Knochensystem

Was Knochen schwach und brüchig macht

Ernst-Albert Meyer

Im späten Mittelalter galt der bei älteren Frauen durch eine Osteoporose verursachte Buckel als sicherer Hinweis auf eine Hexe. Und viele dieser Frauen mussten nach Anklage durch die Inquisition als Hexen „brennen“! Heute ist die Osteoporose mit ihren Folgen eine Volkskrankheit, bedingt durch den hohen Anteil älterer Menschen an der Bevölkerung, eine ungesunde Ernährung und Lebensweise sowie durch die Nebenwirkungen bestimmter Arzneimittel.


Knochen sind kein totes Gewebe. Im Gegenteil! Unsere Knochen stellen ein sehr lebendiges Gewebe dar, das ständigen Umbauprozessen (Remodeling) unterliegt. Mit dem Remodeling der Knochen reagiert der Körper auf veränderte statische und mechanische Situationen und kann sich so auf veränderte körperliche Belastungen einstellen. Die Festigkeit und Belastbarkeit der Knochen resultiert aus Ablagerungen von Calcium-Ionen und Phosphat in Form von Hydroxyapatit. Knochen bestehen somit aus anorganischem Hydroxyapatit und einem Gerüst aus Proteinen, der Knochenmatrix (Knochenkittsubstanz) bzw. dem Osteoid, der noch unverkalkten Knochengrundsubstanz. Während in jungen Jahren der Knochenaufbau überwiegt, setzt ab dem 35. bis 40. Lebensjahr der Knochenabbau ein. Am Knochenauf- und –abbau beteiligt sind besondere Zellen, die Osteoblasten und die Osteoklasten. Während die Osteoblasten den Knochenaufbau bewerkstelligen, sind die Osteoklasten für den Abbau der mineralisierten Knochenmatrix verantwortlich. Ein häufiges Problem liegt vor, wenn der Abbau überwiegt. Kommt es zum massiven Verlust von Knochenmasse, entsteht das Krankheitsbild der Osteoporose mit ihren Folgen. Um einer Osteoporose im Alter vorzubeugen, ist es wichtig, in Kindheit und Jugend eine maximale Knochenmasse zu erreichen. Denn 90 Prozent der maximalen Knochenmasse werden bis zum 20. Lebensjahr aufgebaut. Voraussetzung dafür ist eine calciumreiche Ernährung in Form von Milch und Milchprodukten. Obwohl Milch heute bei Kindern und Jugendlichen „out“ ist und statt dessen süße Limonaden mit viel Phosphat und wenig Calcium „in“ sind, sollten Eltern auf einen regelmäßigen Milch-, Joghurt- oder Quarkverzehr bei ihren Schützlingen achten! Denn ein Liter Milch enthält schon 1 g Calcium. Andere calciumreiche Lebensmitteln sind Brokkoli, Fenchel, Grünkohl, Nüsse, Samen und Mineralwässer.

Formen der Osteoporose

Die Abnahme der Knochenmasse mit Verschlechterung der Mikroarchitektur der Knochen wird Osteoporose (Knochenschwund) genannt. Ein erhöhtes Risiko für osteoporotische Knochenbrüche haben generell Frauen ab 70 Jahre und Männer ab 80 Jahre (senile Osteoporose). Hier können die Knochen selbst bei minimalen Traumen brechen. Vor allem Wirbel-, Oberschenkelhals- und Unterarmfrakturen treten hier auf. Ursache hierfür ist meist eine Unterversorgung mit Calcium und Vitamin D3 im Alter. Doch auch jüngere Menschen sind gefährdet, wie z.B. Frauen in der Postmenopause. Während sich die senile Osteoporose langsam und stetig entwickelt, kommt es nach Ausfall der Estrogene in der Menopause zu einer raschen Abnahme von Knochensubstanz. In der Postmenopause verlieren Frauen jährlich 2 bis 3 Prozent ihrer Knochenmasse, so dass sich eine schnell manifeste Osteoporose mit Schmerzen und Knochenbrüchen entwickeln kann. Andere Faktoren wie mangelnde Bewegung und eine zu geringe Aufnahme von Calcium und Vitamin D3 fördern die Entstehung und das Fortschreiten einer Osteoporose. Die senile und die postmenopausale Osteoporose gehören in die Gruppe der primären Osteoporosen, die rund 95 Prozent dieser Knochenerkrankung ausmachen. Während den restlichen 5 Prozent – den sekundären Osteoporosen – meist endokrine Störungen (z.B. Hypercortisolismus, Hyperthyreose) oder bestimmte Arzneimittel zugrunde liegen.

Alarmierende Zahlen

Mehr als ein Viertel aller Menschen über 50 leidet in Deutschland an einer Osteoporose. Und bei Frauen in dieser Altersgruppe sind es sogar 39 Prozent. In Deutschland werden jedes Jahr mehr als 330.000 Knochenbrüche registriert, davon sind rund die Hälfte wirbelsäulen- und hüftnahe Frakturen. Über 30.000 Patienten versterben an den Folgen. Kritik gibt es seit Jahren an der medizinischen Versorgung der Osteoporose-Patienten: Die Versorgungssituation dieser Kranken ist im Vergleich mit anderen EU-Ländern auf dem niedrigsten Niveau. Nur 12 Prozent der therapiebedürftigen Patienten werden in Deutschland effizient behandelt. Der Durchschnitt in den anderen EU-Ländern liegt über 30 Prozent.

Hormonelle Calcium- und Phosphatregulation

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Calcitonin und Calcitriol

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UAW: Osteoporose und erhöhtes Sturzrisiko

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Basis-Therapie überarbeitet!

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Anschrift des Verfassers:
Ernst-Albert Meyer
Fachapotheker für Offizin-Pharmazie
und Medizin-Journalist
Oldendorfer Str. 44
31840 Hessisch Oldendorf

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Naturheilpraxis 3/2013