Heilmittel der Sonne

Johanniskraut (Hypericum perforatum)

Von der Signatur zur therapeutischen Anwendung

Margret Rupprecht

Lächeln ist die eleganteste Art, den Gegnern die Zähne zu zeigen, schrieb der griechische Philosoph Epiktet im ersten nachchristlichen Jahrhundert. Der Mann wusste, wovon er sprach. Er war Sklave und erlangte erst nach Neros Tod die Freiheit. Wie man am geschicktesten damit umgeht, wenn man Ungerechtigkeit erfährt, erzählte er in seinen Vorlesungen – Epiktet gehörte im Alter zu den bedeutendsten Vertretern der stoischen Philosophie.


Jemand, der von Anderen gemobbt, ausgenutzt oder überlastet wird, ist nicht immer in der Lage, nach dem Motto „Angriff ist die beste Verteidigung“ in die Offensive zu gehen. Ängste vor Isolation, Arbeitsplatzverlust oder sozialer Ausgrenzung hemmen seine aggressiven Impulse. Statt sie kultiviert, intelligent und mit Geschick auszuleben, richtet er sie nach innen gegen sich selbst. Konfliktunfähigkeit ist eine der häufigsten Ursachen für das Krankheitsbild Depression. Ängste vor Auseinandersetzung und eventuell notwendigen Eskalationen sind weit verbreitet – vor allem bei Menschen, die durch konfessionelle oder esoterische Vorstellungen gebunden sind. In den vergangenen Jahren ist das Krankheitsbild Burnout, das fast immer mit depressiven Verstimmungen bis hin zu schweren Depressionen verbunden ist, verstärkt ins Blickfeld der öffentlichen Aufmerksamkeit geraten. Für den Naturheilkundler sollte es nun aber nicht nur darum gehen, die Depressionen seiner Patienten mit pflanzlichen oder homöopathischen Heilmitteln „wegzukriegen“. Wenn sich die Seele eines Menschen verdunkelt, steht im Zentrum der Therapie immer auch die Frage, warum das so ist und was da eigentlich passiert ist. Burnout ist die Krankheit der Wehrlosen, der Opfer. Opfersein führt in ein Lebensgefühl von Ohnmacht und dieses kann Depressionen nach sich ziehen. Dann geht es darum, vom Erleidenden zum Handelnden zu werden, vom Opfer wieder zurück zum aktiven Gestalter des eigenen Lebens. Dazu gehört auch die Fähigkeit, deutlich zu sagen, was man will und was man nicht will – und sich mit aller Kraft für beides einzusetzen, selbst wenn dieser Einsatz harte Entscheidungen und einschneidende Veränderungen erfordern sollte. Ein selbstbestimmtes Leben ist die beste antidepressive Therapie. Es fällt niemandem in den Schoß, sondern muss erarbeitet werden. Eine ganzheitliche Behandlung hilft den Betroffenen, aus der Opferrolle heraus zu kommen und neue Lebenskraft zu entwickeln. Man kann als Heilpraktiker bei entsprechend interessierten Patienten durchaus auch einmal ein Buch wie Nietzsches Zarathustra und seinen Antichrist auf´s Rezept schreiben, – um bei Depressionen und Burnout einen geistigen Heilungsprozess in Gang zu setzen, der in der Mitte der Person beginnt und das Leben von Grund auf verändert. Heilung ist selten möglich ohne Entwicklung. Dieser innere Prozess kann durch eine äußere Unterstützung erleichtert und beschleunigt werden. Hier ist die „Sonnenpflanze“ Johanniskraut ein gutes Mittel für die Förderung emanzipatorischer Prozesse und den Weg aus der Depression.

Lichtpflanze gegen dunkle Kräfte

...

Pharmakologie und Indikationen

...

Gutes Antineuralgikum

...

Literatur:
M. Augustin, V. Schmiedel: Leitfaden Naturheilkunde. Elsevier Verlag, München 2007
Marianne Beuchert: Symbolik der Pflanzen. Insel Verlag, Frankfurt und Leipzig 2004
Ruediger Dahlke: Krankheit als Symbol – Ein Handbuch der Psychosomatik. Bertelsmann Verlag, München 2007
Epiktet: Anleitung zum glücklichen Leben. Oldenbourg Akademieverlag, Berlin 2006
Friedemann Garvelmann: Pflanzenheilkunde in der Humoralpathologie
Hartmut Heine: Lehrbuch der Biologischen Medizin. Grundregulation und Extrazelluläre Matrix. Hippokrates Verlag in MVS, Stuttgart 2007
Roger Kalbermatten: Wesen und Signatur der Heilpflanzen. AT Verlag, Aarau 2002
Siegfried Kasper: Lichttherapie – Das Programm gegen Herbst- und Winterdepression. Kneipp Verlag, Bad Wörishofen 2010
Sebastian Kneipp: Meine Wasser-Kur. Verlag der Jos. Kösel´schen Buchhandlung, Kempten und München 1907
Gerhard Madaus: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Band 7. Mediamed Verlag, Ravensburg 1989
Werner D. Fröhlich: Wörterbuch Psychologie. dtv, München 2002

Anschrift der Verfasserin:
Margret Rupprecht
Heilpraktikerin und Medizinjournalistin
Hohensalzaer Str. 6a
81929 München

weiter ... (für Abonnenten der Naturheilpraxis)


Zum Inhaltsverzeichnis

Naturheilpraxis 6/2013