Spektrum Naturheilkunde

Das therapeutische Spektrum von Mooranwendungen

Heike Lück-Knobloch

Als Moor bezeichnet man eine schwarzbraune, rein organische Substanz aus vermoderten Pflanzenteilen (Torf). Torf, der als Vorstufe der Kohle gilt, kennt man noch aus dem Garten, wo er früher als natürlicher Dünger und Lockerungsmittel diente. Er gehört aber auch zu den schlammartigen Kurmitteln, die als Peloide bezeichnet werden. Peloide (griech. Schlamm) sind Substanzen terrestrischen oder pflanzlichen Ursprungs, die in feinkörnigem Zustand (getrocknet) und mit Wasser vermischt zu Bädern und Packungen eingesetzt werden. Neben Moor (Torf) zählen Schlamm, Schlick und Fango dazu. Moor kann jedoch nicht nur äußerlich, sondern auch als Trinkkur appliziert werden.


Historie:

Bereits Paracelsus (geb. 1493) schrieb in seinem „Baderbüchlein“ über die positiven Eigenschaften von Heilerden und –mooren bei Ikterus, Gallenleiden, Fieber, Unfruchtbarkeit, Vernarbungen und Appetitmangel.
Die ersten deutschen Moorbäder der Neuzeit gehen auf Soldaten Napoleons zurück, die diese aus Ägypten kannten. Napoleons Bruder Jerome Bonaparte gründete für die Truppen nach der Völkerschlacht bei Leipzig angeblich das erste Kurbad mit Mooranwendungen in Bad Nenndorf. Allerdings soll bereits 1802 ein Moorbad in Bad Pyrmont existiert haben. Im 19. Jahrhundert entwickelten sich Moorbäder in zahlreichen europäischen Kurorten, u.a. in Marienbad (1813), Franzensbad (1827), Karlsbad (1836) und Bad Aibling (1845).

Dass Moorheilbäder den weiblichen Hormonhaushalt positiv beeinflussen, ist altes Heilwissen. Bereits vor 150 Jahren erhofften sich Frauen von einem Aufenthalt in Moorheilbädern Hilfe, wenn der Nachwuchs ausblieb. Die damaligen Ärzte waren der Auffassung, dass sich die Fertilität durch die intensive Erwärmung und Durchblutung der Ovarien erhöht. Ein Team um Dr. Andre-Michael Beer, Chefarzt an der Klinik Blankenstein in Hattingen, konnte in Laborversuchen belegen, dass einige der im Moor enthaltenen Säuren, besonders Fulvin- und Ulminsäuren, über die Haut in den Organismus gelangen. (Beer et al. 2000 b) fanden heraus, dass bestimmte Torfbestandteile einen dopamin-analogen Effekt auf die lactotropen Zellen des Hypophysenvorderlappens ausüben (Loew 1997), d. h. ähnlich wirken wie Agnus-castus-Extrakte. Durch die dadurch in Gang gesetzte Verringerung der hypophysären Prolaktin-Reserven kommt es zu einer Normalisierung der pulsatilen Sekretion von Gonadotropin freisetzendem Hormon (GnRH) und resultierend dadurch auch der Gonadotropine LH (luteinisierendes Hormon) und FSH (follikelstimulierendes Hormon). Die regelrechte Ausschüttung dieser Substanzen ist für die Ovulation und Luteinisierung des Follikels sowie für die Funktion des Corpus luteum relevant. Die Resultate machen deutlich, warum bei der Sterilitäts- bzw. Infertilitätstherapie mit Torf auch dann ein Erfolg erzielt werden kann, wenn Torfarten eingesetzt werden, denen östrogenwirksame Substanzen fehlen.

Auch eine Untersuchung des Balneologischen Instituts Bad Aachen hat mittlerweile ergeben, dass gewisse Substanzen im Moor die hormonelle Regulation beeinflussen. Speziell in Bergkieferhochmoor aus dem Alpenvorland von Bad Kohlgrub und Bad Bayersoien fanden die Forscher einen erhöhten Gehalt an prolaktinreduzierenden Fulvin- und Ulminsäuren. Erhöhte Prolaktinwerte wirken bekanntlich einer Schwangerschaft entgegen. Fulvin- und Ulminsäuren regulieren zudem die Östrogen-Spiegel.
Leider geriet dieses klassische Naturheilverfahren durch Hormonbehandlungen und moderne Reproduktionsmedizin immer mehr in Vergessenheit. Frauen mit Kinderwunsch sollte jedoch erst einmal zu einer gut verträglichen Kur in einem Moorheilbad geraten werden, für die jedoch drei bis vier Wochen Zeit nötig sind. Laut einer Untersuchung der Ludwig-Maximilians-Universität München hat diese bei Kinderwunsch-Patientinnen mit Eireifungsstörungen nämlich eine Erfolgsquote von über 50 Prozent, d. h. bei jeder zweiten Frau erfolgt wieder eine Ovulation und dies ohne Nebenwirkungen bzw. Komplikationen.

Erwiesen sind auch die kosmetischen Vorteile von Peloiden wie Moor. Sie wirken adstringierend und entzündungshemmend auf die Haut. Als Masken angewendet, nehmen sie überschüssiges Fett auf und beugen Hautunreinheiten vor.

Botanik:

Moore sind selten geworden. 15.000 Quadratkilometer bedeckten sie früher in Deutschland, heute sind es nur noch 150. Viele Hochmoore hat man entwässert und nach entsprechender Bodenverbesserung zu Kulturland umfunktioniert.

Das Moor ist eine Sumpflandschaft mit Torfbildung, bedingt durch einen hohen Grundwasserstand oder reichlich Niederschläge. Flachmoore oder Niedermoore entstehen oft durch Verlandung nährstoffreicher Gewässer, vor allem Seen. Ihre Entwicklung beginnt unter dem Grundwasserspiegel. Wenn das Moor über den Grundwasserspiegel hinaus wächst,

Allgemeine Inhaltsstoffe:

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Pharmakologie:

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Indikationen:

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Indikationen in der Gynäkologie:

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Kontraindikationen:

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Nebenwirkungen:

Bei der klinischen Anwendung von Torf sind bisher keine Nebenwirkungen oder Komplikationen aufgetreten (Beer et al. 2001c).

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Empfehlenswerte Präparate:
Solum Badezusatz, Fa. Wala (u.a. mit Moorextrakt)
WALA Solum Öl, Fa. Wala
WALA Solum Globuli velati (u.a. mit potenziertem Moorextrakt), Fa. Wala
Activomin, Pharmawerk Weinböhla GmbH: Medizinprodukt in Kapselform, welches natürliche Huminsäuren enthält.

Literatur:
Pschyrembel, Klinisches Wörterbuch, 259. Auflage, de Gruyter;
Prof. Dr. med. W. F. Dittmar, Prof. Dr. med. E. G. Loch, Dr. med. Markus Wiesenauer, Naturheilverfahren in der Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Hippokrates Verlag GmbH, 1998;
Torf in der Therapie, Apotheken Umschau B 02/06, S. 55;
Wasser heilt, Irmpulse 1/2006, Ausgabe 90, S. 2, Hrsg.: Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr e.V., Heidelberg;
Werner Heiligmann, Horst Janus und Helmut Länge, Die Pflanze Band 2, Ernst Klett Verlag, Stuttgart, 2. Auflage, 1979;
Hrsg. Georg E. Siebeneicher, Das große Gartenlexikon, Südwest Verlag, München, 1990;
Hrsg.: Prof. Dr. Edwin Möhn, Der große Natur- und Landschaftsführer, 1979 Mairs Graphic Center

www.moor-neydharting.com (Konsumentenbroschüre)
Moortherapie-Studie, Quell: Die Kundenzeitung für nachhaltiges Leben Nr. 25 Herbst 2012, S. 16
www.sonnenmoor.at
Schwarz und gut, Apotheken Umschau B 11/07 S. 70 – 73
Ute Essig, Heilen mit Schlick und Schlamm, Apotheken Umschau B 05/09, S. 42 – 45
www.heilmoorbad.at/?seite=heilmoor-wirkung
www.heilmoorbad.at/?seite=heilmoor-moor-fuer-zuhause;
www.liebe-natur.de/Hersteller-Moorprodukte:_:20.html
Kuren und Baden – einst und jetzt, Pflegefreund 2/11, S. 22 – 25
Dr. Eva-Maria Brunschweiger, Pharmakologische Wirkung von ortsgebundenen Heilmitteln, 2. Auflage 2004, S. 15-16
Beipackzettel Activomin, Stand der Information: 01.03.2011
www.babycenter.de/preconception/natuerliche-hilfen-bei-kinderw...
www.balneologie-dggg.de/heilmittel.php
www.newlifehotels.com/de/urlaub-in-schwangerschaft/kinderwun...

Anschrift der Verfasserin:
Heike Lück-Knobloch
Heilpraktikerin
Everskamp 8
40885 Ratingen
E-Mail: Heike_lueck@gmx.de

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Naturheilpraxis 7/2013