Knochensystem

Helfer im Kampf gegen die „stille Epidemie“

Martina Schneider

Neuere Analyseverfahren und Forschungsergebnisse zu speziellen Heilpflanzen können (künftigen) Patienten weiterhelfen: Der Verlauf einer Osteoporose-Erkrankung lässt sich inzwischen günstiger beeinflussen als vor einigen Jahren. Ebenso kann durch bessere Möglichkeiten zur Prophylaxe das Risiko zu erkranken deutlich reduziert werden.


Als stille Epidemie wird sie inzwischen bezeichnet: die Osteoporose. Experten schätzen, dass weltweit etwa 200 Millionen Frauen und Männer von der Krankheit betroffen sind, die mit dem Abbau von Knochensubstanz einhergeht, mit Störungen der Architektur des Knochenbälkchens, Festigkeitsverlust und erhöhter Bruchgefahr. In Deutschland leiden an die 25 Prozent der mehr als 50-Jährigen an der Knochenerkrankung, dies sind etwa 7,8 Millionen Menschen.

2005: Britische Forscher entdecken Möglichkeiten, um die Erkrankung frühzeitig zu erkennen. Fingernägel eignen sich offenbar gut für einen einfachen und kostengünstigen Osteoporose-Schnelltest – Wissenschaftler der Universität Limerick sind der Beobachtung eines Arztes nachgegangen, dass Osteoporose-Patienten oft weiche Fingernägel haben. Dr. Mark Towler und seine Kollegen analysieren bei erkrankten und gesunden Probanden Knochen und Fingernägel molekular. Das Ergebnis veröffentlicht BBC online: Sowohl in Knochen als auch in Fingernägeln der erkrankten Testpersonen finden sich weniger Disulfidbrücken. Diese Brücken verbinden Keratin- oder Kollagenfasern miteinander und sind so für die Härte des Materials bedeutsam. Mark Towler: „Die Ergebnisse haben sich anschließend in Studien mit Knochendichtemessungen bei 200 Probanden bestätigt.“
2010: Das Analyseverfahren, das Kieler Meeresforscher entwickelt haben, dient eigentlich der Rekonstruktion der Geschichte der Ozeane – und nun auch dem Menschen als nicht-invasive Früherkennungsmethode. Ausgangspunkt sind Isotopenmessungen verschiedener Elemente, dabei werden Proben aus den Sedimenten der Ozeane in Massenspektrometern untersucht. Das Verhältnis verschiedener stabiler Metallisotope ist ein wichtiger Indikator für Klimaparameter. Unter anderem wird Calcium untersucht, das im menschlichen Körper für die Knochenstabilität entscheidend ist. Die Isotopenverhältnisse des Minerals können genau gemessen werden und lassen Rückschlüsse auf Störungen des menschlichen Calciumkreislaufes zu, wie sie zum Beispiel von einer Demineralisation der Knochen verursacht werden. Auf einen Mangelzustand oder Abbauprozess weist das Ausscheiden „schwerer“ Calcium-Isotope hin, auf einen Wachstumsprozess hingegen das Ausscheiden „leichter“ Calcium-Isotope. Hierfür muss nur der menschliche Urin auf diese Parameter hin untersucht werden, ohne dass ein körperlicher Eingriff in Knochen oder Blut notwendig ist. „Erste Pilotversuche sind vielversprechend abgelaufen und müssen in einer groß angelegten klinischen Studie fortgesetzt werden“, sagen die Kieler Forscher.1 Deren Ergebnis bleibt noch abzuwarten.

Nicht nur mit Bewegung, möglichst täglich und tagsüber an frischer Luft, lässt sich Osteoporose begegnen, sondern auch spezielle Ernährung und (Gewürz-)Heilpflanzen helfen Patienten weiter. Zur Vorbeugung sind sie natürlich auch geeignet.

Viel Calcium ist enthalten in Milchprodukten, besonders Hartkäse, in Fisch, manchem Gemüse wie Grünkohl, Brokkoli, Fenchel und Rauke. Ein Naturjoghurt wird nur in geringem Maße zu Säuren abgebaut. Wird er angereichert mit Gartenkräutern wie Dill und Petersilie, die eine hohe Calciumdichte haben, eignet er sich für Zwischenmahlzeiten. Auch Wildkräuter wie Brennnessel, Löwenzahn, Schafgarbe, Labkraut oder Giersch führen das Mineral zu, vor allem in Verbindung mit Zitronensaft und Sesamkörnern.

Vitamin D fördert die Calciumaufnahme. Vitamin D ist ein Sammelbegriff für mehrere Verbindungen, zwei sind für den Menschen besonders wichtig: Vitamin D2 und Vitamin D3, die im Organismus hormonelle Wirkung zeigen. Bei Bewegung im Tageslicht bildet die Haut Vitamin D in einer Menge, die den Bedarf des Körpers deckt. Zumindest im Sommerhalbjahr. Im Winterhalbjahr empfiehlt es sich, neben täglichen Spaziergängen (mindestens 30 Minuten) vermehrt Fischgerichte, Eigelb und Butter zu essen.

Im British Medical Journal ist vor zwei Jahren eine Metaanalyse zum Nutzen von Vitamin D und Calcium erschienen. Forscher des Department of Internal Medicine and Endocrinology, Kopenhagen, haben die Daten von 68.500 Patienten aus sieben großen Vitamin D-Frakturrisiko-Studien in USA and Europa analysiert. Bekannt ist, dass die Verwendung von Vitamin D zur Verhinderung von Frakturen gerade bei älteren Menschen sinnvoll ist. Doch welche Dosis von Vitamin D für die Prävention von Frakturen erforderlich ist, war unklar, und ob die tägliche Ergänzung von Calcium erforderlich ist. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass Vitamin D allein in Dosen in Höhe von 10 bis 20 mg/Tag nicht wirksam ist. Zur Frakturprävention sei die gleichzeitige Verabreichung von 1000 mg Calcium/Tag erforderlich.2

Ein Mangel an Vitamin D führt zu einer geringeren Aufnahme von Calcium aus dem Darm. Bei 80 Prozent der europäischen Altenheimbewohner wurde eine unzureichende Vitamin-D-Versorgung beobachtet. Ursache hierfür ist die geringe Zufuhr durch die Nahrung, die altersbedingte gestörte Umwandlung in die aktive Hormonform und mangelnde Bewegung im Freien. Auch eine hohe Phosphatzufuhr verschlechtert die Calciumresorption.

Rezepturen und Rezept:

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Für Köche und Genießer:

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1 Heuser A, Eisenhauer A. Bone 2009, DOI: 10.1016/j.bone.2009.11.037
2 British Medical Journal, published 12 January 2010, doi:10.1136/bmj.b5463 BMJ 2010;340:b5463
3 vgl. American Journal of Clinical Nutrition, November-Ausgabe 2006: Täglicher Colakonsum vermindert deutlich die Knochendichte an der Hüfte, was das Risiko eines Oberschenkelhalsbruches erhöht. Warum die Knochendichte nur an der Hüfte abnahm und nicht an der Wirbelsäule, nur bei Frauen und nicht bei Männern, das konnten die Forscher allerdings bisher nicht klären.
4 British Journal of Nutrition, online 31. Mai 2012
5 Dr. Janet Funk, University of Arizona online 3. März 2011 (http://www.arizona.edu/features)
6 Rezept aus: Claude Merlin/Oskar Marti: Kochen für Knochen, Verlag Hans Huber, Bern 2005

Anschrift der Verfasserin
Martina Schneider
Heilpraktikerin & Wingwave-Coach
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53505 Kreuzberg/Ahr
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Naturheilpraxis 3/2013