Krebsforum

Krebs vorbeugen und behandeln mit Broccoli

Marita Schirrmacher

Bislang wurde Broccoli-Kohl bzw. seine Abkochung therapeutisch erfolgreich angewendet gegen benigne Prostatahyperplasie, Prostatitis, Prostatasteine, Helicobacter pylori sowie vorbeugend gegen verschiedene Krebsarten. Doch nun zeichnet sich ab, dass Broccoli auch zur Behandlung von Krebs eingesetzt werden kann (Prostata-, Pankreas-, Brust-, Blasen- sowie Magen- und Darmkrebs).


Geschichte:

Zahlreiche wissenschaftliche Studien bestätigen bisher die tumorhemmende bzw. tumorprotektive Wirkung des Broccoli-Wirkstoffkomplexes, wobei insbesondere die Glucosinolate (die als Abwehrstoffe gegen Fressfeinde, Pilze, Bakterien und Viren gebildet werden) von Bedeutung sind, beim Broccoli speziell das Glucoraphanin, ein Glucosinolat, aus dem durch enzymatische Hydrolyse die aktive Substanz bzw. das Isothiocyanat ‚Sulforaphan‘ entsteht, dessen anticancerogene Mechanismen breit gefächert sind und beispielsweise die direkte Entgiftung von Karzinogenen einbeziehen. So wurde gezeigt, dass Sulforaphan nicht allein die Phase-1-Enzyme des Cytochrom-P450-Systems hemmt und damit eine Aktivierung von Karzinogenen verhindert, sondern gleichzeitig durch Induktion von Phase-2-Enzymen der Bildung von karzinogenbedingten DNA-Addukten vorbeugt, die durch heterozyklische Amine verursacht werden. Solche Amine entstehen beim Grillen oder Braten von Fleisch und Fisch. Neben seinen entgiftenden Eigenschaften zeigt Sulforaphan einen zytostatischen Effekt auf die Tumorzellen selbst, indem es den programmierten Zelltod (Apoptose) auslöst. Ferner wirkt es auf Tumorstammzellen, wie sie in großer Anzahl in Pankreastumoren nachweisbar sind. Das Pankreaskarzinom breitet sich aggressiv aus, streut Krebszellen in andere Organe und ist gegenüber konventionellen Chemotherapien weitgehend resistent (was der Grund dafür ist, dass nach anfänglichem Therapieerfolg der Krebs sich häufig erneut ausbreitet). Solche Tumorstammzellen schützen sich durch einen speziellen, die Apoptose verhindernden Mechanismus, den NF-kB-Signalweg, der jedoch ebenfalls durch Sulforaphan gehemmt wird: Die Stammzellen werden „verwundbar“ gegenüber zytostatischen Substanzen, seien sie natürlicher oder chemischer Herkunft.

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Zurzeit laufen in den USA zahlreiche klinische Studien an Krebspatienten mit dem Extrakt aus Broccoli-Keimlingen. Man darf gespannt auf die Ergebnisse sein. Indes ist für die Antikrebswirkung nicht allein das Sulforaphan verantwortlich. Auch andere Substanzen des Wirkstoffkomplexes (wie z.B. Quercetin) tragen in konzertierter Aktion zur Wirkung bei.

Literatur:
Peter Kaufhold, PhytoMagister: Zu den Wurzeln der Kräuterheilkunst, Band 1, 15. überarbeitete und erweiterte Auflage (ISBN: 978-3-8370-1198-2); Norderstedt 2013
Ingrid Herr & Vanessa Rausch & Markus W. Büchler: Senfölbombe der Kreuzblütler – pflanzlicher Verteidigungsmechanismus mit therapeutischer Wirkung; Deutsche Zeitschrift für Onkologie 2013
Ingrid Herr & Vladimir Lozanowski & Philipp Houben & Peter Schemmer & Markus W. Büchler: Sulforaphane and related mustard oils in focus of cancer prevention and therapy; Wiener Medizinische Wochenschrift, DOI 10.1007/s10354-012-0163-3, Wien Dezember 2012
Ingrid Herr & Markus Büchler: Glukosinolate der Kreuzblütlerfamilie in Prävention und Therapie maligner Tumore; Deutsche Zeitschrift für Onkologie 2009, 41: 1-6

Anschrift des Verfassers:
Peter Kaufhold
Mühlenstr. 65
45731 Waltrop
Telefon: 02309-79930

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Naturheilpraxis 6/2013