FACHFORUM

Luthers Leiden

Arnold Mayer

Im März 2013 fand „Fulda in Eisenach“ statt. Will heißen: der Arbeitskreis für praktische Biochemie ist mit seiner Jahrestagung von Fulda nach Eisenach umgezogen. Anlässlich dieses Ortswechsels drängt es sich fast auf, eine wichtige Persönlichkeit aus dem Umfeld von Eisenach einer biochemischen, naturheilkundlichen Betrachtung zu unterziehen. Dabei standen natürlich Johann Sebastian Bach und Martin Luther zur Wahl, die Entscheidung fiel auf Martin Luther, da er eine interessante „Krankenakte“ zu bieten hat.


Eine naturheilkundliche Betrachtung Martin Luthers mit biochemischen Empfehlungen

Die Krankengeschichte Luthers beginnt spätestens jenseits seines 35. Lebensjahres, ab diesem Zeitpunkt schreibt er in seinen Briefen immer wieder und sehr ausführlich über seine Beschwerden. Ganz offensichtlich litt Luther unter zum Teil sehr dramatischen Verdauungsbeschwerden, deren Ursachen in Funktionsstörungen des Magens und des Galleflusses zu suchen sind. Zudem litt er unter sehr hartnäckigen Obstipationszuständen und Hämorrhoiden, mit zeitweise sehr schmerzhaften Episoden. Es dürfte auch ein ausgeprägter Meteorismus vorhanden gewesen sein und er beklagte nicht selten Schmerzen im Magen-Darm-System.

Ein gewisser Teil der ebenfalls beschriebenen Herzbeschwerden und Atembeengungszustände könnten auch auf ein Roemheld-Syndrom zurückführbar sein. Sicher war aber ein Großteil der Herzsymptomatiken nicht allein dem Meteorismus geschuldet, sondern es lag wohl auch ein organisches Herzleiden vor. Letztlich soll die Todesursache dann auch ein Myocardinfarkt gewesen sein. Diesem gingen bereits Jahre zuvor pectanginöse Beschwerden und anfallsartige Ohnmachtszustände voraus. Eine Hypertonie und eine fortschreitende Herzinsuffizienz sind als wahrscheinlich anzunehmen.

Um das gesamte Gefäßsystem scheint es nicht besonders gut bestellt gewesen zu sein, so litt Luther auch an einem Menière-Syndrom. Hierfür wird wohl eine Kombination mehrerer Ursachen verantwortlich zu machen sein: die vasculären Störungen, ein vertebragener Ursachenkomplex und neurovegetative Übersprünge aus dem Abdomen. Auch immer wieder auftretende Angstzustände und depressive Phasen werden beschrieben, beides kann in Zusammenhang mit den abdominellen Funktionsstörungen und / oder den cardiovasculären Störungen gestanden haben. Das Gleiche gilt auch für die immer wieder aufgetretenen Schwächezustände. Ein Ursachenkomplex für die Schwächeanfälle kann in Herzfunktionsstörungen gelegen haben, ein weiterer wäre in atonischen Zuständen des Magens zu verorten sein. Auch akut entzündliche Prozesse oder auch spastische Zustände im Abdomen könnten hierfür verantwortlich gewesen sein.

Insgesamt befleißigte sich Dr. Martin Luther keines sehr gesundheitsförderlichen Lebensstils. Sein Nahrungspensum stand in einer recht ungünstigen Relation zur körperlichen Belastung. So sagte Luther von sich selbst: „Ich fresse wie ein Böhme und saufe wie ein Deutscher ...“. So war denn Luthers Habitus eher pyknisch als athletisch, Luther war durchaus kein Freund der Askese. Deshalb verwundern auch die beschriebenen Gichtbeschwerden nicht. Nicht wenige Gelenke waren wohl von der Gicht befallen, Luther soll sich unter Schmerzen gar auf dem Boden gewälzt haben.
Auch immer wieder kehrende heftige Kopfschmerzen werden beklagt. Interessanterweise wurden diese einmal durch eine Fontanelle (künstliches Geschwür) am linken Unterschenkel gebessert, ein anderes Mal durch das Aufbrechen eines Ulcus cruris.

Immer wieder wird auch eine chronische Sinusitis als mögliches Leiden bei Martin Luther diskutiert. Dies ist nicht unwahrscheinlich, besonders in Anbetracht der gehäuft aufgetretenen Affektionen der oberen und tieferen Atemwege, mit allen Zeichen einer chronischen Belastung des Schleimhaut- und Lymphapparates des Kopfraums. So litt Luther unter rezidivierenden Entzündungen der Tonsillen, unter eitriger Otitis media, Bronchitiden und rezidivierender Rhinitis. Die Kopfschmerzen könnten durchaus ihre Wurzeln in einer chronischen Sinusitis gehabt haben.

Es bestand eine chronische Nephrolithiasis, zumindest aber litt Luther immer wieder unter Blasensteinen. Dies ging hin bis zum vollständigen Verschluss der Blase, mit entsprechender Symptomatik.

Die Liste ist lang und verleitet Therapeuten gerne zum multifaktoriellen Handeln in Therapie und Medikation. Deshalb gilt es auch hier den gemeinsamen Nenner der „Geschichte“ zu suchen, zumindest müssen die komplexen Befunde auf ihre Wurzeln heruntergebrochen werden.

Diagnostischer Spaziergang

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Therapeutische Gedanken

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Natrium sulfuricum D3 – D6

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Natrium chloratum D3 (D2)

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Natrium bicarbonicum D6

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Natrium phosphoricum D6

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Ferrum phosphoricum D6 / D3

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Calcium sulfuricum D6

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Silicea D6 – D3

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weitere Menière-Mittel

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Millefolium Schafgarbe

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Literatur:
Broy, Jochim: Die Biochemie nach Dr. Schüßler; Foitzick Verlag, 1993
Broy, Jochim: Ergänzungsmittel zur Mineralstofftherapie nach Dr. Schüßler; Foitzick Verlag, 2000
Burkhardt, Carl August Hugo, Dr.: Dr. Martin Luther’s Briefwechsel; Leipzig, 1866
Feichtinger, Paul, Dr. sen.: Handbuch und Leitfaden der Biochemie; Verl. Willmar Schwabe, 1929
Feldmann, Harald, Prof.: Luthers Anfallsleiden – Sudhoffs Archiv Band 73 Heft 1; Franz Steiner Verlag, Wiesbaden – Stuttgart, 1989
Michaelis, Ad. Alf.: Semiotik; Verlag Krapf & Nestler, 1907
Neumann, Hans-Joachim, Prof.; Erben, Norbert, Dr.: Leben und Werk Martin Luthers aus medizinischer Sicht – Sudhoffs Archiv Band 73 Heft 2; Franz Steiner Verlag, Wiesbaden – Stuttgart, 1989
Vogel, Paul; Sieber, Uwe; Hilpert-Mühlig, Ursula: Leitfaden zur biochemischen Verordnung; Arbeitskreis für praktische Biochemie im FDH, 1997

Anschrift des Verfassers:
Arnold Mayer
Heilpraktiker
Meilerstraße 1
88477 Schwendi
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Naturheilpraxis 7/2013