Spektrum Naturheilkunde

Die Aderlass-Blut-Diagnose im Spiegel der Elementen-Lehre

Eva Bartsch

Die Bestandteile des Blutes, die in der Aderlass-Blut-Diagnose in ihrem Verhältnis zueinander betrachtet werden, entsprechen den vier Elementen: Wir sehen im Blutkuchen das Wirken von Erde und Feuer, im Serum den Einfluss von Wasser und Luft. Das Verhältnis der Elemente zueinander, ihre dynamische oder adynamische Paarung, weist auf eine ausgeglichen harmonische oder aber dyskratische Verfassung hin. Es ist aufschlussreich, das Aderlass-Blut, das vor der Betrachtung über 24 Stunden im Reagenzglas ruht, gemäß der Elementenlehre zu untersuchen und die jeweils vorliegende Verbindung in Beziehung zu den Temperamenten zu setzen. Denn aus dieser Zuordnung ergeben sich wertvolle Hinweise für die Therapie.


Das melancholische Temperament gibt sich durch den hohen Anteil an Schwarzgalle zu erkennen. Im Blut-Bild macht es sich durch die sogenannte Melanche, die Dunkelfärbung einzelner bis überwiegender Bereiche des Blutkuchens bemerkbar. Das Element Erde und mit ihm die Qualitäten des Trockenen und Kalten überwiegt über das Element Feuer und bremst die Lebensenergie. Ein langsamer, uneffektiver Stoffwechsel ist die Folge, der im Organismus mit dem Gefühl der Unzulänglichkeit Depressionen auslösen kann. Der Melancholiker ist latent depressiv und traut seinen eigenen Kräften nicht, da die Nahrung, die er aufnimmt, nur unzureichend verarbeitet und in Energie verwandelt werden kann. Physiologisch betrachtet ist es der Anteil der Gallensäuren im Blut, der durch die Übersäuerung die Stoffwechselkapazität einschränkt und in der Folge sowohl organisch als auch psychisch belastet.

Die abendländische Kultur weist in ihrer christlichen Prägung dem Melancholiker eine besondere Bedeutung zu, als sich in ihm die Heilserwartung in der Abkehr von der Welt verkörpert. Diese Stellung des Melancholikers zwischen Verdammnis und Erlösung spricht ihm eine Wandlungsfähigkeit unter dem Einfluss des Heils zu, die sich in der Therapie tatsächlich einstellt. Die Dynamik der Heilserwartung entspricht der Dynamik der Elemente, die aus dem Ungleichgewicht der Einseitigkeit in das Gleichgewicht der Ganzheit streben. So lässt sich der Melancholiker unter dem Einfluss der Therapie zum Sanguiniker verwandeln: in dem Maße, in dem sich sein Blut, beispielsweise durch einen regelmäßigen Entlastungsaderlass, aufhellt, wird sich auch seine Stimmung aufhellen. Das Vorherrschen des Kalten und Trockenen erfordert den therapeutischen Ausgleich durch Wärme und Feuchtigkeit, die als Qualitäten den stoffwechselanregenden Kräutern eigen sind. Mit der Erfahrung eines effektiven Stoffwechsels und der Fähigkeit zur Verarbeitung und Entwicklung wird die Lust am Leben zurückkehren.

Das phlegmatische Temperament ist durch das Überwiegen des Feuchten und Kalten, der Elemente Wasser und Erde, gekennzeichnet.

Physiologisch, nicht pathologisch, erscheint es als Eigenschaft des Alters, in dem mit dem Nachlassen der Herzleistung auch die Vitalität nachlässt und eine zunehmend gestaute Leber zur langsamen Vergiftung und Versumpfung des Organismus führt. Die Behandlung des Alters-Phlegmas muss sich auf entlastende Maßnahmen konzentrieren, zu denen der Aderlass als reinigender und volumensenkender Eingriff natürlich an erster Stelle gehört. Eine Anregung der Vitalität über den Stoffwechsel wird an der Einschränkung der Herzleistung und letztlich an der Begrenztheit des Lebens scheitern.
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Anschrift der Verfasserin:
Dr. phil. Eva Bartsch
Praxis für Naturheilverfahren
Nelkenweg 26
45731 Waltrop
02309/561054
www.naturheilverfahren-und-hypnose.de

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Naturheilpraxis 7/2013