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90 Jahre JSO-Arzneimittel

Jubiläum

Das Jahr 1923 bedeutet für die Firma ISO-Arzneimittel nicht nur das Jahr ihrer Gründung durch den Inhaber der Regensburger Engel-Apotheke, Johannes Sonntag. Denn gleichzeitig wurde hiermit auch die Voraussetzung für eine erweiterte Herstellung von Präparaten geschaffen, die noch heute –also 90 Jahre später – in der Zusammensetzung weitgehend unverändert in der Therapie eingesetzt werden.

Seit er die Engel-Apotheke im Jahr 1891 übernahm, beschäftigte sich der Apotheker Johannes Sonntag aus naturwissenschaftlichem Interesse mit der Botanik und der Homöopathie. Sein Anliegen war die Weiterentwicklung der Naturheilkunde. Das zeigt u.a. die Entwicklung der JSO Bicomplexe, die erstmals im Jahr der Firmengründung in den Vertrieb aufgenommen wurden.

Von besonderem Interesse waren für Johannes Sonntag die sog. elektrohomöopathischen Mittel, die er bereits bei der Übernahme der Apotheke vorfand. Die Charakterisierung „elektrohomöopathisch“ sollte auf die rasche Wirkung der Mittel verweisen. Ihr Erfinder war Graf Cesare Mattei, der im 19. Jahrhundert auf einer Burg bei Bologna residierte. Vor allem war er ein Therapeut von internationalem Ruf. Die Mattei-Mittel wurden nach ganz Europa versandt. Für Deutschland besaß die Engel-Apotheke die Vertriebsrechte. Als aufgrund des 1. Weltkriegs die Lieferungen aus Italien ausblieben, begann die Herstellung von Arzneimitteln in Regensburg durch die Engel-Apotheke. Von Mattei wurde die Art der Herstellung weitestgehend übernommen. Es entstand die JSO-Komplex-Heilweise (JKH). Schon bald platzte die Engel-Apotheke aus allen Nähten. Und auch das zugekaufte Nachbarhaus bot schnell nicht mehr den nötigen Raum für die Herstellung. Ein Meilenstein in der Firmengeschichte war daher 1926 der Bezug eines neuerbauten Firmengebäudes in der Hemauerstraße in Regensburg.

Große Unterstützung fand Johannes Sonntag beim Naturheilkundigen Theodor Krauß. Krauß hatte mit vielen Vortragsreisen die Mattei-Mittel im ganzen deutschsprachigen Raum bekannt gemacht. Er stand auch im persönlichen Kontakt mit Mattei. Theodor Krauß nennt in dem Buch „Grundgesetze der JSO-Komplex-Heilweise“ neben Mattei Paracelsus und Hahnemann als geistige Väter der JKH.

Für die JSO-Komplex-Heilweise werden ausschließlich Pflanzen als Ausgangsstoffe verwendet. Das spagirische Herstellverfahren nach Krauß ist im Homöopathischen Arzneibuch dokumentiert, die Pflanzenauszüge haben die Zusatzbezeichnung „spag. Krauß“. Er selbst bezeichnete das Verfahren als Kohobation, „ein Anreicherungsverfahren, bei dem die lebendigen Kräfte der Pflanze in den gewonnenen Essenzen erhalten bleiben“.

Die Zusammensetzung der Komplexmittel der JSO-Komplex-Heilweise erfolgt „in Anlehnung an die einzelnen Zweck-und Arbeitsgruppen von verwandten Organen und Geweben innerhalb des Gesamtorganismus.“(Krauß).

Die Komplexmittel werden wie bei Mattei in Mittelreihen strukturiert (Stoffwechselmittel, Gewebemittel, Fieber-und Nervenmittel). Dies zeigt auf, welche Ansätze eine naturheilkundliche Arzneimitteltherapie verfolgt und welche Möglichkeiten damit gegeben sind. Im Verlauf der frühen Jahre wurden aus häufig verwendeten, bewährten Kombinationen spezielle Komplexe entwickelt. Auch die Spezialitäten wie etwa Jsostoma® S, Jsoskleran® und die Pesendorfer-Salbe® JSO entstanden auf diese Weise, oft aufgrund von Anregungen von Therapeuten wie die Schünemann´schen Augentropfen, heute JSO-Augentropfen C.

Betrachtet man die naturheilkundliche Charakteristik der Arzneimittel von JSO verwundert es nicht, dass es vorwiegend Heilpraktikerinnen und Heilpraktiker sind, die über die vergangenen Jahrzehnte diese Mittel eingesetzt haben und weiterhin einsetzen. JSO-Arzneimittel arbeitet kontinuierlich und eng mit den Heilpraktikern zusammen. Vor allem im Rahmen von Fortbildungsveranstaltungen und in der Therapieberatung begegnen sich heute Firma und Therapeuten, um über den aktuellen Einsatz der Arzneimittel zu sprechen.

Von Seiten des Gesetzgebers und der Zulassungsbehörden wurden in den letzten drei Jahrzehnten – und werden weiterhin – einige Hürden für naturheilkundliche Arzneimittel aufgebaut. Hier muss zuerst die sog. „Nachzulassung“ genannt werden.

Auch dieses Feld erfordert ein besonderes persönliches und auch finanzielles Engagement, um diese besonderen Systeme in die Zukunft zu tragen.
JSO-Arzneimittel konnte den erheblichen Aufwand nur „stemmen“ aufgrund der Zugehörigkeit zur Firmengruppe Dr. Willmar Schwabe, Karlsruhe. Nach dem Erwerb von JSO im Jahr 1987 erfolgte die Verlegung des Firmensitzes 1993 von Regensburg nach Ettlingen in die Nähe zur Muttergesellschaft.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der JSO arbeiten zielstrebig daran, den einzigartigen Arzneischatz mit seinen therapeutischen Möglichkeiten in der Heilpraktikerschaft weiter zu verankern. Getragen wird dieses Engagement von der Überzeugung, dass die Anwendung der in der abendländischen Tradition stehenden Arzneimittel in der heutigen Zeit und auch in der Zukunft Sinn macht. Im Vordergrund steht dabei der für Therapeut, Patient und die Gesellschaft nachvollziehbare Nutzen.

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Naturheilpraxis 4/2013