Ernährung/Nahrungsergänzung

Unser täglich Brot gib uns heute

Die ernährungsphysiologische Bedeutung alter Weizenarten

Claudia Ritter

Brot und Backwaren gibt es heute fast an jeder Straßenecke für den Preis eines „Apfels und Ei’s“ zu finden. Neben einer ständig wachsenden Zahl an Bäckereiketten und Billiganbietern geht ein anderer Trend hin zu vollwertigen und ernährungsphysiologisch hochwertigen Spezialitäten aus der „guten alten Zeit“, die nach traditionellen Verfahren und Rezepturen hergestellt werden. Für die naturheilkundliche Praxis ist die Rückbesinnung auf alte Getreidearten von großer Bedeutung, da ernährungsbedingte Zivilisationskrankheiten und Getreideunverträglichkeiten bis hin zu Allergien deutlich zunehmen.


Geschichte und Mythos

Ausgehend vom „fruchtbaren Halbmond“ (einer halbmondförmigen Region im Mittelmeergebiet, die vom heutigen Jordanien über Syrien, die Türkei und dem Iran/Irak reicht), läuteten vor etwa 10.000 Jahren die Urweizenart Einkorn und etwa 1.000 Jahre später auch Emmer allmählich das Seßhaftwerden der Menschheit ein. Vermutlich wurde Getreide schon vor dieser Zeit mit einfachen Feuerstein-Sicheln geerntet und mit Mörsern und Mahlsteinen bearbeitet und war Bestandteil der Ernährung. Durch archäologische Funde ist die systematische Kultivierung von Einkorn (Triticum monococcum) und Emmer (Triticum dicoccum) im Gebiet des Euphrat und Tigris seit etwa 10.000 – 8.000 Jahren belegt. Alle früheren Hochkulturen bauten als wichtigstes Grundnahrungsmittel Getreide an. Um etwa 5000 vor der christlichen Zeitrechnung war vor allem Emmer die wichtigste Getreideart in unseren Breiten. Mehrere klimatische Veränderungen und das Auftreten ertragreicherer Getreidesorten, wie Gerste, Dinkel, Hafer, Hirse und Roggen, verdrängten den Einkorn- und Emmeranbau bereits ab der Broncezeit.

Die ältesten Dinkelfunde sind deutlich jünger als die Einkorn- und Emmerfunde und stammen aus steinzeitlichen Siedlungen des 6. und 5. vorchristlichen Jahrtausends im Gebiet des Kaukasus. Getreidekörner verfügen nicht nur über einen hohen Sättigungs- und Nährwert, sondern lassen sich zudem mehrere Monate gut lagern und bieten so einen zuverlässigen Nahrungsvorrat. Damit war die Basis geschaffen, dass sich Gruppen von Menschen mit festen Bauwerken dauerhaft niederließen und um eine stetig wachsende Bevölkerung zu ernähren.

Dinkel (Triticum spelta) oder das „Korn der Alemannen“ erreichte in Europa seine größte Verbreitung in der Zeit um 800 v. Chr. Im Mittelalter war vor allem die Ordensfrau Hildegard von Bingen voll des Lobes über das nahrhafte Getreide. Sie schrieb dazu in ihrer „Physica“:

„Der Dinkel ist das beste Getreide und er ist warm und fett und kräftig und er ist milder als andere Getreidearten und er bereitet dem, der ihn isst, rechtes Fleisch und rechtes Blut und er macht frohen Sinn und Freude im Gemüt des Menschen... Und wenn einer so krank ist, dass er vor Krankheit nicht essen kann, dann nimm die ganzen Körner des Dinkels und koche sie in Wasser unter Beigabe von Fett und Eidotter, und gib das dem Kranken zu essen und es heilt ihn innerlich wie eine gute und gesunde Salbe“.

Immer blieb jedoch bei unseren Vorfahren die Sorge, ob die Saat Ähren tragen wird und die Ernte gelingt. Die Hilfe göttlicher Mächte, die für Sonnenschein oder Regenwetter sorgen, waren unerlässlich. Getreide und Brot war lange Zeit Symbol für Fruchtbarkeit, Reichtum und eine Gabe Gottes. Die Griechen verehrten Demeter, die Göttin des Ackerbaus und der Fruchtbarkeit. Analog dazu hieß diese bei den Römern Ceres. Und selbst in der christlichen Mythologie spielt Getreide eine große Rolle. „Unser täglich Brot gib uns heute“. Das Zitat aus dem Vaterunser ist das bekannteste Gebet des Christentums und das einzige, das laut Aussage des Neuen Testaments Jesus von Nazareth selbst seine Jünger zu beten gelehrt hat.

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Unverträglichkeit und Allergien gegen Weizenprodukte

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Fazit

Neben einer Bereicherung des Speiseplans, der Rückbesinnung auf alte und bewährte Getreidearten im Rahmen der Artenvielfalt und der Resistenz gegenüber Getreidekrankheiten und Schädlingen können die alten Weizenarten Einkorn, Emmer und Dinkel mit einer hohen Mineralstoff- und Nährstoffdichte sowohl ernährungsphysiologisch als auch im Hinblick der zunehmende Zahl der Unverträglichkeiten von Getreideprodukten eine wertvolle Alternative zu Weizenprodukten bilden.

Literatur
Berweger Theres: Dinkel gesund und lecker, Genehmigte Lizenzausgabe für die Allpart Media GmbH, 2011
Beuchert Marianne: Symbolik der Pflanzen, Insel Verlag Frankfurt am Main und Leipzig, 2004
Breuer Frank, Login Friedrich: Alte Weizenarten. Ein Comeback fast vergessener Kulturpflanzen, Backwaren aktuell, Ausgabe 3 / November 2011, 9-13
Herold Gerd: Innere Medizin. Eine vorlesungsorientierte Darstellung, Gerd Herold, Köln, 2005
Hildegard von Bingen: Heilkraft der Natur „Physica“, Christiana-Verlag, Stein am Rhein, 2009
Kling Christoph I., Breuer Jörn, Münzing Klaus: Eignung alter Weizenkulturen für heutige Anforderungen, Getreidetechnologie 60 (2006), 55-60
Miedaner Thomas, Login Friedrich: Unterschätzte Getreidearten. Einkorn, Emmer, Dinkel & Co., Agrimedia Verlag, 2012
Schmiedel Volker, Leitzmann Claus, Lützner Hellmut, Heine Hartmut: Ernährungsmedizin in der Naturheilkunde, Urban & Fischer, München und Jena, 2001

Anschrift der Verfasserin
Claudia Ritter
Heilpraktikerin
Im Obstgarten 12b
92637 Weiden
Tel.: (09 61) 4 16 05 77

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Naturheilpraxis 4/2013