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Medizingeschichte

Mineralsalze nach Glückselig

Peter Germann

Wilhelm Heinrich Schüßler, der Begründer der „Biochemischen Heilweise“, lebte in einem Zeitalter des Umbruchs. In Bad Zwischenahn 1821 geboren und in Oldenburg 1898 gestorben wurde er sowohl in seinem Medizinstudium, als auch in der therapeutischen Praxisdenkweise mit der neuen naturwissenschaftlichen gegenüber der althergebrachten naturphilosophischen Betrachtungsweise konfrontiert.

Humoralpathologie und die gerade definierte Virchowsche Zellbetrachtung als Grundlage der Krankheitsentstehung standen sich gegenüber. Louis Pasteur und Robert Koch gehörten ebenso zu Schüßlers Zeitgenossen wie Samuel Hahnemann. Die Alchemie wurde von der modernen Naturwissenschaft diffamiert, die eigenen Erkenntnisse zur neuen Religion erhoben.

Schüßler praktizierte zunächst nach den Hahnemannschen Richtlinien eineinhalb Jahrzehnte in seiner Praxis, bevor er sein eigenes Konzept entwickelte. Die „Schüßlersche Biochemie“ ist kein neues homöopathisches Verfahren, sondern bedient sich lediglich dieser Therapierichtung. Da sie nicht vom Ähnlichkeitsprinzip ausgeht, verstehen viele eingesessene Homöopathen bis heute auch nicht ihren Ansatz. Bei der Biochemie steht der Einschleusgedanke im Vordergrund, nicht das Mittelbild. Da es sich aber um eine Herstellung nach HAB handelt, haben die Präparate natürlich ebenfalls die Informationen der in den Aufzeichnungen der Materia medica dargestellten Symptome und Wirkweisen. Im Gegensatz zur Homöopathie basierten Schüßlers Erkenntnisse auf physiologisch-biochemischen. Sein Gedanke, Krankheitsbilder mit der Zufuhr von fehlenden Mineralstoffen zu heilen, war zu seiner Zeit ungewöhnlich, allerdings nicht neu. Unter den unzähligen Mineralsalzen fand er besonders wichtige, die eine große therapeutische Bedeutung haben. Vorrangig für das Verständnis ist, dass das Schüßlerverfahren keine Substitutionstherapie darstellt, sondern die Zelleinschleusung der Grundgedanke ist. Besteht ein tatsächlicher quantitativer Mangel, müssen selbstredend parallel die fehlenden Mineralien verabreicht werden – aber bitte immer mit den passenden Biochemiepräparaten, denn die Zelleinschleusung ist mit der rein mengenmäßigen Substitution nicht gewährleistet.

Um seinen Grundgedanken umsetzen zu können, benötigte Schüßler entsprechende Medikamente. Vor dem Hintergrund seiner homöopathischen Prägung lag es nahe, dass er sich für homöopathische Zubereitungen entschied. Er bediente sich den von Hahnemann dargestellten Verdünnungsstufen in D-Potenzierungen. Das Verfahren der Homöopathieherstellung ist gleich, der Grundgedanke der Verabreichung allerdings grundverschieden. Wie schon dargestellt war die Kompensation des Mineralstoffs in der Zelle der Grundgedanke, nicht das Ähnlichkeitsprinzip. Dieser Widerspruch brachte ihm massive Kritik der Homöopathen ein, welche immer noch anhält. Die breitbandige homöopathische Nutzung mit all ihren Möglichkeiten ist meines Erachtens bis zum heutigen Tag noch gar nicht ausgelotet.

Schüßler ging es um die Information. Zu seiner Zeit war dieser Begriff weitaus schwieriger nachzuvollziehen als im jetzigen Computerzeitalter. Das unzählige, geordnete Informationen sich auf einem Stick befinden, kann in unserer Zeit unzählige Male am Tag nachvollzogen werden. Information benötigt eine Trägersubstanz zur Anbindung und ein kompatibles Ablessystem. Die therapeutische Reaktion wird durch sie ausgelöst. Oft aber ist in der Praxis zu beobachten, dass die Information passt und auch vom Organismus angenommen wird, aber die therapeutische Umsetzung auf Grund von fehlender Kraft nur bedingt bis gar nicht stattfindet. Man kann es als physikalisches Gesetz bezeichnen, dass jede Reaktion Energie benötigt. Also liegt der Grundgedanke nahe, der informativen Förderung sofort Kraftpotenziale zuzufügen.

Währe Schüßler nicht in seinem Werdegang Hahnemannisch geprägt gewesen und hätte die damalige neue Naturwissenschaft die Alchemie, aus der alle spagyrischen Grundgedanken entwickelt wurden, nicht diffamiert, hätte er sich eventuell eher dem spagyrischen, als dem homöopathischen Verfahren für die Umsetzung seines neuen Therapiegedankens zugewendet.

Der Grundgedanke der Spagyrik ist die Aufschlüsselung einer subtilen Heilwirkung. Voraussetzung dafür ist die Trennung von Brauchbarem und Unbrauchbarem. Die spagyrischen Verfahren zur Entwicklung der stoffspezifisch modifizierten Kraft aus Mineralsalzen sind unter anderem die Kohobationen. Darunter versteht man Destillationen über einem entsprechenden Stoff. Während dieses Prozesses wird reichlich Energie in Form von Wärme zugeführt und so diese Kohobation stark energetisiert. Mit anderen Worten, seine stoffspezifische Kraft wird massiv erhöht. Dieser spagyrische Prozess wird als Exaltation bezeichnet.

In dieser Form der spagyrisch energetisierten Mineralstoffzubereitung nach Conrad Johann Glückselig, wie sie seit einiger Zeit die Firma Phönix auf den Markt bringt, haben wir keine homöopathische Aufschlüsselung der Mineralien, sondern eine spagyrische. Durch die Energiezufuhr der Destillation wird eine stoffspezifische Kraft entwickelt; das Wirkprinzip ist anderes, als das rein homöopathische. Um eine Information aufzunehmen und verarbeiten zu können, muss der Organismus des Patienten in der Lage sein, zu reagieren. Dies setzt genügend Energie und Kraft voraus, aber gerade bei langwierigen, chronischen Geschehen fehlt diese häufig. Das zentrale Wirkprinzip einer spagyrischen Zubereitung aber ist die Kraft. Hier werden zwei Prinzipien, die der Information und die der Arbeitsenergie zur Umsetzung kombiniert. Die Aufschlüsselung nach Glückselig liefert die Stärke, um einen informativ angestoßenen Prozess zu Ende zu führen.

Die Firma Phönix ist mit ihren Mineralsalzen nach Glückselig nicht ein weiterer Anbieter der Schüßlerschen Biochemie, sondern stellt mit ihren Präparaten neben dem bekannten Schüßleransatz eine weitere wichtige Komponente dar, um einen befriedigenden Umsatz der Information im Organismus zu gewährleisten. Der Ansatz ist sehr interessant. In der täglichen Praxis fällt immer wieder auf, dass der Anstoß eines therapeutischen Prozesses häufig nicht einfach ist. Wie soll der Körper beispielsweise auf ein gut zusammengestelltes Entgiftungskonzept reagieren, wenn ihm die Kraft für die Umsetzung fehlt? Neben Substitution und Information spielt die Energiebilanz eine entscheidende Rolle. Dies ist häufig im chronischen Bereich zu beobachten. Hier sollte der therapeutische Gedankengang nicht die Erhöhung der Zufuhr oder die Änderung der Informationsgröße durch Potenzierungsschritte sein, sondern der dritte Aspekt der Kraftbilanz ins Auge gefasst werden.

Bei den spagyrischen Mineralsalzen nach Glückselig handelt sich um ein Aufschlüsselungsverfahren, welches sich seit Jahrzehnten bewährt hat. Diese durch Mehrfachdestillationen hergestellten Therapeutika werden als Liquida eingesetzt.

Anschrift des Verfassers:
Peter Germann
Gesundheitshaus Viriditas / Phytaro Heilpflanzenschule
Im Karrenberg 56
44329 Dortmund
www.phytaro.de

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Naturheilpraxis 6/2013