FACHFORUM

Systematik der pflanzlichen Inhaltsstoffe

Ein Beitrag zur Phytotherapie

Josef Karl

Auf der Erde, so die Schätzungen, gibt es circa 850.000 verschiedene Pflanzenarten. Nur ein geringer Prozentsatz (5 bis 8%) ist genauer auf seine Inhaltsstoffe untersucht; es werden aber ständig mehr. Hat eben die Forschung in den letzten Jahrzehnten zugenommen, so sind bis auf wenige Ausnahmen größere Überraschungen ausgeblieben. Sensationsmeldungen halten häufig nicht ihre Versprechungen. (Um ein Beispiel zu nennen: Die E-Kommission „Phytotherapie“ hat in ihrer Arbeit circa 450 Pflanzen, die bereits mehr oder weniger gut untersucht waren, nochmal gründlich überprüft — wobei es keine wesentlichen Überraschungen für neue Indikationen gab).


I

Trotz einer großen Fülle von nationalem und internationalem Material blieb eine „Wunderdroge“ aus. Mir persönlich ist das immer wieder ein Faszinosum: Beim Nachschlagen im siebenbändigen Werk des österreichischen Pharmazeuten Franz Berger (Maudrich-Verlag, Wien 1949-1964) fehlen zwar neuere Details, die für die Praxis jedoch relevanten Angaben sind nach wie vor von großer Gültigkeit („Handbuch der Drogenkunde“). Die erstaunliche Tatsache, dass relativ viele Ärzte und Heilpraktiker sich seit einigen Jahren höhere Effekte von chinesischen und ayurvedischen Arzneipflanzen versprechen, ist durch zahlreiche neuere Untersuchungen nicht gerechtfertigt — es hat sich auch hier bislang keine außerordentliche Therapieindikation ergeben: Eher ist es im Gegenteil bei zahlreichen Drogen zu toxikologischen Bedenken und zum Verbot gekommen. Bemerkt werden muss außerdem, dass viele Veröffentlichungen aus dem asiatischen Raum unseren heutigen Nachweisen über Wirksamkeit nicht entsprechen.

II

Denken wir an Arzneipflanzen, so stellen wir uns zumeist die höheren Blütenpflanzen vor. Relativ gering sind noch die Urteile über Pilze, Algen, Moose und Flechten. In Japan z.B. gibt es hochrangige und zahlreiche Untersuchungen über Algenarten, die sowohl wegen ihrer Tauglichkeit als Nahrungsmittel als auch für die Pharmazie wichtig sind. Das Meer wird heute, wo wir uns Sorgen machen über das Aussterben vieler Fischarten, jedoch noch manche Überraschungen für die Medizin bringen. Pilze als Therapeutikum: Hierüber wird in Deutschland einiges berichtet, leider fehlen auch hier korrekte Daten. Dass in Flechten letztlich penizillinartige Substanzen vorhanden sind, dürfte bekannt sein. Es gibt jedoch auch hier eine nicht überschaubare Artenvielfalt. Moose werden bisher noch als eine terra incognita bezeichnet (wenn wir vom Isländischen Moos, welches als Muzilaginosum positiv monografiert ist, einmal absehen — und paradoxerweise botanisch eine Flechte ist!).

III

Während in Deutschland die Monografierung abgeschlossen ist und der vollständige bisherige Stand in einem aufwendigen Werk (merkwürdigerweise in englischer Sprache) erschienen ist, wird von anderen europäischen Ländern nicht die gleiche Materialfülle geliefert. Schließlich soll alles zusammengefasst werden, so stellt sich die ESCOP (European Scientific Cooperative On Phytotherapy) dies vor.

In diesem Zusammenhang sollen einige Pflanzen vorgestellt werden, die historisch verwendet wurden, heute jedoch ganz oder teilweise aus dem Therapieschatz verschwunden sind.

Dies ist keine vollständige Liste, vielmehr beispielhaft, was sich ergab und veränderte durch verstärkte Tätigkeit der pharmakologisch-toxikologischen Screening-Methoden.
Längst ist die volkstümliche Meinung widerlegt, dass Pflanzen pauschal chemischen Arzneimitteln gegenüber harmlos seien.

IV

...

Literaturverzeichnis:
1. Hunnius – Pharmazeutisches Wörterbuch,
9. Aufl.; Hrsg. Ammon, H. P. T., de Gruyter–Verlag, ISBN 3 – 11 – 017475 – 8, Berlin 2004
2. Karl, J.: Phytotherapie; Marczell–Verlag München, 3. Aufl. 1978. ISBN 3 – 88015 – 0605. (Vergriffen)
3. Karl, J.: Neue Therapiekonzepte für die Praxis der Naturheilkunde;. ISBN 3 – 7905 – 0685 – 0, (Vergriffen) Pflaum-Verlag, München 1995
4. Kartnig, Th.: Die Arzneipflanze in der modernen Medizin; Sonderdruck des Österreichischen Kneipp–Bunds, Wien 1982

Anschrift des Verfassers:
Josef Karl
Heilpraktiker
Alpenstr. 25
82377 Penzberg

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Naturheilpraxis 6/2013