Klassische Homöopathie

Die homöopathische Arznei zwischen Mythos und Realität

Dirk Bettenworth

Zusammenfassung: In diesem Beitrag geht es um die Frage, wie homöopathische Arzneien lege artis und gesetzeskonform hergestellt werden. Fokussiert wird die geschichtliche Entwicklung der homöopathischen Arzneibereitung. Der Mythos der Frischpflanzenverreibung und die damit diskutierte Wirkungszunahme bei verriebenen pflanzlichen Ausgangsstoffen erscheint dadurch in einem neuen Licht.


Inhalt:
  1. Hahnemanns Anweisungen zur Herstellung der Arzneien
  2. Die Entstehung der Pharmakopöen
  3. Entstehen von Mythen
  4. Der 1. Mythos: Hahnemann fokussierte die Verreibung von Pflanzen
  5. Die Herstellung der Arznei im Organon, 6. Auflage
  6. Der 2. Mythos: Alle Inhaltsstoffe
    bleiben erhalten und verstärken die Wirkung der Arzneien
  7. Hahnemanns Arzneimittelprüfungen
  8. Der Weg von der Urtinktur zum Arzneimittel

1. Hahnemanns Anweisungen zur Herstellung der Arzneien

Die Herstellung homöopathischer Arzneien erwähnt Samuel Hahnemann in unterschiedlichen Werken und hat damit die Zubereitung der homöopathischen Medikamente genau beschrieben. Die Herstellung der Arzneien unterlag bei Hahnemann einer Entwicklung und ist somit nicht aus einem Guss entstanden.

Zunächst arbeitete er mit unverdünnten Substanzen, die er selbst herstellte und nach dem Simile-Prinzip verabreichte. Bei der Verabreichung von rohen Arzneien sah Hahnemann häufige Symptomenverschlimmerungen. Aus diesem Grund verfeinerte er die Zubereitung der Arzneien und setzte bereits ab 1800 Verdünnungen ein. Selbst bei den verdünnten Arzneien gab es noch häufige Erstverschlimmerungen, sodass Hahnemann nach Möglichkeiten suchte, die Arznei in ihrer Wirkung milder zu machen. Daher führte er 1824 das Befeuchten von Globuli ein. Hahnemann schrieb: „Die zu homöopathischem Gebrauche nöthige Gaben-Minderung wird auch durch Verminderung des Volumens der Gabe befördert, so daß, wenn man statt eines Tropfens einer Arzneiverdünnung nur einen ganz kleinen Theil (siehe Anm.1) eines solchen Tropfens zur Gabe nimmt, die Absicht der noch weitern Wirkungs-Minderung sehr zweckmäßig erreicht wird; sehr begreiflich aus dem Grunde, weil mit dem kleinern Volumen der Gabe auch nur wenige Nerven des lebenden Organisms berührt werden können, wodurch zwar ebenfalls die Kraft der Arznei dem ganzen Organisms mitgetheilt wird, aber eine kleinere Kraft.“1 Weiter schreibt Hahnemann in Anmerkung 1 zum § 310: „Am zweckmäßigsten bedient man sich hierzu feiner Zucker-Streukügelchen, von der Größe des Mohnsamens; wo dann ein solches, mit der Arznei befeuchtet, in das Vehikel geschoben, eine Arzneigabe bewerkstelligt, die etwa den hundertsten Theil eines Tropfens enthält; indem wohl hundert solcher kleinen Streukügelchen von einem Tropfen Weingeist hinreichend benetzt werden.“

Mit weiterer Verbreitung der homöopathischen Therapie gab es immer mehr Apotheker, die sich gegen das Selbstdispensieren der homöopathischen Arznei zur Wehr setzten. Hahnemann verließ aufgrund dieses Streitpunktes im Jahr 1821 Leipzig und ging nach Köthen, da er dort seine Arzneien selber herstellen und abgeben durfte.2

2. Die Entstehung der Pharmakopöen
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3. Entstehung von Mythen
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4. Der 1. Mythos: Hahnemann fokussierte die Verreibung von frischen Pflanzen
...

5. Die Herstellung der Arznei im Organon, 6. Auflage
...

6. Der 2. Mythos: Alle Inhaltsstoffe bleiben erhalten und verstärken die Wirkung der Arzneien
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7. Hahnemanns Arzneimittelprüfung
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8. Der Weg von der Urtinktur zum Arzneimittel
...

Anmerkungen
1 Hahnemann, Organon (1824), § 310.
2 Jütte (2007), S. 138.
3 Steinbichler (1957), S. 63.
4 Hahnemann, Fragmenta de viribus medicamentorum positivis sive in sano corpore humano observatis (1805).
5 Tischner (1932), S. 294.
6 Hahnemann, Reine Arzneimittellehre (1826),
S. 11.
7 Hahnemann, Reine Arzneimittellehre (1826),
S. 13.
8 Hahnemann, Die Chronischen Krankheiten (1835), S. 182.
9 Wischner (2011), S. 18.
10 Hahnemann, Organon (1842), § 270.
11 Hahnemann, Organon (1842) § 267.
12 Hahnemann, Organon (1842) § 271.
13 Hahnemann, Arzneimittellehre. Hrsg.: Christian Lucae , Matthias Wischner (2007).
14 Tiedemann (1965).
15 Leeser (1957), S. 667.
16 Hahnemann, Reine Arzneimittellehre (1826),
S. 5.

Literaturverzeichnis:
Arzneibuch, Europäisches. Grundwerk 2011. Bd.1. Deutscher Apotheker Verlag. Stuttgart, 2012
Arzneibuch, Homöopathisches. Hrsg.: Deutscher Apotheker Verlag. Stuttgart, 2011
Arzneimittelgesetz § 38, Stand 19.10.2012
Hahnemann, Samuel: Die Chronischen Krankheiten, ihre eigenthümliche Natur und homöopathische Heilung. 2. Auflage.
Bd. 1, 1835
Hahnemann, Samuel: Entdeckung eines specifischen, nie trügenden Verwahrungs- und Vorbauungs-Mittels des Scharlachfiebers: Reichs Anzeiger, 1800
Hahnemann, Samuel: Gesamte Arzneimittellehre. Bd.1, S. 349. Hrsg.: Christian Lucae , Matthias Wischner. Haug Verlag. Stuttgart, 2007
Hahnemann, Samuel: Heilung und Verhütung des Scharlachfiebers und Purpurfriesels. Hrsg.: Joseph Benedict Buchner, München, 1844
Hahnemann, Samuel: Organon der Heilkunst. 3. Auflage, 1824
Hahnemann, Samuel: Organon der Heilkunst. Textkritische Ausgabe der 6. Auflage. Hrsg.: Josef M. Schmidt. Haug Verlag, 1992
Hahnemann, Samuel: Reine Arzneimittellehre. Bd. 5, 2. Nachdruck. Karl F. Haug Verlag, Heidelberg, 1979
Jütte, Robert: Samuel Hahnemann. Begründer der Homöopathie. 3. Auflage Deutscher Taschenbuch Verlag. München, 2007
Leeser, Otto: Lehrbuch der Homöopathie. Bd. 2. Haug Verlag, Stuttgart, 1971
Madaus, G: Lehrbuch der biologischen Heil-
mittel. Thieme Verlag, Leipzig, 1979
Pohl/ Schiedermair: Gesetzeskunde für Apotheker. Govi Verlag, Kassel, 2004
Steinbichler, Eveline. Geschichte der homöo-
patischen Arzneibereitungslehre in Deutschland bis 1872. Hrsg.: Georg Edmund Dann. Eutin (Holstein), 1957
Tiedemann, Max: Herstellung und Anwendung der LM-Potenzen, in: ZKH, 1965
Wischner, Matthias: Organon-Kommentar. Eine Einführung in Samuel Hahnemanns
Organon der Heilkunst. 2. Auflage.
KVC-Verlag, Essen, 2011

Abbildungen:
Thomas Jung,
meier stracke_büro für Gestaltung
Graphiken/Tabellen:
meier stracke_ büro für gestaltung

Anschrift des Verfassers:
Dirk Bettenworth
Apotheker bei der Firma Arcana
Arzneimittel Herstellung GmbH& Co. KG
Austernbrede 7-9
33330 Gütersloh
E-Mail: dbettenworth@arcana.de

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Naturheilpraxis 5/2013