanzen

Sebastian Vigl

Das chronische Erschöpfungssyndrom, auch unter der Bezeichnung myalgische Enzephalomyelitis (ME) oder Chronic Fatigue Syndrom (CFS) bekannt, stellt Betroffene, Angehörige und Therapeuten vor große Herausforderungen. Es existieren noch keine einheitlichen und effektiven Richtlinien für die medizinische und psychologische Betreuung der Erkrankten, begleitende Konzepte aus der Naturheilkunde können hier einen wertvollen Beitrag für die Lebensqualität der Patienten darstellen.


Vitalpilze und Heilpflanzen, die sich auch bei anderen schweren chronischen Erkrankungen bewähren, liefern in experimentellen wie klinischen Studien interessante Ansätze für die Therapie von ME/CFS. Sie bieten bei einigen Symptomen des komplexen Erkrankungsbildes, wie zum Beispiel Erschöpfung, Schlafstörung und Konzentrationsstörungen, Lösungsansätze und zeichnen sich durch ihre gute Verträglichkeit aus

Das chronische Erschöpfungssyndrom (ME/CFS) stellt einen krankhaften Zustand anhaltender schwerer Erschöpfung in Begleitung neurologischer, vegetativer und psychischer Symptome, mit charakteristischen Krankheitsgefühl, Schmerzzuständen und Schlafstörungen dar. Teilweise hält dieser Zustand über Jahrzehnte an ohne auf Therapien anzusprechen. ME/CFS lässt sich differentialdiagnostisch klar von anderen Krankheiten mit starker Erschöpfung abgrenzen, wie zum Beispiel dem Burn-out Syndrom, multipler Sklerose und der Depression.

Die genauen Ursachen des ME/CFS sind noch nicht zur Gänze geklärt, anders als frühere Erklärungsversuche geht man heute jedoch klar von einer körperlichen Pathogenese aus. Angenommen wird eine Fehlregulation im Organismus, welche zu einer permanenten Aktivierung des Immunsystems, verminderten mitochondrialen Energielevel und letztendlich zu der vielschichtigen Symptomatik führt. Als mögliche Auslöser werden verschiedene Erreger, darunter vor allen die Viren aus der Herpesgruppe, insbesondere das Epstein- Barr Virus (EBV) diskutiert. Sowohl der Krankheitsverlauf als auch die Summe der Beschwerden sind von Fall zu Fall unterschiedlich, die Einbußen an Lebensqualität sind für die Betroffenen meist eklatant und reichen bis zur vollständigen Bettlägerigkeit. Ebenso belastend wie die Erkrankung selbst ist meist für die Erkrankten und deren Angehörigen, dass es selbst in Fachkreisen an Wissen um die Erkrankung ME/ CFS mangelt, ein Umstand, der für die Betroffenen meist zu einer Odyssee an Arztbesuchen führt, bis die Erkrankungen endlich erfolgreich diagnostiziert wird (1). Diesen Missstand versuchen in Deutschland Betroffenenverbände wie Fatigatio e.V. zu beheben.

Verschiedene schulmedizinische Therapeutika, wie zum Beispiel Antidepressiva und Schlafmittel, aber auch psychologische Strategien kommen bei der Therapie von ME/ CFS zum Einsatz. Daneben wächst das Interesse der Patienten an Naturheilkunde und ergänzenden Maßnahmen. Die Frage nach dem Nutzen der Naturheilkunde bei ME/ CFS, die schon 1992 von kanadischen Forschern (2) gestellt wurde, ist nach wie vor aktuell. Seither gingen weltweit eine Vielzahl an Forschern und Therapeuten dieser Frage nach und wie schon damals lässt sich keine einheitliche Aussage treffen, aber auf eine Reihe vielversprechender Ansätze verweisen.

Naturheilkunde bei ME/CFS

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Heilpflanzen und deren möglicher Einsatz bei ME/CFS

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Vitalpilze und deren möglicher Einsatz bei ME/CFS

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Zusammenfassung

Heilpflanzen und Vitalpilze sind aufgrund ihrer vielschichtigen Wirkstoffen und –mustern hochkomplexe Therapeutika. Ihre breite pharmakologische Dynamik zeigt positive Effekte auf selbst schwer fassbare Erkrankungen wie ME/ CFS, bei denen mehrere Organsysteme in Mitleidenschaft gezogen werden und naturheilkundliche Behandlungskonzepte mit breiter Wirkung vielversprechende Lösungen aufzeigen.
Naturheilmittel finden bei einer Vielzahl von ME/ CFS-Patienten Anwendung, weil sie als natürlich, effektiv und sicher angesehen werden. Aufgrund der Datenlage kann jedoch keine Empfehlung zur Selbstmedikation ausgesprochen werden, doch erscheint eine natürliche Begleittherapie bei ME/ CFS unter Aufsicht eines Therapeuten sinnvoll. Die genaue Kenntnis der zur Verfügung stehenden Heilmitteln erlaubt eine individuelle konstitutions- und symptombezogene Therapie.

Literatur:
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Anschrift des Verfassers:
Sebastian Vigl
Heilpraktiker
Nostitzstraße 33
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Naturheilpraxis 7/2013