Kinder in der Naturheilpraxis

Die Christrose (Helleborus niger) in der Kinderheilkunde

Astrid Süßmuth

Einer Christrose an ihrem Wildstandort zu begegnen ist ein Erlebnis, das nicht so ganz von dieser Welt zu sein scheint. Genauso wirken die kleinen Patienten, sie scheinen auch (noch) nicht so ganz von dieser Welt zu sein. In der Kindheit sind es vor allem zwei Momente, in denen die Christrose ein ganz großes Heilmittel ist. Es sind der Beginn und das Ende der Kindheit – Geburt und Eintritt in die Pubertät.


Nur noch selten ist die Christrose (Helleborus niger) in der Natur anzutreffen, denn der Raubbau an der begehrten Heilpflanze hat deutliche Spuren hinterlassen. Dabei war ihre Verwendung in der Volksheilkunde nie gebräuchlich, sondern ausschließlich Ärzten vorbehalten. Das ganze Kraut samt Wurzel, Blüten und Blättern ist stark giftig. Auf der Haut bewirkt es Entzündungen mit Bläschenbildung, innerlich kommt es zu schweren Vergiftungserscheinungen mit Übelkeit und Durchfall über Zuckungen und Atemnot bis hin zu Krampfstarre und Tod.

Pharmakologisch aktive Substanzen der Christrose sind u.a. das Herzglycosid Hellebrin, zytotoxisches Protoanemonin, antioxydative und antitumorale Flavonoide, zentraltoxische Alkaloide, diuretische, antiödematöse und antiphlogistische Steroid- saponine sowie das zytotoxisch und anabol wirkende b-Ecdyson (Soldner, 2010).

Als Heilmittel ist Helleborus niger erst in homöopathischen Potenzen ab D4 rezeptfrei. Doch bereits aus der klassischen Antike ist eine homöopathische Zubereitung der Christrose überliefert. Um die Töchter des Königs von Argos vom Wahnsinn zu befreien, fütterte der Ziegenhirt Melampus eine seiner Ziegen mit der Christrose und gab den Mädchen von der Milch zu trinken. Sie wurden umgehend geheilt (Friedreich, 1859). Die Geschichte lehrt damit nicht nur, dass die Christrose als Heilmittel zunächst aufbereitet werden muss, sondern ist gleichzeitig der älteste Hinweis auf ihre Verwendung in der Kinderheilkunde.

Botanik der Christrose
Helleborus niger, Ranunculaceae (Hahnenfußgewächse)
(weiß) XII – III
ca. 30 cm
immergrün, ausdauernd auf kalkhaltigen Böden der subalpinen Laubwaldstufe; in Deutschland nur in Bayern vorkommend.

Bedeutende Wildstandorte der Christrose liegen am Königssee, in den höheren Lagen des Inntals und auf aussichtsreicher Kanzel über dem Luganer See. Die Pflanze bevorzugt Wuchsorte in Wassernähe, wenn auch der Standort selbst trocken sein soll. Grundsätzlich ist Helleborus niger damit immer dann indiziert, wenn Stauungen und Stockungen im Flüssigkeitsorganismus vorliegen (Schlodder, 2010). Wie alle immergrünen Pflanzen zeigt die Christrose damit eine immense Lebenskraft, die sie auch als Heilmittel schenken kann.

Mit ihrer Blüte während der kältesten Zeit des Jahres widersetzt sie sich aktiv dem Grundsatz, dass eine Blüte mit dem Frühjahr zu beginnen habe weil im Winter die Vegetation ruht. Der anthroposophische Arzt Werner Christian Simonis, sieht so auch die besondere Wirkung der Christrose in ihrer Wärmeregulation begründet (Simonis, 2001), (Abb. 2).

Nur durch ihre innere Wärmeorganisation ringt sie ihrer vegetationsfeindlichen Umgebung ihre Blütezeit ab. Genauso, wie es ein Kind in einer für seine Entwicklung hemmenden, erkalteten Umgebung machen muss. Damit ist die Christrose immer dann indiziert, wenn die kindliche Geborgenheit aus umgebenden Wärmekräften einer plötzlichen Kälte weicht. Diese Vorgänge sind vor allem bei der Geburt, aber auch beim Eintritt in die Pubertät – den entscheidenden Schaltstellen der Kindheit – zu beobachten. Als Hochwinterblüher ist die Christrose zudem ein hervorragender Lichtverwerter, der Sonnenlicht speichern und seine Photosynthese schon bei wenigen Stunden Sonnenlicht am Tag durchführen kann. Sie ist das Licht der dunkelsten Zeit des Jahres. Im Verblühen zeigt die Blüte das ungewöhnliche Verhalten des Vergrünens und kehrt damit zu ihrem ursprünglichen Zustand zurück. Dies geschieht genau dann, wenn es in der Natur wärmer wird. Kommt also die Wärme von außen, kann sich die Pflanze entspannen und kehrt zu ihrem eigentlichen Korpus zurück. Sie beschreibt damit, wie man aus Erkaltungsphasen in neue Wärmephasen übertreten kann.

Wie Silberschalen glänzen die Christrosenblüten über dem glitzernden Schnee. Silber als Mondmetall hat einen großen Bezug zu den ersten sieben Lebensjahren. Der Zeit, in der Helleborus niger am häufigsten indiziert ist (Abb. 3)

Die Vorfrühlingspflanze

Christrose für Kinder, die vor ihrer Zeit geboren wurden
Grundlegendes Thema bei einer Indikation von Helleborus niger ist ein Trauma in der Kindheit. Meist seelisch, oft aber auch körperlich. Gemäß der bekannten Zuordnung der menschlichen Lebensalter zu den Blütezeiten im Jahreslauf ist die Christrose ein Heilmittel für das hohe Alter – oder die sehr frühe Kindheit. So früh, dass sie sozusagen vorzeitig zu dem eigentlich der Kindheit zugeordneten Frühling ist. Diese Zeitangabe trifft auf Frühgeborene zu, die vor ihrer eigentlichen Zeit schon auf der Welt sind. Frühgeborene leiden häufig nicht nur unter körperlichen, sondern auch unter seelischen Traumen.

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Helleborus niger als Heilmittel bei Geburtsschäden
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Literaturangaben:

Anschrift der Verfasserin:
Astrid Süßmuth
Heilpraktikerin
Ulmenstraße 22
D-82131 Gauting
Tel.: 089 / 94 50 26 17
Mail: info@ naturheilpraxis-suessmuth.de

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Naturheilpraxis 5/2013