Knochensystem

Beinwell (Symphytum officinale)

Die „Arnika der Knochen“ für die Behandlung von Arthrose und Fraktur

Margret Rupprecht

Manchmal erzählt eine Anekdote mehr über das Wesen einer Heilpflanze als jede botanische oder pharmakologische Beschreibung: „Spaßmacher ließen einen Bauern Muskatwein, in den sie Symphytum getan hatten, trinken. Seine Kehle zog sich so sehr zusammen, dass er nicht einmal mehr seinen Speichel hinunterschlucken konnte“ (Heschtetterus). Wie sehr das Zusammenziehende im Zentrum der Beinwellwirkung steht, verraten auch die deutsche und lateinische Bezeichnung der Pflanze: Das Wort Bein hat sich aus dem germanischen baina – Knochen entwickelt und bezeichnete ursprünglich nicht nur die unteren Extremitäten, sondern das gesamte Skelett. Noch heute lebt diese Bedeutung im Wort Gebeine wieder, das man allerdings nur noch auf Grabinschriften oder in altertümlichen kirchlichen Texten findet.


Der zweite Wortbestandteil, –well, zeitet sich vom älteren wellen oder wallen ab. Das Wort wurde in der alten Medizin für viele Körpervorgänge gebraucht, bei denen man zum Ausdruck bringen wollte, dass etwas in Bewegung ist. Die lateinische Bezeichnung Symphytum nimmt diese Zusammenhänge auf, denn sie leitet sich vom Altgriechischen symphyein – zusammenwachsen ab. Beinwell, in manchen Gegenden auch Wallwurz genannt, zieht Gewebe zusammen, festigt sie und stärkt ihre Konsistenz. Das macht die Wallwurz zu einer der wertvollsten Heilpflanzen in der Behandlung von Knochenbrüchen und arthrotischen Symptomen.

Symphytum officinale ist eine kräftige Staude, die bis zu anderthalb Meter hoch werden kann. Sie hat eine dicke, spindelförmige und leicht ästige Wurzel, die außen schwarz und innen weiß ist und viel Schleim enthält. Der Beinwellstängel hat große, unten eiförmige und oben lanzettliche Blätter, die wie alle grünen Teile der Pflanze rauhaarig-borstig sind. Beinwellblüten sind dunkelpurpur bis violett und bilden lange, überhängende Doppelwickel. Die kleinen Früchte sind schwarz und sitzen zu viert in einem Kelch. Beinwell braucht reichlich Feuchtigkeit und Nährstoffe. Trockene Böden und schattige Standorte meidet er, während er gerne an Bachufern und auf Streuwiesen wächst. Symphytum officinale blüht von Mai bis August. Er ist eine sehr vitale Pflanze und ihr Blühprozess ist kräftig.

Medizingeschichte

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Pharmakologie und Indikationen

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Literatur:
Ursel Bühring: Praxis-Lehrbuch der modernen Heilpflanzenkunde. Grundlagen – Anwendung – Therapie. Sonntag Verlag, Stuttgart 2005
Friedemann Garvelmann: Pflanzenheilkunde in der Humoralpathologie. Pflaum Verlag, München 2000
Kluge: Etymologisches Wörterbuch der Deutschen Sprache. Walter de Gruyter, Berlin 2002
Gerhard Madaus: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Band 11. Mediamed Verlag, Ravensburg 1990
Wilhelm Pelikan: Heilpflanzenkunde I. Verlag am Goetheanum, Dornach 1999
Peter Pitzen, Helmut Rössler: Orthopädie. Urban & Schwarzenberg, München 1998
Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch. Walter de Gruyter, 259. Auflage, Berlin 2002
Heinz-Hartmut Vogel: Wege der Heilmittelfindung. Band 2. Natur – Mensch – Medizin – Verlagsgesellschaft, Bad Boll 2000
Rudolf Fritz Weiß: Lehrbuch der Phytotherapie. Hippokrates Verlag, Stuttgart 1991
Hildebert Wagner, Markus Wiesenauer: Phytotherapie – Phytopharmaka und pflanzliche Homöopathika. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 2003
Max Wichtl (Hrsg.): Teedrogen und Phytopharmaka. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2002

Anschrift der Verfasserin:
Margret Rupprecht
Heilpraktikerin und Medizinjournalistin
Hohensalzaer Str. 6a
81929 München

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Naturheilpraxis 3/2013