FACHFORUM

Die Seele sprechen lassen und der Stimme des Herzens zuhören

Beate Koch

Moderne naturwissenschaftliche Verfahren der Medizin behandeln Krankheiten – weniger den Menschen, der krank ist. Die Ökonomie, die naturwissenschaftliche Grundhaltung und eine objektive Betrachtung von Krankheit und Therapie schließt eine persönliche Anteilnahme für das Schicksal des Menschen aus. Die Bezeichnung Psychosomatische Erkrankung wird von den meisten Menschen als Abwertung verstanden. Die Bezeichnung bedeutet, es gibt keinen messbaren Wert, der ihnen das Krankheitsgefühl erklärt und somit wird auch keine Behandlung gefunden. Was macht es uns so schwer, die psychische Situation mehr in den Vordergrund zu nehmen und zu erforschen?


Welcher seelische Schmerz drückt sich in den körperlichen Beschwerden aus? Woran leidet die Seele?

Neben den psychologischen Ansätzen bietet die neuste Traumaforschung Antworten auf diese Fragen. Insbesondere werden die Ursachen für Erkrankungen wie Depressionen, Burnout und psychosomatische Erkrankungen und unerklärliche Angstzustände als Folgen einer frühkindlichen Traumatisierung gesehen.

Darüber hinaus eröffnet die Transpersonale oder Mehrgenationalen Psychotraumatologie eine Sicht darauf, wie weitreichend das eigene Leben mit dem Schicksal der Eltern- und Großelterngeneration „verstrickt“ ist. Besonders die Erkenntnisse der frühen Abhängigkeit des Kindes von der elterlichen Fürsorge und die Folgen einer emotionalen Vernachlässigung, ermöglichen mehr Verständnis für die Probleme der Menschen. Die Ursache für den Mangel an Zuwendung wird in den unverarbeiteten Traumata der Eltern gesehen. In die Traumagefühle werden ihre Kinder hinein geboren und ohne ihr bewusstes Wissen leben sie diese Gefühle der Eltern und ihr eigenes Verlassensein, die Einsamkeit, Ängste, Selbstunsicherheit und Entwurzelung.


Die Liebe der Mutter suchen und sich in ihrem Leid verlieren –
sich halt- und schutzlos fühlen –
sich innerlich leer fühlen

Kindlichen Erfahrungen bilden die Grundlage der Persönlichkeitsentwicklung eines Menschen, prägen ihn und bestimmen unbewusst seine Entscheidungen und Überzeugungen. Viele Menschen leben im Bemühen, allen Anforderungen gerecht zu werden.
Perfektionismus oder übermäßiges Arbeiten mit dem Wunsch nach Anerkennung treibt sie an, mit einem ständigen, mehr oder weniger bewussten, Gefühl von Unzulänglichkeit. Verbreitet ist die Sucht nach Ablenkungen, Drogen oder Beziehungen, hinter denen unerkannt die Existenzangst und die tiefen Verlassenheitsgefühle verborgen sind.


Die Seele zerbricht und die Stimme des Herzens verstummt

Hinter jeder Sucht verbirgt sich die Suche nach Ruhe und Zufriedenheit, hinter jedem Schmerz der Wunsch nach Liebe und Zuwendung.

Trotz großer Anstrengungen fehlt vielen Menschen das Empfinden von innerer Sicherheit und Zufriedenheit – Einerseits kämpfen sie dafür und gleichzeitig ist es ein Kampf gegen die Existenzangst. In der Psyche und im Körper besteht so ein enormer Zwiespalt. Er verbraucht viel Energie, die irgendwann erschöpft ist. Der moderne Begriff dafür ist „ausgebrannt“ – und Krankheiten, Depressionen, Beziehungskrisen sind die Folge. Statistiken besagen, dass noch nie die Rate der psychischen Erkrankungen so hoch war. Hauptsächlich betroffen ist die Generation, die in den 50er und 60er Jahren geboren wurde. Die Zeit nach dem Krieg, die von emotionaler Betäubung, von Verdrängung der Gefühle und von Sprachlosigkeit geprägt war.

Kürzlich drückte ein Teilnehmer einer Fernsehdiskussion sein Unverständnis für Menschen mit Burnout aus und sagte:
„1946 wurde mehr gearbeitet als heute, ich habe Hochachtung vor der Leistung der Trümmerfrauen. Die hatten kein Burnout.“

Unter dem psychologischen Verständnis von Überlebensstrategien und dem Verdrängen von traumatischen Erlebnissen, war das ein typisches Verhalten.

Was geschieht in einer Therapie mit Aufstellungen?
...


*Literatur von Franz Ruppert:
- Trauma, Angst und Liebe – Unterwegs zu gesunder Eigenständigkeit und wie Aufstellungen dabei helfen. Kösel Verlag, München (2012)
- Symbiose und Autonomie – Symbiosetrauma und Liebe jenseits von Verstrickungen. Klett-Cotta Verlag, 3. Aufl., (2012)
- Trauma, Bindung und Familienstellen – Seelische Verletzungen verstehen und heilen. Klett-Cotta Verlag /J. G. Cotta’sche Buchhandlung Nachflg, 4. Auflage, (2010)
- Seelische Spaltung und innere Heilung – Traumatische Erfahrungen integrieren. Klett-Cotta Verlag, 3. Auflage, (2010)

Weitere Literatur:
- Bettina Alberti: Seelische Trümmer: Geboren in den 50er und 60er Jahren – Die Nachkriegsgeneration im Schatten des Kriegstraumas, Kösel Verlag (2010)
- Sabine Bode: Die vergessene Generation – Kriegskinder brechen ihr Schweigen, Piper Verlag 2. Aufl., (2009)
- Sabine Bode: Kriegsenkel – die Erben der vergessenen Generation, Klett-Cotta Verlag, (2009)

Anschrift der Verfasserin:
Beate Koch
Ganzheitliche Heilkunde
Reginenstr. 2a
45130 Essen
Tel: 0201 / 2 43 72 98
www.beate-koch.de

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Naturheilpraxis 5/2013