FACHFORUM

Die Fibula im Kontext der Osteopathie

Matthias Engel

Die Fibula (lat. Heftnadel, Spange) ist eine wichtige ossäre Struktur für den optimalen Ablauf der Körperharmonik, dem in der Praxis jedoch vielmals nur wenig Aufmerksamkeit zuteil wird. Im folgenden Beitrag werden daher zur Sensibilisierung bzgl. der genannten Struktur verschiedene osteopathische Techniken zur Regulation möglicher Dysfunktionsmuster aufgezeigt.


Anatomische Aspekte

Unter anatomischem Aspekt ist die Fibula ein langer, schmaler, elastischer, spiralig und um die Längsachse gedrehter Röhrenknochen, der sich topgraphisch auf der lateralen Seite der Tibia befindet und mit dieser gemeinsam den Unterschenkel (Crus) bildet. Die Tibia ist allerdings in Tragefunktion und Größe dominierend, in der Länge ist das Verhältnis ausgeglichen. Markante Stellen der Fibula bilden einerseits die proximale Extremitas, welche aus dem Caput fibulae mit dem Apex capitis fibulae gebildet wird, andererseits der Corpus fibulae, welcher über das Collum fibulae mit dem Caput fibulae verbunden ist. Der Corpus fibulae hat drei Kanten und im distalen Bereich eine vierte. Eine wichtige Kante ist hierbei der medial gelegene Margo interosseus fibulae, der zum Ansatz der Membrana interossea cruris dient. Das Pendant zur proximalen Extremitas bildet die distale Extremitas, diese besteht aus dem platten, großen Malleolus lateralis fibulae. Aus der anatomischen Topografie ergeben sich folgende artikuläre Beziehungen: Die Fibula ist mit der Tibia einerseits über ein proximales und andererseits über ein distales Gelenk verbunden. Das proximale Gelenk wird in der anatomischen Terminologie als Articulatio (Art.) tibiofibularis bezeichnet und das distale Gelenk als Syndesmosis tibiofibularis. Das Art. tibiofibularis ist eine Amphiarthrose und wird durch das Caput fibulae mit deren Facies articularis capitis und einer kleinen ovalen Gelenkfläche, am hinteren Unterrand des Condylus lateralis tibiae, der Facies articularis fibularis, gebildet. Die straffe Gelenkkapsel wird zusätzlich durch die Ligg. capitis fibulae anterius et posterius gesichert. Nach Angaben von Leutert (1975, S. 133) kommuniziert der Gelenkspalt in 20 % der Fälle über die Bursa des M. popliteus mit dem Art. genus. Als sogenanntes Kompensationsgelenk bewegt es sich über eine Spannung der Malleolengabel bei maximaler Vorwärtsbeugung im oberen Sprunggelenk. Wie sich aus dem Namen ableiten lässt, handelt es sich bei der distalen Verbindung um eine bandhafte, welche die Fibula und Tibia zur sogenannten Malleolengabel vereinigt. Stabilisiert wird diese durch die „Gabelbänder“ Ligg. tibiofibulare anterius et posterius. Weitere Bänder, welche die Fibula stabilisieren, sind die Ligg. talofibulare anterior et posterior sowie das Lig. calcaneofibulare. Die Syndesmosis tibiofibularis wird gebildet durch die Incisura fibularis auf der distalen lateralen Seite der Tibia. Als dritte Verbindung zwischen den beiden Unterschenkelknochen zählt die Membrana interossea cruris, ebenfalls eine Syndesmose, welche im distalen Bereich in die Syndesmosis tibiofibularis inseriert. Die Membrana dient dem Druckausgleich, verhindert die Abscherung und trennt Beuger und Strecker des Unterschenkels. Neben den Verbindungen zur Tibia ist der Malleolus lateralis fibulae zusätzlich über die Facies articularis malleoli lateralis mit dem Talus verbunden.

Dysfunktionsmuster
...

Dysfunktion 1: Fibula superior
...

Dysfunktion 2: Fibula inferior
...

Dysfunktion 3: Caput fibulae posterior
...

Dysfunktion 4: Caput fibulae anterior
...

Dysfunktion 5: Malleolus lateralis posterior
...

Dysfunktion 6: Malleolus lateralis anterior
...

Weitere Behandlungshinweise

Bei der Therapie der Fibula ist neben den gezeigten Techniken vor allem darauf zu achten, die inserierende Muskulatur und die Membrana interossea mit in die Behandlung einzubeziehen. Muskulär ist an den M. biceps femoris mit Caput longum et breve (Ansatz), den M. flexor hallucis longus (Ursprung an der Fibula), die Mm. tibialis anterior et posterior (Ursprung an der Membrana interossea cruris und Ursprung an der Fibula), den M. extensor hallucis longus (Ursprung an der Membrana interossea cruris), den M. extensor digitorum longus (Ursprung), den M. flexor hallucis longus (Ursprung Fibula und Membrana interossea cruris) sowie an die Mm. fibulares (personaei) (Ursprung an der Fibula), deren Sehnen im Sulcus malleolaris verlaufen, zu denken. Zudem sind aufgrund der anatomischen Nähe aus neuronaler Sicht u.a. der N. peronaeus (fibularis) communis, mit seinen Abzweigungen (N. cutaneus surae lateralis, N. peroneus profundus, N. peroneus suerficialis), der N. suralis, mit seinen verschiedenen Abzweigungen, mit in die Behandlung einzubeziehen. Aus angiologischer Sicht sind vor allem die arteriellen Abzweigungen der A. peronea sowie venös die Abzweigungen der V. saphena parva bedeutsam. Beachtenswerte ligamentäre Strukturen im Zusammenhang mit der Fibula sind im proximalen Bereich die Ligg. collaterale fibulare et popliteum arcuatum. Die wichtigen Strukturen im distalen Bereich wurden bereits oben genannt.

Ergänzt bzw. kombiniert werden kann die Behandlung der Fibula mit verschiedensten Therapiemethoden. In unserer Praxis hat sich neben dem elastischen Tapen auch der gezielte Einsatz von gymnastischen Übungen für die Anwendung zuhause bewährt.

Literaturverzeichnis:
Cloet, E., Ranson, G. & Schallier, F.: Praxis der Osteopathie. 2., überarb. Aufl. Hippokrates, Stuttgart, 1999
Frisch, H.: Programmisierte Untersuchung des Bewegungsapparates. 9., überarb. Aufl., Springer, Berlin, 2009
Frisch, H.: Programmierte Therapie am Bewegungsapparat. 2., überarb. Aufl., Springer, Berlin, 2012
Greenman, P.E.: Lehrbuch der Osteopathischen Medizin. 2., durchgesehene Aufl., Haug, Heidelberg, 2000
Kaltenborn, F. M.: Manuelle Mobilisation der Extremitätengelenke. 9., verbesserte Aufl., Osterkampf-Druck, Oberhausen, 1992
Leutert, G.: Systematische und funktionelle Anatomie des Menschen. 3., überarb. Aufl.,
Thieme, Leipzig, 1975
Liem, T. & Dobler, T.K.: Leitfaden Osteopathie. Parietale Techniken. Urban und Fischer, München, Jena, 2002
Tixa, S. & Ebenegger, B.: Angewandte Osteopathie. Band 1. Artikuläre Techniken der Extremitäten. Hippokrates, Stuttgart, 2004

Anschrift des Verfassers:
Matthias Engel, M.A.
Heilpraktiker und Sportwissenschaftler
Asbacherstr. 17c
98574 Schmalkalden

weiter ... (für Abonnenten der Naturheilpraxis)


Zum Inhaltsverzeichnis

Naturheilpraxis 5/2013