Augendiagnose

Konjunktival- und Episkleral-Gefäße

Ihre Bedeutung in der Prä-Diagnostik

Josef Karl

Josef Angerer hat in seiner Praxis die Konjunktival-Gefäße in seine Befunderhebung sehr häufig miteinbezogen. Aus dieser Beobachtung ist schließlich die mit zahlreichen Bildern siebenbändige „Ophtalmologische Phänomenologie“ entstanden. Vor allem sind es die Bände I/A und I/B, denen er den Titel „Die Bulbus-Bindehaut-Gefäße“ gab. Zuweilen taucht fälschlich in Aufsätzen und Vorträgen der Begriff „Skleral-Gefäße“ auf, der nicht ganz korrekt ist. Die Gefäße laufen im darunterliegenden Bindegewebe – zwischen diesem und der Sklera – eben Episklera.


I

Aus Josef Angerer: „Augendiagnostik als Gesichtsdiagnostik“ in Heft 12 – 1951/52 „Erfahrungsheilkunde“

„Schon bei einer 30-fachen Vergrößerung ist es möglich, kleine Gefäßstämme in ihrer Elastizität und Blutversorung zu beobachten. Gefäßwandspannung und Gefäßstruktur, Anlagerungen von Entzündungs- und Abbaustoffen, Einschnürungen und Ausleuchtungen und auch das Tempo der Fluktuation sind wunderbar zu sehen und geben die Möglichkeit, Rückschlüsse zu ziehen auf die Motorik des Herzens, auf Blutdruck und Blutbewegung und auf die Erregung bzw. Blockade der Innervation.

Sehr aufschlussreich ist auch die Beobachtung der Wechselberieselung, der wirksamen Austauschfläche der Kapillaren, des grossen Umschlaghafens des Stoffwechsels in den Haargefäßen, in denen in vielfacher Hinsicht eine Umkehr des Gefäßsystems stattfindet“

Angerer war 1951 der erste Heilpraktiker, der den Konjunktivalgefäßen Beachtung schenkte.

Wenn heute der etwas unverfängliche Begriff „Iridologie“ in unseren Kreisen statt „Augendiagnose“ verwendet wird, ist das sicher richtig und weniger angreifbar. J. Angerer wählte jedoch den alten Begriff „Augendiagnose“ bewusst, weil er die Umgebung der Iris (Adnexe) in die Beobachtung miteinbezog und dies bereits in seinem ersten Standardwerk „Augendiagnose“, erschienen 1953. Dies ist umso bemerkenswerter, als der andere nach dem zweiten Weltkrieg maßgebliche Iridologe (hier trifft das Wort zu!) Josef Deck sich eben nur mit der Iris in Wort und Schrift befasst hat.

II

Sicher hat es mit den Gefäßen seine besondere Bewandtnis. Sie sind nur mit der nötigen Vorsicht und viel Erfahrung auf den allgemeinen Gefäßstatus des Körpers zu übertragen. Keineswegs bieten sie beispiels- weise bei Hypertonie und Diabetes die Genauigkeit der Augenhintergrund-
Gefäße.

Angerer spricht sich im Vorwort zu Band I/A (Seite 11) darüber aus:
„Ich musste einmal diese grundsätzlichen Ausführungen machen, weil sie als Semiotik in eine andere Kategorie der Wissenschaften gehören als Mathematik und Philologie, weil die Darstellung und Vorführung von aus der Empirie gewonnenen

III

Erster Fall: Ein 55jähriger Mann berichtete wiederholt von gelegentlichen Herzschmerzen. Er war ärztlich untersucht, bekam als Rezeptur Crataegutt 450 und Spartiol (Besenginster) von mir. Sein Zustand besserte sich zunächst. Bei der Betrachtung der Konjunktival-Gefäße stellte sich folgendes Bild heraus, unübersehbar (Abb. 1).

IV

Literaturverzeichnis

  1. Angerer, J.: Ophtalmotrope Phänomenologie B.d. I und II; Marczell – Verlag München 1973. ISBN 3 – 88015 – 045 – 1. (Vergriffen)
  2. Schöffler, H. H. (Hrsg.): Myokardinfarkt – das rheologische Konzept in Theorie und Praxis; Gentner–Verlag Stuttgart 1980. ISBN 3 – 87247 – 269 – 0
  3. Intersan–Forschung: Behandlung rheologisch bedingter Störungen der Mikrozirkulation; Intersan, Ettlingen 1990. ISBN 3 – 920615 – 11 – 5

Anschrift des Verfassers:
Josef Karl
Heilpraktiker
Alpenstraße 25

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Naturheilpraxis 5/2013