Akupunktur/TCM

Individuelle Behandlung von Patienten auf der Grundlage von Qin Bo-Weis-Methoden

Jason Blalack, Übersetzung Heidi Erickson

Hat Sie der Unterschied zwischen den Krankheitsbehandlungen vieler erfahrener Ärzte der chinesischen Medizin und den Behandlungen nach Methoden unserer modernen Lehrbücher auch schon einmal beeindruckt? Mich hat dieser Unterschied immer fasziniert und bei genauer Betrachtung fällt auf, dass er in der Regel ein direktes Ergebnis der Fähigkeiten von Meistern chinesischer Medizin ist, eine Krankheit in ihrer individuellen Erscheinungsform zu behandeln mit ihren zugrundeliegenden spezifischen Ursachen. Danach zu streben ist das erklärte Ziel der meisten Mediziner und ob wir es erreichen oder nicht hängt meist von unserem Verhältnis zu den verschiedenen Aspekten der Diagnostik und Behandlung ab. Um die Ursache einer Erkrankung nicht aus dem Auge zu verlieren, ist es ratsam, sich auf die Behandlungsmethode zu konzentrieren. Im Gegensatz dazu führt uns die Konzentration auf Hauptbeschwerden oder westliche Krankheiten oft weg von der Pathodynamik und der Wurzel der Erkrankung.


Behandlungsmethoden

Jede Arznei oder Kräuterrezeptur verwendet Behandlungsmethoden, um die Wirkung des Mittels im Körper zu erklären. Dazu gehören zum Beispiel stagnierendes Qi bewegen, Qi klären, eindämmen und lindern übermäßiger Hitze, oder zerstreuen und ausleiten eingeschlossener Hitze. Tatsächlich tragen viele der meist verwendeten Rezepturen die Behandlungsmethode im Namen. Beispiele sind die Pille „kläre das Qi und transformiere Schleim“ (qing qi hua tan wan) oder das Dekokt „tonisiere die Mitte um das Qi anzureichern“ (bu zhong yi qi tang).

Bedauerlicherweise stehen die Methoden und ihre tiefere Bedeutung oft im Schatten unserer Kräuterstudien und sind zu einer bloßen Randbemerkung in Diagnostik und Behandlung geworden. Heutzutage durchläuft ein Arzt üblicherweise folgenden Prozess: Zuerst wird die Krankheit benannt (wir diagnostizieren zum Beispiel Asthma oder rheumatoide Arthritis), dann werden die passenden Muster festgestellt und schließlich die zugehörige Rezeptur erstellt. Hinter diesem Ablauf steht ein relativ bequemer, linearer Denkprozess. Dieser Prozess positioniert die „Krankheit“ oder das „Muster“ innerhalb einer Hierarchie. Bei diesem Ansatz wird die jeweilige Behandlungsmethode von der Diagnose (Krankheit und Muster) abgeleitet, um eine Rezeptur zu erstellen. Da jedoch unsere Lehrbücher bereits die Rezeptur mit dem Muster in Zusammenhang stellen, besteht wenig Anlass, die Behandlungsmethode selbst zu überdenken.

Dennoch liefert dieses Verfahren wichtige Informationen für eine individuelle Behandlung von Fällen. Aus diesem Grund ordnen viele berühmte Ärzte ihre Materialien nach Behandlungsmethode, nicht nach Krankheit. Dazu gehören die Qing-Dynastie-Ärzte Wang Xu-Gao und Ding Gan-Ren, sowie zeitgenössische Ärzte wie Qin Bo-Wei und Zhao Shao-Qin. Bei genauer Betrachtung könnte man sogar sagen, dass einige der größten Ärzte in der Vergangenheit, wie zum Beispiel Ye Tian-Shi, ihre Rezepturen von der Behandlungsmethode ableiteten, wobei sie sich auf das Individuum konzentrierten und erst in zweiter Linie auf die Krankheit.

Qin Bo-Wei-System

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Wer war Qin Bo-Wei?

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1 Scheid, V., Bensky, D., Ellis, A., & Barolet, R. (2009). Chinese Herbal Medicine: Formulas & Strategies (2 ed.). Eastland Press.
2 Blalack, J. (2012). An Everyday Warm Disease Formula: Ascending and Descending Powder (Sheng Jiang San). Journal of Chinese Medicine, 98, 18-23.

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Naturheilpraxis 4/2013