RUBRIKEN

Besonderheiten der Arzneimitteltherapie

Wirksamkeit und Nebenwirkungen

Josef Karl

„Nicht nach dem Wind von gestern muss die Arznei sich richten, sondern nach dem Wind von heute.“
Paracelsus

I.

Grundsätzlich stellt das Bundesamt für Arzneimittel und Medizinalprodukte (BfArM) für jedes Arzneimittel wissenschaftliches Erkenntnismaterial zu

durch Monographien zusammen. Diese Kriterien werden seit Jahrzehnten von verschiedenen Kommissionen erarbeitet und veröffentlicht. Inzwischen liegen über die meisten chemischen und pflanzlichen Stoffe diese Monographien vor, sowohl positive als auch negative Bewertungen. Die nationalen Ergebnisse werden in die Europäischen Arzneibücher (Pharmakopoen) übernommen und schließlich in die Listen der WHO (Weltgesundheitsorganisation) eingetragen. Eine Vereinheitlichung wird also auch hier – wie in vielen Bereichen bereits in der EU (Europäische Union) – angestrebt.

Soweit sei der „amtliche Rahmen“ angedeutet.

II.

Mein Anliegen jedoch ist ein anderes und bezieht sich in unsystematischer Weise auf praktische Erfahrungen. Fange ich mit einem Beispiel an.

  1. Arzneimittel müssen rechtzeitig gegeben werden – der richtige Zeitpunkt darf nicht verpasst werden.

  2. Das passende Mittel muss gewählt sein. (Beispiele: Magen übersäuert, dann keine Pfefferminzöle, wohl aber Kamillentinktur, auch Süßholz, bei Untersäuerung Bitterstoffe. Bei Leberstörungen Mariendistel und nur sekundär ein Gallemittel wie Curcuma oder Löwenzahn, die keine direkten Lebermittel sind). Nicht anders ist es auch bei chemischen Medikamenten: Paracetamol ist bei Kopf- und Zahnschmerzen geeignet und bei leichtem Fieber. Ibuprofen bei rheumatischen Schmerzen, Rückenschmerzen, wo auch das verschreibungspflichtige Diclofenac ärztlicherseits eingesetzt wird. Aspirin 500 wirkt in beiden Fällen, ist aber magenproblematisch. Bei Schmerzen der Hohlorgane (Magen-Darm, Blase, auch Nieren etc.) braucht man Alkaloide wie z.B. Belladonna-Alkaloide, Atropin, Scopolamin, Hyoscyamin, Scopolamin, Hyoscyamin bzw. passende Phyto- und Homöopathika.

  3. Eine genügende Menge muss gegeben werden. Unterdosierung ist z.B. bei Phytotherapeutika an der Tagesordnung (Beispiel: von Baldrian 1 Essl. statt 20 Tropfen; von Weißdorn die vorgeschriebene Wirkstoffmenge). Unterdosierung kann wirkungslos sein! Keine Verwechslung von Phytotherapie und Homöopathie! 30 Tropfen Solidagotinktur und Solidago D2 sind ein Unterschied von 1:100.

  4. Die Arzneigaben müssen oft genug erfolgen. Bei vielen Medikamenten ist früh und abends nicht ausreichend. Häufig auch 3x täglich nicht, vielmehr wenn akut, je nach Medikament, 1/2- bis 1-stündlich oder 2-stündlich und vor allem vor dem Schlafen noch einmal, damit der Körper seinen Wirkstoffspiegel nicht allzu sehr verliert. (Entscheidend auch bei Antibiotika)

  5. Arzneimittel müssen zur günstigsten Zeit gegeben werden, (beispielsweise wissen wir, dass eine Cortisongabe am besten morgens wirkt, nichtsteroidale Rheumamittel vor allem für die Nacht gegeben werden sollen, z.B. Diclofenac). Aber auch pflanzliche Mittel sind je nachdem eine gewisse Zeit vor dem Essen, andere nach dem Essen einzunehmen. Systemisch wirkende Enzyme sollen außerhalb der Mahlzeit gegeben werden z.B. Wobenzym.

  6. Ein zu frühes Absetzen bzw. eine Unterbrechung kann den Therapieerfolg zunichte machen. Gerade in diesem Punkt werden viele Fehler gemacht. Entweder es wird eine zu kleine Menge verordnet, obwohl sie vielleicht für 14 Tage ausreichen sollte oder es wird zu viel verordnet, so dass nicht selten die Hälfte der Arznei im Müll landet. Auch wenn es zeitaufwendig ist, soll mit dem Patienten ein lückenloses Einnehmen besprochen werden.

...

Literaturverzeichnis:
Bürger, M.: „Alter und Krankheit“; VEB Georg Thieme, 2. Aufl., Leipzig 1954
Karl, J.: „Therapiekonzepte für die Naturheilpraxis“; Pflaum–Verlag, München 1995 (vergriffen)

Weitere Quellen:
Ratschow, Prof.: Diverse Aufsätze

Anschrift des Verfassers:
Josef Karl
Alpenstr. 25
82377 Penzberg

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Naturheilpraxis 4/2013