FACHFORUM

Autosprit aus Lebensmitteln

Josef Karl

Jetzt sind wir in eine Falle geraten. Den Berufsoptimisten, die nur ihr Ziel, Gewinn zu machen vor Augen haben, von der Industrie bezahlte Wissenschaftler, das ahnungslose Volk und die Intellektuellen, sie alle scheinen das ganze Ausmaß des Problems noch kaum zu überschauen. Stolz verkündet die „Deutsche Forschungsgemeinschaft“ (DFG) Förderung im Rahmen des Exzellenzklusters EXC 236, und da kann der Laie sich, wie oft wenn ernste und lächelnde Professoren ihre hoch subventionierte Forschung präsentieren, nicht viel vorstellen!


I.

Was will aber nun das Hochglanz-Magazin „Forschung“ (hing in den ICE-Zügen und riecht geradezu nach Industriewerbung) sagen? „Kommt ein wichtiger Teil des Energiemix der Zukunft vom Acker? Verfechter der Bioenergie, die zum Beispiel aus Raps, Mais, Zuckerrüben, Reis oder Holz gewonnen wird, werden das mit Blick auf Fortschritte in der Biomassen-Nutzung bejahen.“

Auf einem Farbfoto präsentiert ein Züchtungsforscher eineinhalb Dutzend Maiskolben: Er ist — so die Überschrift – auf der Suche nach der „Miss World Energiemais“. Die Kolben, „die neuen“, sind riesig! Da freut sich die Kunstdünger-Industrie!

Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten: Man kann mit ihm lachen über diesen Supererfolg oder weinen, wenn die folgende Kette des Unheils weitergedacht wird. Hierzu ein persönliches, einfaches Beispiel: Ein Onkel von mir mit kleiner Landwirtschaft auf schlechtem Lechfeldkiesboden will mit 85 Jahren noch nicht aufgeben. Jahrelang, so erzählt er mir, haben die Fachleute, die zu den Bauern auf die Dörfer kamen, ihnen zum ergiebigen Anbau von Futter (Silo) – Mais geraten. Das war früher in Bayern nicht üblich: Noch in meiner Kindheit nannte man den Mais „Türkenkorn“. Nach dem zweiten Weltkrieg kam er aus der Türkei, Ungarn und Italien dann zu uns. Soweit gut. Das „aber“ fehlt jedoch auch hier nicht: Nur mit vielen Säcken Kunstdünger kam es zum lohnenden Ertrag. Die Landwirte rechneten: Lohnt es sich überhaupt, Mais anzubauen bei den hohen Ausgaben für die Chemie? Mais laugt die Böden aus wie nichts anderes.
Fazit: Die Bauern haben wenig Gewinn, das Geld kassieren
die Konzerne.

II.

Die Idee, das Erdöl langsam zu ersetzen ist ein absolut positiver Gedanke. Wenn da nicht nur die selten zu Ende gedachten, wohl „vorhersehbaren“ Faktoren wären. Oder doch nicht vorhersehbar?

Von randständigen Pannen mit dem Super E 10 soll hier nicht die Rede sein, obwohl die Verwirrung, wer ihn tanken kann und wer nicht, ziemlich groß war. Aber dies lässt sich klären.

Eine neue Studie des Londoner Instituts für europäische Umweltpolitik (IEEP) meldet erhebliche Zweifel an der Umweltfreundlichkeit von alternativen Treibstoffen an. Agrosprit sei demnach „schädlicher für das Klima als die fossilen Energien, die er ersetzen soll“. Bis 2020 will Europa insgesamt 9,5 Prozent aller Kraftstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen gewinnen.

Doch nur ein kleiner Teil davon wird von heimischen Äckern kommen. Um den zusätzlichen Bedarf an Ölsaaten, Palmöl, Rohr- und Rübenzucker sowie Weizen zu decken, müssten laut der Studie weltweit bis zu 69.000 Quadtratkilometer Wald, Weiden und Feuchtgebiete als Ackerland kultiviert werden – eine Fläche mehr als zweimal so groß wie Belgien.
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Anschrift des Verfassers:
Josef Karl
Heilpraktiker
Alpenstr. 25
82377 Penzberg

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Naturheilpraxis 5/2013