Akupunktur/TCM

China im Wandel

Die Stellung und Entwicklung der chinesischen Medizin im Reich der Mitte und im Westen

Andrea-Mercedes Riegel

Einführung: Die chinesische Medizin erfreut sich im Westen wachsender Beliebtheit, immer mehr Patienten finden den Weg in die Praxen, die chinesische Medizin anbieten. Die Motivation dieser Patienten ist meist die, ein holistisches System zu Rate zu ziehen für ihre Beschwerden und diese auf natürlichem nebenwirkungsfreiem Weg zu kurieren.


Die Anerkennung, die chinesische Medizin bei Patienten genießt, bleibt ihr als medizinisch wissenschaftliches Medizinsystem bisher verwehrt; dies deshalb, weil die Wirksamkeit ihrer Behandlungsmethoden nicht wissenschaftlich erwiesen ist, sie keiner wissenschaftlichen Messmethode im Sinne der Schulmedizin Stand halten. Die bis heute erhaltenen Grundpfeiler ihres Denkens sind die Einheit der drei Größen (san cai 三才) Himmel, Erde und Mensch, also der Mensch als Mikrokosmos im Makrokosmos, die Philosophie von Yin und Yang sowie die Theorie der Fünf Wandlungsphasen oder Agentien. Eine Ausbildung in diesem System ist langwierig und schwierig, denn sie verlangt ein Eintauchen in das chinesische Denken. Gerade dies aber wird im Großen und Ganzen von der Schulmedizin heute abgelehnt. Die Schulmedizin interessiert sich für ihre Methoden, insbesondere die Akupunktur, nicht aber für ihre Denkweise. In den Ausbildungen für westliche Ärzte wurden deshalb die Grundpfeiler der chinesischen Medizin weitestgehend eingeebnet, die Lehre von den Fünf Wandlungsphasen weitgehend als unwissenschaftlich gestrichen oder im Lehrplan auf ein Minimum reduziert. Was geblieben ist, sind die Leitbahnen und die Akupunkturpunkte; daneben werden Standardrezepturen für westliche Krankheiten vermittelt1. Dennoch handelt es sich um ein Ethno-Medizinsystem und man kann sagen, dass ein tieferes Einsteigen in dieses Feld ohne Kenntnis der chinesischen Kultur- und Philosophiegeschichte und der chinesischen Sprache, insbesondere der klassischen, nicht möglich ist, daher auch viele therapeutische Einsatzmöglichkeiten im Verborgenen bleiben.

Was ist chinesische Medizin?
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Chinesische Medizin in China heute
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Chinesische Medizin in der Volksrepublik
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Chinesische Medizin in Taiwan
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Fazit

Die chinesische Medizin besitzt in beiden Teilen Chinas noch immer hohes Ansehen, ihr Wert für die Volksgesundheit wird hoch geschätzt und es ist zu erwarten, dass dies auch in Zukunft so bleiben wird. Konkurrenzdenken zwischen Schulmedizin und chinesischer Medizin gibt es nicht, ebenso wenig das Bestreben, die chinesische Heilkunst aus großen Therapieplänen zu verdrängen. Es lässt sich durchaus nicht bestätigen, wie hierzulande mitunter behauptet wird, dass in China die chinesische Medizin keinen Stellenwert besitze und immer weiter in Vergessenheit gerate, sie lediglich als lukratives Exportprodukt für den Westen betrachtet werde.8 Beide Teile Chinas betrachten sie mit Stolz und zollen ihr Respekt, sie haben lediglich jeweils eine etwas andere Art des Umgangs mit ihrer Medizin: Die Volksrepublik betont die Klassik, strebt eine Rückbesinnung auf die „reine Lehre“ an bei gleichzeitigem Streben nach einer Verbindung mit der Schulmedizin. Diese erfolgt zum einen in der Theorie etwa über eine Interpretation chinesischer Terminologie im Sinne der Schulmedizin, zum anderen in einer praktischen Verbindung beider Systeme auf dem Gebiet der Therapie. In Taiwan sieht man beide Medizinsysteme als unabhängig voneinander, man respektiert die chinesische Medizin als eigenständiges Medizinsystem und als eine Art „Komplementärmedizin“. In beiden Teilen Chinas wird sie als wertvolles Instrument in der Prävention gesehen, wovon die zahlreichen Veröffentlichungen zu chinesischer Ernährung und Fingerdruckmassage ebenso Zeugnis abgeben wie die Patientenprogramme in Krankenhäusern.

Anmerkungen
1 Vgl. Lehrplan der DägfA
2 Zu den Ursprüngen der chinesischen Medizintheorien im Yijing vgl. die Artikelserie in Comed: Comed 03/05, 09/05, 11/05, 12/05
3 Vgl. auch Comed 07/2011
4 Vgl. Wang Weidong „Thought Imprint Psychotherapy“, ersch. 2011
5 2011 fanden Kongresse in Beijing und London statt, der Kongress 2012 tagte in Taibei, für 2013 ist ein Facjkongress in Spanien geplant
6 Wegweiser am Hauptportal des Renai-Krankenhauses Taibei
7 Vgl. die Werke von Lü Shaojie. „Akupunktur bei Muskel- und Skelettstörungen“ (Elsevier 2005) und „Akupunktur bei neurologischen Störungen (Elsevier 2005), ursprüngl. erschienen in Beijing und Taibei
8 Vgl. z.B. die Ausführungen von H. Lehmann „Akupunktur im Westen –am Anfang war ein Scharlatan“, Ärzteblatt 2010, 107 (30): 1454 – 1457, und die Replik in comed 12/2010

Anschrift der Verfasserin:
Dr. Andrea-Mercedes Riegel
Mannheimer Straße 40
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Naturheilpraxis 5/2013